Mit dem Bobath-Konzept aktivieren und pflegen
Individuell angepasste Übungen und spezielle Prinzipien des Bobath-Konzepts können die Bewegungsfähigkeit von Parkinson-Erkrankten positiv beeinflussen. Angehörige können Betroffene bei der Umsetzung unterstützen und diese Prinzipien auch in der Pflege nutzen.
Autor: Petra Sperling | 03/2018
Das Bobath-Konzept nutzt die Erkenntnis, dass ein Gehirn lebenslang lernfähig ist: Ein gezieltes, wiederholtes Training kann Nervenzellen aktivieren und neu verknüpfen und so Bewegungsabläufe positiv beeinflussen. Entwickelt wurde das bewegungstherapeutische Konzept von der Physiotherapeutin Berta Bobath und ihrem Ehemann, dem Neurologen Karel Bobath.
„Ein zentrales Thema ist die problemlösende Herangehensweise“, erklärt
Physiotherapeutin aus Günzburg und international anerkannte Bobath-Instruktorin. „Es gibt nicht die eine, standardisierte ‚Bobath-Übung‘, sondern der Therapeut erfasst anhand einer sorgfältigen, problemorientierten Analyse die Fähigkeiten und die Bedürfnisse der Betroffenen. Hat jemand Schwierigkeiten beim Gehen, z. B. durch ‚Einfrieren‘ der Bewegung? Möchte er sich im Bett drehen oder sicher und flüssig aufstehen können? Daraus entwickelt der Therapeut im Rahmen der aktivierenden Therapien spezifische Übungen. Gerade auch bei Parkinson ist dieses Vorgehen unbedingt notwendig, denn jede Erkrankung hat einen individuellen Verlauf.“Gemeinsam lernen
Auch Angehörige können für die anfängliche Problemanalyse wichtige Zusatzinformationen liefern. „Sie haben einen anderen Blickwinkel als Betroffene, und es fallen ihnen vor allem alltagsrelevante Probleme auf“, beschreibt die erfahrene Therapeutin. „Ich bitte sie auch, unbedingt mit in die Therapiestunde zu kommen. Dann sehen sie, wie ich die spezifischen Übungen entwickle, die Betroffenen anleite und in welchem Tempo ich mit ihnen arbeite. Viele sagen hinterher: ‚Jetzt ist mir klar geworden, was wir zu Hause ändern sollten.‘“
Im Alltag können Angehörige die Betroffenen erinnern, die Bobath-Prinzipien umzusetzen. Dazu gehört zum Beispiel, sich eine Bewegung zunächst vorzustellen. „Das Gehirn wird dabei für die gewünschte Bewegung voraktiviert“, erläutert Fickert. „Das nutzen zum Beispiel auch Tänzer, wenn sie sich vorab mit geschlossenen Augen die Schritte versinnbildlichen, die sie ausführen wollen.“
Angehörige können Bobath-Techniken auch in der Pflege anwenden. „Um sich zum Beispiel im Bett zu drehen und dabei so aktiv wie möglich ‚mitzuhelfen‘, lernt der Betroffene, zuerst seinen schwersten Körperteil zu bewegen“, beschreibt Fickert. „Auf dem Rücken liegend stellt er die Beine an und legt die Hände an das Gesäß. Die Ellenbogen drückt er rechts und links etwas in die Matratze. Dann stellt er sich vor, dass er seinen Po leichter machen will und hebt ihn mit den Händen zu der gewünschten Seite. Dabei wollen die Beine automatisch zur anderen Seite kippen. Der Oberkörper kann ihnen folgen und die Drehung auf die Seite ist geschafft.“ Angehörige könnten solche Techniken mit den Betroffenen gut erarbeiten. Steigt der Pflegebedarf, sei es umso entlastender, wenn Angehörige entsprechende Hilfestellungen gelernt haben.
Mehr zu dem interdisziplinären Bobath- Konzept und Kontakt zu spezialisierten Therapeuten unter: www.bobath-konzept-deutschland.de