Das Leben genießen

Autor: Petra Sperling | 03/2018

Disclaimer: Der Text ist aus dem Jahr 2014 und wurde seitdem nicht mehr überarbeitet.

„Lebensqualität heißt für uns, möglichst alles erleben zu können, was wir gerne machen – Freunde treffen, Tanzen oder ins Theater gehen zum Beispiel“, beschreibt Heidi Andriessen. Die Parkinson-Erkrankung ihres Mannes, der im Gespräch mit der Redaktion lieber im Hintergrund bleibt, ließ mit der Zeit jedoch immer weniger Unternehmungen zu. „Vor vier Jahren ging dann kaum noch etwas“, blickt die 76-Jährige zurück. „Trotz vieler Tabletten täglich litt mein Mann unter starken Überbewegungen oder ‚fror‘ plötzlich ein und kam nicht mehr von der Stelle. Er hatte zunehmend Angst, das Haus zu verlassen. Das hat ihn sehr bedrückt und uns beide stark belastet. Wir fühlten uns unglaublich eingeschränkt und uns war klar: So kann es nicht bleiben.“

Unternehmungen und soziale Kontakte fördern Lebenslust und Wohlbefinden.

Allgemein wird mit „Lebensqualität“ die subjektive Wahrnehmung bezeichnet, wie jemand seine persönlichen Ziele, Erwartungen und Anliegen umsetzen kann und wie wohl und zufrieden er sich in seinem Dasein fühlt. Mittlerweile spielt sie auch in der Medizin eine große Rolle. Gerade Therapien, die einen Menschen in seinem Leben täglich begleiten, beziehen immer mehr ein, dass der Betroffene so weit wie möglich seine Interessen und Wünsche leben kann.

Wichtige Eigenständigkeit

Im Alltag mit einer Parkinson-Erkrankung stehen dem vor allem Depressionen oder Einschränkungen wie Tagesmüdigkeit entgegen. „Im motorischen Bereich, also bei der Beweglichkeit, macht es Betroffenen am meisten zu schaffen, wenn sie sich infolge von Wirkschwankungen ihrer Medikamente manchmal schlecht oder kaum bewegen können“, erläutert Prof. Dr. Per Odin Das Leben genießen . „Kommen solche Phasen unvorhergesehen auf, setzt ihnen das umso mehr zu.“ Darüber hinaus würden Selbstbewusstsein und Lebensqualität leiden, wenn jemand feststellen muss, dass er seinen Alltag nicht mehr gut alleine stemmen kann.

Prof. Dr. Per Odin ist Oberarzt und Leiter der Parkinsonambulanz der Neurologie des Klinikum Bremen-Nord.

Entsprechend sei es ein zentrales Therapieziel, die Lebensqualität zu erhalten oder zu verbessern. Das Leben genießen „Dafür sollte man zum einen direkt behandeln“, urteilt der erfahrene Neurologe. „Ganz gleich, ob es um den Therapiestart nach der Diagnose geht, den Einsatz einer Medikamentenpumpe oder die Tiefe Hirnstimulation – alles spricht dafür, nicht zu lange zu warten.“ Zum anderen falle in die Waagschale, was dem Erkrankten besonders am Herzen liegt. Möchte er vor allem weiterhin Sport treiben können? Zeichnet oder bastelt er gern und wünscht er sich dafür eine ruhige Hand? Stresst es ihn, mehrmals täglich Tabletten einnehmen zu müssen? Betroffene sollten mit ihrem Arzt ausführlich über ihre Vorstellungen sprechen. Ebenso sollten sie offen sagen, wo sie Schwierigkeiten haben – auch wenn es sich um vermeintlich unangenehme Themen wie psychische Probleme oder sexuelle Störungen handelt. „Nur wenn der Neurologe einschätzen kann, was seinen Patienten am meisten belastet, woran ihm besonders viel liegt und was Lebensqualität für ihn ausmacht, kann er die Therapie danach ausrichten“, betont Prof. Dr. Odin.

Realistische Vorstellungen

Grundlegend für die persönliche Zufriedenheit ist zudem, die Erwartungen nicht zu hoch zu schrauben. „Der Abstand zwischen Wunsch und Wirklichkeit entscheidet, wie glücklich man ist“, sagt der Experte, der mit seinem Team viele Parkinson-Erkrankte zu ihrer Lebenssituation und Lebensqualität befragt hat. „Menschen mit Parkinson und auch ihre Angehörigen sollen daher versuchen, ihre Ansprüche und Aktivitäten an das anzupassen, was sich mit einer Therapie realistisch erreichen lässt. Dass die Erkrankung in ihren Alltag hineinspielt, lässt sich leider nicht ändern. Wer das in seine Lebensplanung einbezieht, wird zufriedener sein als jemand, der unerfüllbare Erwartungen hat.“ Zusätzlich sollten Betroffene und Angehörige informiert sein, was eine Therapie leisten kann und was nicht.

Wer Parkinson akzeptiert, kann den Alltag besser planen.

Für jeden Parkinson-Erkrankten ist es wichtig, aus allen zur Verfügung stehenden Therapieformen die für ihn passende Therapie zu erhalten. Der 77-jährige Günter Andriessen ist seit der Umstellung auf eine Medikamentenpumpe wieder deutlich beweglicher. Für ihn und seine Frau hat sich dadurch vieles verbessert. „Wir leben wieder aktiver und freuen uns jeden Tag über die zurückgewonnene Lebensqualität“, berichtet Heidi Andriessen. Auch ihnen war es wichtig, mit realistischen Erwartungen in die Therapie zu starten. Im Alltag hilft ihnen zusätzlich ihre positive Einstellung. „Man darf nicht ständig dem hinterhertrauern, was nicht mehr geht“, sagt Heidi Andriessen. „Das Leben ist lebenswerter, wenn man das Hier und Jetzt genießt.“

Was ist Ihnen wichtig?

Machen Sie den Test! Welche Lebensbereiche liegen Ihnen besonders am Herzen? Die Partnerschaft? Die Kinder? Freizeit oder Arbeit? Wie zufrieden sind Sie in den einzelnen Bereichen? Wo müsste sich am ehesten etwas ändern? Der „SMILE“-Test hilft ihnen herauszufinden, was sie möglicherweise unzufrieden macht und wie sie mehr Lebensqualität empfinden könnten. Unter www.psychotherapie-muenchen.de/forschung/lebenssinn-smile können Sie den Test online durchführen.

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