16. Mai 2022
Sinkende Infektionszahlen für Hepatitis C – Trügt der Schein?
Um etwa ein Viertel ist die Zahl der bekannten Infektionen mit dem Hepatitis-C-Virus (HCV) im Jahr 2020 gegenüber dem Vorjahr zurückgegangen. Dem Robert-Koch Institut (RKI) wurden insgesamt 4.542 Fälle von Hepatitis C übermittelt, 2019 waren es noch 5.940 Fälle.1
Eine positive Nachricht? Ja, aber sie ist mit großer Vorsicht zu bewerten. Denn die Corona-Pandemie und die dadurch verursachte hohe Belastung des Gesundheitssystems hatten zur Folge, dass im Jahr 2020 insgesamt weniger meldepflichtige Infektionskrankheiten erfasst, gemeldet und übermittelt wurden. Im Zusammenhang mit den HCV-Infektionen ist wichtig zu wissen, dass während des ersten Lockdowns zwischen März und Mai 2020 nur ein Drittel der Sprechstunden in Leberambulanzen unverändert angeboten werden konnten.1
Dennoch könnte die Pandemie indirekt durch die COVID-19-Maßnahmen aber auch zu einer tatsächlichen Abnahme neuer HCV-Infektionen beigetragen haben. Denkbar ist etwa ein vermindertes Risikoverhalten z.B. durch weniger wechselnde Sexpartnerinnen und -partner während des Lockdowns. Denn Hepatitis C kann u. a. durch verletzungsanfällige Sexualpraktiken übertragen werden. Hingegen dürften die Maßnahmen im Rahmen der Pandemie für Menschen mit injizierendem Drogenkonsum das Risiko einer HCV-Infektion eher vergrößert haben. Denn für sie wurde es schwieriger, Drogen in geschütztem Rahmen und sicher zu konsumieren.1
Aufklären und Testen
Daraus folgt, dass der aktuell zu beobachtende Rückgang der gemeldeten HCV-Infektionen, zwar ein willkommener Schritt in Richtung Elimination wäre, sich noch nicht abschließend bewertet lässt.1 Auch weiterhin sind Aufklärung und regelmäßiges Testen die wichtigsten Faktoren in der Bekämpfung des HCV. Denn die vielfach symptomlos verlaufende Infektion bleibt häufig lange unentdeckt. Ohne Behandlung kann eine chronische Hepatitis-C-Erkrankung zu einer nachhaltigen Schädigung der Leber führen.
Lass das mal checken!
Als wichtiges Werkzeug um bisher unerkannte HCV-Infektionen zu erkennen, werteten die Deutsche Leberstiftung und eine Gruppe führender europäischer Forscher, Gesundheitsexperten und Patientenfürsprecher in ihrem gemeinsamen Positionspapier das kürzlich eingeführte Screening auf Hepatitis B und C im Rahmen der „Gesundheitsuntersuchung“ (vormals „Check-up 35“).2
Im Rahmen dieses von der Krankenasse bezahlten Screenings können gesetzlich Versicherte ab dem vollendeten 35. Lebensjahr alle drei Jahre einen allgemeinen Gesundheits-Check bei ihrem Hausarzt durchführen lassen. Dabei haben sie einmalig die Möglichkeit, sich auf eine Infektion mit HCV untersuchen zu lassen.3 Eine große Chance, denn: Gegen HCV gibt es mittlerweile neue, hochwirksame und besser verträgliche Therapien. Darum am besten gleich zum Screening anmelden.
Mehr zur Gesundheitsuntersuchung ab 35: https://www.abbvie-care.de/news/hepatitis-c-screening-beim-gesundheits-check-up-kommt-ab-herbst/#hepatitis-c
Quellen:
1 https://www.rki.de/DE/Content/Infekt/EpidBull/Archiv/2021/Ausgaben/28_21.pdf?__blob=publicationFile
2 https://www.deutsche-leberstiftung.de/presse/meldungen/dls_presse_pm_22-03_strategietreffen-virushepatitis/
3 https://www.krebsgesellschaft.de/onko-internetportal/basis-informationen-krebs/vorsorge-und-frueherkennung/der-check-up-35.html
DE-VHCV-220089