„Man bekommt einfach Lust auf Bewegung!“

Autor: Torsten Bless | 06/2016

Sport ist für Menschen mit Parkinson eine wirksame Möglichkeit, sich ihre Bewegungsfähigkeit weitgehend zu erhalten. Sehr beliebt sind Übungen im Wasser – als ein sanftes Training, das gleichzeitig Spaß macht.

Zwei- bis dreimal die Woche Sport

„Leben ist Bewegung, und ohne Bewegung findet Leben nicht statt.“ Dieser Satz des Malers und Erfinders Leonardo da Vinci treffe im besonderen Maße auf Menschen mit Parkinson zu, findet Ella Lehmann-Mohr. Sie ist fachliche Leiterin für Physiotherapie im Therapiezentrum Team Mohr in Osnabrück. „Bei vielen Betroffenen werden die Schrittfolgen immer kleiner. Auch ihre Reaktionsfähigkeit nimmt ab. Alltägliche Verrichtungen werden mühsamer oder dauern länger“, sagt sie. „Wer hier nicht rechtzeitig gegensteuert, entwickelt womöglich Haltungsschäden, Muskelschwund, Kreislauf- oder Atemprobleme oder wird übergewichtig. Das beeinträchtigt auch das seelische Wohlbefinden.“ Wer schon bald nach der Diagnose aktiv werde, bewahre sich seine Beweglichkeit länger, so die Expertin: „Es ist wichtig, gleich in einer frühen Phase regelmäßig zwei- bis dreimal in der Woche Sport zu treiben und das möglichst dauerhaft beizubehalten.“

Beweglich zu sein, wirkt sich auch auf das seelische Wohlbefinden sehr positiv aus.

Bewegung im Wasser macht Spaß

Eine gute Idee ist es, schwimmen Wassergymnastik fördert auf sanfte Weise die Beweglichkeit zu gehen und die Leichtigkeit von Bewegungen im Wasser zu nutzen. Besonders wirkungsvoll ist gezielte Wassergymnastik. „Gerade wenn die Krankheit noch nicht weit fortgeschritten ist, kann man damit wunderbar arbeiten“, stellt Frau Lehmann-Mohr fest. „Im Wasser aktiv zu sein, macht viel Freude. Man bekommt einfach Lust, sich zu bewegen.“

Trainiert wird in der Regel in kleinen und seichten Becken, eine Wassertemperatur zwischen 27 bis 31 Grad ist ideal. „Die Teilnehmer haben einen stabilen Stand und immer Haltemöglichkeiten in der Nähe“, beschreibt die erfahrene Physiotherapeutin. Besonders hilfreich sei der Auftrieb. Im nassen Element sind nur noch zehn Prozent des normalen Eigengewichts spürbar. „Das unterstützt die Bewegungen. Betroffene, die an Land mit Gleichgewichtsproblemen zu tun haben, finden hier mehr Sicherheit und können ihre Koordination trainieren“, weiß Ella Lehmann-Mohr.

Häufig unterstützt Musik die Übungen. „Man kann ganz wunderbar mit rhythmischen Klängen arbeiten, zum Beispiel mit Märschen. Der Kursleiter klatscht dazu oder gibt Kommandos. So bekommen die Teilnehmer ein Gefühl für Takt und Bewegung.“ Auch der Widerstand des Wassers lasse sich nutzen. „Mit schönen, langsamen Bewegungen kann man ein tolles Krafttraining machen.“

Ein Training in der Gruppe motiviert

Besonders viel Spaß mache Wassergymnastik in einer Gruppe, urteilt die Expertin. „Mitstreiter motivieren einen, wenn man keine große Lust hat. Sie holen einen schon mal von zu Hause ab oder stehen helfend zur Seite, damit man sicher ins Schwimmbecken gelangt.“

Zudem funktionierten viele Übungen zur Erweiterung der Bewegungs- und Koordinationsfähigkeit am besten in der Gemeinschaft. „Man kann in der Gruppe zum Beispiel einen Ball von links nach rechts reichen“, sagt die Physiotherapeutin. „Auch Tempowechsel und Start- und Stoppbewegungen lassen sich gut üben. Dabei lachen alle, egal in welchem Alter.“

Übungen mit einem Partner haben einen weiteren Vorteil. „Man hält sich gegenseitig fest und gibt sich Halt“, erläutert Ella Lehmann-Mohr. „Am Schluss einer Stunde machen wir Entspannungsübungen, dabei zieht zum Beispiel der eine den anderen durch das Wasser. Wer gezogen wird, schließt die Augen und genießt. Danach sind alle ganz bedächtig und glücklich.“

Idealerweise wird Wassergymnastik mit anderen Übungsformen oder Behandlungsmöglichkeiten kombiniert.

Erst die Kombination sichert den Erfolg

Bewegung im Wasser mache nicht nur fröhlich, sie bringe auch Erfolgserlebnisse, hat Ella Lehmann-Mohr beobachtet. „Viele merken, dass im Wasser leichter klappt, was sie an Land nicht so gut schaffen. Sie erlernen manche Bewegungen wieder und vergrößern ihren Radius.“

Allerdings sollte sich niemand auf diese Sportart beschränken, rät die Expertin. „Wassergymnastik ist eine schöne Ergänzung. Sie ersetzt aber keine Einzelgymnastik und andere Therapieformen, die den Bewegungsradius erweitern oder den Gleichgewichtssinn trainieren. Jeder kann sich aus diesen Methoden heraussuchen, was ihm guttut. Das erhöht die Chance, lange Zeit so beschwerdefrei wie möglich zu bleiben.“

Wie finden Sie zur Wassergymnastik?

  • Sprechen Sie mit Ihrem Arzt, wenn Sie sich für Wassergymnastik interessieren. Er kann Ihnen Rehabilitationssport verschreiben. In der Regel übernehmen die Krankenkassen die Kosten.
  • Nach Ablauf des Rezepts können Sie die Wassergymnastik als Selbstzahler fortsetzen. Die Preise dafür variieren je nach Praxis oder Einrichtung. Sprechen Sie Ihren Physiotherapeuten oder Kursleiter an.
  • Viele der etwa 450 Regionalgruppen der Deutschen Parkinson Vereinigung (dPV) bieten Wassergymnastik an. Erkundigen Sie sich bei einer dPV-Gruppe in Ihrer Nähe.
  • Die dPV hält eine DVD mit leichten Übungen zum Nachmachen bereit. Sie können sie für drei Euro unter bit.ly/wassergymnastik bestellen.
Laden Sie sich hier alle erschienen Parkour-Magazine herunter.

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