4. Juni 2020

Nehmen Sie Veränderungen beim Schlucken ernst!

Wenn Parkinson die für das Schlucken notwendigen Bewegungsprozesse beeinflusst, kann es sein, dass Flüssigkeiten und feste Nahrung nicht mehr reibungslos durch Mund und Speiseröhre in den Magen transportiert werden können. „Irgendwann im Verlauf der Erkrankung ist bei mehr als 80 Prozent der Menschen mit Parkinson das Schlucken verändert“, weiß Dr. Paul Muhle, Assistenzarzt an der Klinik für Neurologie des Universitätsklinikums Münster. „Relevante Schluckstörungen sind dabei in jedem Stadium der Erkrankung möglich, aber bei fortgeschrittenem Parkinson deutlich häufiger.“

Viele Patienten würden dies allerdings gar nicht bemerken. „Einer der Gründe ist wahrscheinlich eine verminderte Empfindung am Rachen“, erklärt der Neurologe. „Häufig spüren die Betroffenen dann nicht ausreichend, was im Rachen passiert. Schluckstörungen können genauso wie die Bewegungsfähigkeit zu verschiedenen Zeiten unterschiedlich stark ausgeprägt sein, beispielsweise abhängig von der Medikamentenwirkung. Sie werden also gar nicht immer gleich wahrgenommen.“ Typisch sei auch, dass Betroffene sagen: „Ich habe zwar bemerkt, dass ich nicht mehr so gut schlucken kann wie früher. Aber ich dachte, das sei eine typische Alterserscheinung.“

Auffälligkeiten mit dem Arzt besprechen

Wer Veränderungen bemerkt, sollte umgehend mit seinem Arzt darüber sprechen. Denn Schluckprobleme beeinflussen nicht nur die Lebensqualität. „Wenn jemand aufgrund von Schluckproblemen weniger isst oder manche Nahrungsmittel weglässt, kann das zu Mangelernährung und auch Flüssigkeitsmangel führen“, erläutert Dr. Muhle. „Ebenso können oral eingenommene Parkinson-Medikamente ungenügend oder schwankend wirken – nämlich dann, wenn eine Tablette aufgrund der Schluckstörungen unbemerkt im Hals stecken bleibt und nicht dorthin gelangt, wo sie wirken kann.“ Kommt es bei weit fortgeschrittener Erkrankung zu starken Schluckstörungen, könne es auch vorkommen, dass feste oder flüssige Nahrung in die Lunge gerät und dort Entzündungen bewirkt. „Solche Lungenentzündungen sind die häufigste Todesursache bei Parkinson.“

Darauf sollten Sie achten

Anzeichen für Schluckstörungen können Husten oder eine belegte Stimme unmittelbar nach dem Trinken sein. Auch das Gefühl, es ist etwas im Hals steckengeblieben und übt Druck aus oder eine weniger gleichmäßige Wirkung von oral eingenommenen Medikamenten können Veränderungen anzeigen. Des Weiteren können wiederholt auftretende Infekte der Atemwege, eine ungewollte Gewichtsabnahme über mehrere Monate und ein geringes Körpergewicht (Body-Mass-Index, kurz BMI, unter 20) auf Schluckstörungen hindeuten.

Therapie und Kostumstellung

Schluckbeschwerden können teilweise mit Logopädie behandelt werden, zum Beispiel mit dem Lee Silverman Voice Treatment (LSVT LOUD). „Spricht die Schluckstörung auf den Wirkstoff L-Dopa an, bringt womöglich auch eine Anpassung der Medikamente Verbesserung“, weiß der Facharzt. Zusätzlich sei eine Anpassung der Kost ratsam, um das Risiko für Folgeerscheinungen der Schluckstörung zu senken.