5. Oktober 2020

Weniger Wirkschwankungen, mehr Lebensqualität

Wenn Morbus Parkinson fortschreitet, können sich mit der Erkrankung verbundene Beschwerden oder die Wirkung der Parkinson-Medikamente verändern. Möglich sind zum Beispiel häufigere Phasen von Muskelsteifheit, schlechtere Beweglichkeit oder Phasen mit ungewollten überschießenden Bewegungen.

Einschränkungen wie diese beeinflussen die Lebensqualität der Betroffenen erheblich. Doch niemand muss sie einfach hinnehmen. Die moderne Medizin bietet Möglichkeiten, die Beschwerden besser in den Griff zu bekommen. „Eine veränderte Dosierung kann dann oft helfen“, erklärt PD Dr. Martin Wolz, Chefarzt der Klinik für Neurologie und Geriatrie des Elblandklinikums Meißen. „Grundsätzlich gilt die Devise: So viel Wirkstoff wie nötig, so wenig wie möglich. Es ist wichtig, dass sich die Betroffenen immer möglichst gut fühlen und ihre Lebensqualität weitestgehend erhalten bleibt.“

Die Therapie den Lebensumständen anpassen

Für die Therapieentscheidung sei zu berücksichtigen, wie sich Parkinson individuell zeigt, wie alt jemand ist und was sie oder er von der Behandlung erwartet. So hätten jüngere Menschen, die im Berufsleben stehen oder Familie haben, andere Ansprüche als ältere Menschen. „Sie entscheiden sich daher oft schneller für eine höhere Dosierung, um ihren Alltag meistern zu können“, erlebt der Neurologe.

In anderen Fällen scheinen die Parkinson-Medikamente nicht mehr richtig zu wirken. Solche „Wirkschwankungen“ können unter anderem auf einer ungleichmäßigen Medikamentenwirkung oder einer abnehmenden Speicherfähigkeit des Gehirns für Dopamin beruhen. Die Beweglichkeit verringert sich dann trotz regelmäßiger Medikamenteneinnahme schneller und öfter. Oder sie lässt schon vor der nächsten geplanten Dosis nach.

Beobachtungen mit dem Arzt besprechen

Sprechen Sie über Wirkschwankungen Ihrer Medikamente mit Ihrem Arzt. Er kann womöglich gegensteuern, indem er Ihr tägliches Einnahmeschema verändert. Die einzelnen Dosen sind dann geringer, folgen aber schneller aufeinander. „Das kann die Schwankungen bereits verringern“, informiert Dr. Wolz. „Zudem können zusätzliche Parkinson-Medikamente helfen.“

Eine wichtige Voraussetzung für rechtzeitige Therapieanpassungen ist, dass Ihr Arzt möglichst viel über das Zusammenspiel von Beschwerden und Medikamenteneinnahme weiß. Entsprechend sollten Sie mit ihm offen über Ihre Beobachtungen sprechen. Die Beschreibungen von Angehörigen können eine wertvolle Ergänzung sein, da sie einen anderen Blickwinkel haben.

Weitere Therapieoptionen

Reicht eine Anpassung der Medikamente nicht aus, können andere Therapiemöglichkeiten in Betracht gezogen werden: Die Levodopa-Pumpe bringt den Wirkstoff durch den Dünndarm direkt in den Stoffwechsel. Mit der Apomorphin-Pumpe werden die Wirkstoffe durch die Haut in den Stoffwechsel gebracht. Bei der Tiefen Hirnstimulation sollen zwei operativ in das Gehirn eingesetzte und von außen kontrollierte Elektroden Wirkschwankungen mindern.

„Sicher ist es ein Schritt, sich für eine dieser Möglichkeiten zu entscheiden“, betont Dr. Wolz. „Wenn jemand stark unter Wirkungsschwankungen leidet, können diese Maßnahmen jedoch eine große Hilfe sein.“ Ob einer dieser Wege im individuellen Fall infrage kommt, gilt es in offenen Gesprächen mit dem Arzt und den Angehörigen zu klären.“