7. September 2020
Leben mit Neurodermitis: Alltag oder Teufelskreis? – Ein Patient berichtet anlässlich des Internationalen Neurodermitis-Tages
Wer bereits seit Säuglingsalter von Neurodermitis betroffen ist, für den gehören ständiger Juckreiz, schuppige Haut und das Vermeiden von Triggerfaktoren, also Reize, die die Symptome verschlimmern können, zum Alltag. Das kennt auch Max, der anlässlich des Internationalen Neurodermitis-Tages (World Atopic Eczema Day) am 14. September über seine Erfahrungen mit der Erkrankung berichtet. Der 31-Jährige kennt kein Leben ohne Neurodermitis. Bereits mit 11 Monaten erhielt er die Diagnose „atopische Dermatitis“, wie die chronisch-entzündliche Hautkrankheit in der Fachsprache heißt. Vor allem im Kindesalter war er sehr stark betroffen und hatte mit dem oft quälenden Juckreiz zu kämpfen. Mit der Zeit hat sich seine Neurodermitis dann verändert, und zwar nicht nur in welcher Form, sondern auch wo sie auftritt. So ist Max mittlerweile hauptsächlich im Gesicht und am Hals betroffen.
Neurodermitis kann unberechenbar sein
„Eigentlich reagiere ich eh auf alles, was es so gibt“, sagt Max, der neben Neurodermitis auch unter diversen Allergien leidet. Das ist keine Seltenheit: Atopische Dermatitis ist eine systemische Erkrankung, die oft gemeinsam mit weiteren Erkrankungen des sogenannten atopischen Kreises auftritt. Dazu gehören u. a. allergische Reaktionen wie Asthma und Heuschnupfen. Atopisch bedeutet Neigung zu Überempfindlichkeit. Diese wird durch Triggerfaktoren wie Umwelteinflüsse, Wasch- oder Lebensmittel bedingt.1-4 Zu Max‘ Lebensalltag gehört es, auf diese Triggerfaktoren zu achten und sie – soweit möglich – zu umgehen. Was anstrengend genug klingt, wird zusätzlich noch erschwert: „Mein Körper reagiert immer anders auf die unterschiedlichen Reize und es sind einfach zu viele, als dass ich alle vermeiden könnte“, so Max.
Neben äußeren Faktoren spielen auch innere Faktoren wie Stress und Emotionen eine zentrale Rolle für Menschen mit Neurodermitis – und zwar egal ob positive oder negative Gefühle. Klar, äußere Faktoren wie bestimmte Lebensmittel oder Hautpflegeprodukte kann man meiden – Stress und Emotionen lassen sich jedoch nur bedingt kontrollieren. „Das ist schon ein Teufelskreis“, berichtet Max, „Wenn ich beispielsweise weiß, ich habe einen wichtigen Geschäftstermin, will ich natürlich nicht, dass die Neurodermitis so präsent ist in meinem Gesicht. Aber dann mache ich mir automatisch Gedanken darüber, und schon wird es schlimmer“.
(K)eine erträgliche Normalität?
Was Max jedoch auszeichnet, ist seine positive und gelassene Art, mit der er die Erkrankung meistert. Vieles nimmt er mit Humor, denn die Neurodermitis ist Teil seines Alltags geworden. Doch auch Max wünscht sich, dass es endlich Therapien gibt, die nicht nur die Symptome der Neurodermitis lindern, sondern die Ursache bekämpfen. Und da ist Max nicht allein: Es gibt viele Menschen mit Neurodermitis, die sehr stark betroffen sind und für die sie keine „erträgliche Normalität“ ist. Viele Patienten, bei denen sich die Erkrankung vor allem durch starken Juckreiz äußert, berichten von weitreichende Auswirkungen auf ihre Lebensqualität wie Schlafmangel, Schamgefühl oder Einschränkungen im Privat- und Berufsleben.5 Neurodermitis spielt sich eben nicht nur auf der Haut ab, sondern auch darunter, weswegen der Wunsch nach Linderung groß ist.
Internationaler Neurodermitis-Tag (World Atopic Eczema Day)
Am 14. September findet jährlich der Internationale Neurodermitis-Tag (World Atopic Eczema Day) statt. Ziel des Tages ist es, über die atopische Dermatitis, auch atopisches Ekzem genannt, aufzuklären und zu sensibilisieren, um so mehr Verständnis für die Krankheit selbst aber vor allem für die Betroffenen zu schaffen. Der Tag rückt die Erkrankung in den Fokus und zeigt die Notwendigkeit für eine stärkere Unterstützung der Patienten und mehr Behandlungsoptionen der Neurodermitis auf.
Quellen:
1Neurodermitisportal. https://www.neurodermitisportal.de/ursprung-des-namens-fuer-neurodermitis-und-weitere-bezeichnungen/ (zuletzt abgerufen am 30.07.2020).
2Leitlinie der Deutschen Dermatologischen Gesellschaft (DDG). https://www.awmf.org/uploads/tx_szleitlinien/013-027l_S2k_Neurodermitis_2020-06-abgelaufen.pdf (zuletzt abgerufen am 30.07.2020).
3Brückmann H et al., Deutsche Apotheker Zeitung. 2018;31:42-45
4Weidinger S et al., Nat Rev Dis Primers. 2018;4(1).
5Ring J et al., JEADV. 2019;33:1331–1340.