Die täglichen Medikamente im Griff

Autor: Petra Sperling | 03/2018

Priv.-Doz. Dr. Tino Prell ist Oberarzt an der Klinik für Neurologie des Universitätsklinikums Jena und Leiter des Bereichs Bewegungsstörung / Parkinson / THS

Bei Parkinson produzieren zunehmend weniger Zellen im Gehirn den wichtigen Botenstoff Dopamin. Gleichzeitig können Ersatzstoffe wie zum Beispiel L-Dopa, die als Medikamente in den Körper gelangen, nicht mehr so gut gespeichert werden. Im Verlauf der Erkrankung müssen Parkinson-Medikamente daher in kürzeren Abständen und damit mehrmals täglich eingenommen werden. „Man kann sich das vorstellen wie bei einem Tank, der an Speichervermögen verliert“, verdeutlicht Dr. Tino Prell. Die täglichen Medikamente im Griff „Anfangs nimmt er 100 Liter auf und der Fahrer kann ohne Pause lange Strecken zurücklegen. Fasst der Tank irgendwann nur noch 50 oder 20 Liter, muss der Fahrer häufiger nachtanken – und das rechtzeitig, bevor der letzte Tropfen Sprit verbraucht ist, der Motor bockt und der Wagen sich nicht mehr von der Stelle rührt.“

Veränderungen in der Wirksamkeit der Medikamente beginnen oft schleichend. Entsprechend sollten Parkinson-Betroffene und auch Angehörige im Alltag aufmerksam darauf achten, wie gut und wie lange die eingenommenen Tabletten wirken. „Ein früher als gewohnt beginnendes Zittern, schneller steif werdende Muskeln oder innere Unruhe und Angstgefühle können beginnende Wirkschwankungen anzeigen“, beschreibt der Neurologe. „Um gegenzusteuern, wird der richtige Zeitpunkt der Medikamenteneinnahme immer wichtiger.“ Ebenso kann der zeitliche Abstand zu den Mahlzeiten eine Rolle spielen. Ihr Arzt oder Ihr Apotheker können Ihnen hierzu entsprechende Informationen geben. „L-Dopa ähnelt dem Eiweiß in Lebensmitteln und wird schlechter aufgenommen, wenn sich im Magen gleichzeitig Eiweiße aus der Nahrung befinden“, erläutert Dr. Prell. „Wir empfehlen, die Parkinson-Tabletten eine halbe Stunde vor dem Essen einzunehmen.“

Für die Organisation über den Tag gibt es eine Reihe praktischer Hilfsmittel. „Viele Betroffene stellen sich ihre benötigten Tabletten vorab für die ganze Woche zusammen“, erlebt der Mediziner. Gut geht das mit Pillenboxen aus der Apotheke. Weitere nützliche Helfer sind Wecker, Timer oder kleinere Anwendungsprogramme auf Computern, Smartphones und Tablets, sogenannte Apps, die akustisch an die nächste Tablette erinnern. „Gegebenenfalls können Angehörige unterstützen und den Betroffenen darauf aufmerksam machen, dass es Zeit für sein Medikament ist“, rät der Neurologe.

Ein passendes Schema finden

Damit die regelmäßige und pünktliche Einnahme der Medikamente gut klappt, sollte generell das Einnahmeschema so einfach wie möglich gehalten werden. „Je einfacher das Medikationsschema ist, umso wahrscheinlicher ist es, dass Betroffene ihre Therapie auf Dauer auch einhalten können“, urteilt Dr. Prell. „Arzt und Patient sollten daher gründlich besprechen, wie im jeweiligen Fall eine wirksame und zugleich gut zu handhabende Strategie aussehen kann.“ Vielleicht kommen auch weitere Therapiemöglichkeiten zur Sprache, zum Beispiel die Aufnahme der Wirkstoffe über eine Medikamentenpumpe oder eine Tiefe Hirnstimulation. Darüber hinaus sollte sich der Fahrplan in den individuellen Tagesablauf einfügen. „Die Tabletten sollen den Betroffenen das Leben nicht erschweren, sondern ihnen helfen, im Alltag gut zurechtzukommen“, betont Dr. Prell.

Sprechen Sie mit Ihrem Arzt, wenn Ihre Tabletten anders wirken als gewohnt.

Betroffene sollten zudem gut darüber Bescheid wissen, warum sie die Medikamente einnehmen, wie sie wirken und weshalb feste Einnahmezeiten wichtig sind. „Die meisten können die Empfehlungen Ihres Arztes dann besser einhalten“, stellt der Facharzt fest. Darüber hinaus bemerken informierte und aufmerksame Betroffene schneller eventuelle Wirkschwankungen. „Wer es nicht weiß, glaubt womöglich, er müsste es bei einer fortschreitenden Erkrankung wie Parkinson hinnehmen, dass eine einzelne Dosis irgendwann kürzer wirkt oder er zunehmend mehr Tabletten einnehmen muss“, sagt Dr. Prell. „Womöglich kann eine Anpassung der Medikamente aber gut helfen. Ebenso lässt sich dann rechtzeitig darüber nachdenken, ob statt mehrerer Tabletten täglich ein kontinuierliches Therapieverfahren die bessere Lösung sein könnte.“

Medikamente nach Bedarf

Wer die Wirkung seiner Medikamente gut kennt, kann die Einnahme hin und wieder nach Bedarf gestalten. Diese Flexibilität kann viel Lebensqualität bringen. „Wer zum Beispiel ein Konzert besuchen möchte, etwas aufgeregt ist und verhindern möchte, dass er während der Aufführung zu zittern beginnt, kann vorher möglicherweise eine Medikamentendosis extra nehmen“, erläutert Dr. Prell. „Es sollten nicht jeden Tag drei Tabletten mehr werden. Aber hin und wieder eine zusätzliche Dosis vor geplanten Aktivitäten ist nach Rücksprache mit Ihrem behandelnden Arzt vollkommen in Ordnung.“

Medikamentenplan zum Download unter
www.parkinson-medikamentenplan.de

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