Miteinander reden

Autor: Petra Sperling | 03/2018

Disclaimer: Der Text ist aus dem Jahr 2014 und wurde seitdem nicht überarbeitet.

Im Gespräch miteinander gilt längst nicht nur das gesprochene Wort. „Das nonverbale, also das nicht sprachliche Verhalten mit Mimik, Gestik und Körperhaltung, Stimmlage, Betonung und Aussprache macht etwa 55 Prozent der Kommunikation aus“, erklärt Dr. Christoph Braukhaus, Psychologischer Psychotherapeut aus Kellinghusen.

Sich regelmäßig zum Gespräch miteinander zu verabreden, kann Missverständnissen vorbeugen.

Diese Vielschichtigkeit ermöglicht einen facettenreichen Austausch – kann aber auch Missverständnisse hervorrufen. „Es verunsichert uns, wenn sprachliches und nicht sprachliches Verhalten nicht übereinstimmen“, beschreibt Dr. Braukhaus, der sich intensiv mit Parkinson und Partnerschaft befasst und derzeit eine Studie zu diesem Thema auswertet. „Sagt jemand mit monotoner Stimme und ausdruckslosem Gesicht‚ Ich liebe dich‘ zu mir, nehme ich ihm das nicht recht ab oder denke, er sagt es nur so dahin. Wir glauben dem Nonverbalen sogar eher, bewerten also den unbewegten Gesichtsausdruck stärker als das Gesprochene.“ Hinzu käme ein weiterer Faktor. „In der Paarkommunikation heben fünf positive Botschaften eine negative auf. Ist dieses Verhältnis gestört, weil der Parkinson-Betroffene positive Botschaften nicht so gut senden kann oder der Angehörige meint, zu viele negative Inhalte zu empfangen, kann das die Beziehung belasten.“

Doch es gibt Wege, Missverständnisse gering zu halten oder sogar zu vermeiden. „Ideal ist es, wenn beide Partner einen regelmäßigen Termin miteinander verabreden, an dem sie über ihre Beziehung sprechen“, rät Dr. Braukhaus. „Vielleicht sagen sie: Jeden Freitag um 16 Uhr trinken wir gemeinsam Kaffee und reden über uns.“ Ein solches Gespräch eigne sich prima, um miteinander in Kontakt zu bleiben und über das zu sprechen, was die Partner beschäftigt oder auch stört. Es könne auch helfen, wachsende Unzufriedenheit zu verhindern.

Gefühle offen ansprechen

Sich offen auszutauschen, ist für alle Beteiligten wichtig. Miteinander reden „Ob gesund oder krank – niemand muss seine Gefühle hinunterschlucken. Es ist ohnehin besser, es offen zu sagen, wenn man wütend oder enttäuscht ist, statt sich wütend und enttäuscht zu verhalten“, betont der Experte. „Der andere hat dann die Chance, so gut er kann, darauf zu reagieren.“ Wertvoll sei zudem der ruhige Rahmen. In einer Konfliktsituation selbst würden vor lauter Aufregung schnell einmal Worte fallen, die so gar nicht gemeint sind, warnt Dr. Braukhaus. „Man kann die Inhalte auch weniger gut filtern. Womöglich streitet man nur noch mehr. Zudem kann der Stress Parkinson-Beschwerden verstärken und die Kommunikationsfähigkeit des Betroffenen verringern.“ Kommt doch einmal Streit auf, ist es daher besser, bewusst „auszusteigen“, etwa über ein verabredetes Signalwort, und später noch einmal in Ruhe zu reden.

Hilfreich ist, Reaktionen des anderen nicht sofort zu bewerten, sondern zunächst nur wahrzunehmen.

Darüber hinaus sei es hilfreich, nicht automatisch zu bewerten. Miteinander reden Das bedeute beispielsweise, eine fehlende Reaktion des Betroffenen nicht gleich – und womöglich falsch – als Desinteresse zu deuten, sondern zunächst einfach nur festzustellen: Er hat nicht reagiert. Das ist zwar nicht immer leicht – aber es lässt sich üben. „Setzen Sie sich zum Beispiel in ein Café und beschreiben Sie die anderen Menschen“, empfiehlt der Psychotherapeut als kleine Übung. „Urteilen Sie nicht ‚Der ist aber seltsam gekleidet.‘ oder ‚Der bestellt aber viel.‘ Sondern stellen Sie nur fest: ‚Er hat eine braune Jacke an, er trinkt Kaffee …‘.“ Schließlich liegt ihm noch ein weiterer Aspekt am Herzen: „Auch körperliche Nähe ist Kommunikation und Berührungen können manche Einschränkungen auf der sprachlichen Ebene ausgleichen. Von Parkinson betroffene Paare sollten sich daher nicht scheuen, auch über Körperlichkeit und Sexualität zu reden.“

Fair und lösungsorientiert miteinander reden

  • Überlegen Sie vorher, was Sie empfinden und wie Sie das vermitteln können. Manchmal lässt sich nämlich gar nicht so einfach erklären, was einen bewegt.
  • Sprechen Sie über sich. Wenn Sie sagen „Mir geht es so, dass …“ oder „Ich wünsche mir …“, zeigt das: Es geht nicht um richtige oder falsche Ansichten, sondern um Ihre Wahrnehmung und Ihre Bedürfnisse.
  • Verallgemeinern Sie nicht. Wendungen wie „Du bist immer so …“ sind nicht wertschätzend und stellen den anderen grundsätzlich infrage.
  • Benennen Sie konkrete Situationen. Mit der Aussage „Gestern beim Frühstück hast du …“ kann der andere mehr anfangen als mit einem vagen „Du bist manchmal so abwesend.“
  • Bleiben Sie bei einem Thema. Holen Sie auch keine alten Geschichten hoch. Womöglich weiß der andere gar nicht mehr, worum es ging.
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