Paar sein – Paar bleiben

Autor: Petra Sperling | 03/2018

Disclaimer: Text stammt aus dem Jahr 2018. Inhalt und Zeitangaben wurden seitdem nicht überarbeitet.

Ein Patentrezept, wie Parkinson nicht zu raumgreifend wird, existiert nicht. Doch es gibt viele individuelle Lösungen. Einen für sie guten Weg haben Irene und Hans-Joachim Z. aus Bochum eingeschlagen. „Ich begleite meinen Mann in seiner Krankheit, ich gehe mit zum Arzt und gemeinsam informieren wir uns über neue Therapien“, schildert die 73-jährige Ehefrau. „Wir achten aber auch auf Zeiten, in denen wir nicht über Parkinson reden.“ Hans-Joachim Z. lebt seit 16 Jahren mit der Diagnose. Er ist froh, dass sie sich als Paar früh einer Selbsthilfegruppe angeschlossen haben „Dort haben wir unsere ‚Parkinsonwelt’. Zu Hause müssen wir daher gar nicht so oft darüber sprechen.“ Das liegt dem 76-Jährigen aus einem weiteren Grund am Herzen. „Je mehr wir einen möglichst normalen Alltag leben, umso weniger fühle ich mich als Bremse oder Belastung, wenn ich manchmal aufgrund von Muskelschmerzen nicht gehen kann oder meine Frau mir in die Jacke oder in die Schuhe helfen muss.“

„Parkinsonfreie Zeiten“ schaffen

Viktor Arheit, Psychologe, Ehe- und Sexualberater aus Frankfurt am Main, bestätigt die Bedeutung von Auszeiten vom Parkinson. „Anfangs ist die Diagnose ein Schock für beide und es dreht sich alles um die Krankheit“, weiß er. „Mit der Zeit sollten aber auch wieder andere Themen Platz finden. Sonst gerät die Beziehung in Schieflage: Aus zwei gleichwertigen Verbündeten werden immer mehr ein gesunder und ein kranker Partner.“

Eigene Interessen verfolgen

„Der gesunde Partner sollte sich zudem nicht völlig auf den kranken ausrichten“, rät der Experte. „Es tut ihm selbst und damit seiner Beziehung gut, wenn er Hobbys behält und soziale Kontakte hat, die nichts mit Parkinson zu tun haben.“ Eine gesunde Mischung haben Doris und Rolf M. gefunden. „Ich gehe zum Bridge, mein Mann liest, zusammen gehen wir ins Kino oder ins Konzert, wenn es ihm gut genug geht“, beschreibt die 72-jährige Bonnerin. „Das gleicht uns beide aus.“ Ihr Mann, 77 Jahre alt und vor sieben Jahren mit Parkinson diagnostiziert, fügt hinzu: „Wir reden offen über meine Beschwerden. Und wir sagen uns, wenn einer Zeit für sich braucht. Umso besser können wir gemeinsame Unternehmungen genießen. Das haben wir immer so gemacht. Warum sollte meine Erkrankung das umkrempeln?“

Verständnis füreinander aufbringen

Eventuell mit der Erkrankung einhergehende Einschränkungen oder eine damit verbundene neue Rollenverteilung beeinflussen das Verhältnis zweier Menschen zueinander. „Wichtig ist, weiterhin Verständnis füreinander zu haben“, erklärt Paarberater Arheit. „Das ist eine wesentliche Basis für jede Beziehung. Die Diagnose Parkinson ändert daran nichts.“ Irene Z. gelingt das, indem sie auf die Ursachen schaut. „Mein Mann ist ja nicht extra langsam. Er kann nicht anders. Klar fällt trotzdem mal ein gereiztes Wort. Dann entschuldigt man sich dafür. Das passiert auch Paaren ohne Parkinson.“ Hans-Joachim Z. betont, dass die Betroffenen ebenso gefordert seien: „Der Gesunde leidet ja auch. Er tut sich schwer damit, dass sein Partner krank ist und er daran nichts ändern kann. Das sollte man bedenken, wenn er mal ungehalten ist.“

Beziehungsarbeit bleibt wichtig

Parkinson verändert die Partnerschaft – aber nicht durch und durch. „Themen, die ein Paar vorher beschäftigt haben, sind nicht plötzlich weg“, betont Arheit. „Und Probleme, die scheinbar mit Parkinson zu tun haben, bestehen womöglich schon viel länger. Sie fallen jetzt nur stärker auf.“ Somit sei im Grunde die gleiche Beziehungsarbeit vonnöten wie in jeder Partnerschaft – und beide Partner seien im Rahmen ihrer Möglichkeiten gefragt. „Wir haben uns vor vielen Jahren versprochen, in guten wie in schlechten Zeiten füreinander da zu sein“, formulieren Doris und Rolf M. diese Aufgabe für sich. „Nun verläuft das Leben leider nicht immer so, wie man es sich wünscht. Aber wir sind entschlossen, gemeinsam das Beste daraus zu machen.“

Das kann Paare im Alltag stärken

  • Unterstützen, nicht bemuttern: Dem kranken Partner nicht abnehmen, was er selbst kann, sondern ihm so viel Eigenständigkeit wie möglich lassen.
  • Im Gleichgewicht bleiben: Nicht auf den herabsehen, der nicht mehr alles kann – nicht den überhöhen, der fitter ist und mehr leistet.
  • Zukunft mitdenken: Themen wie Vorsorge und Versorgung nicht aus dem Weg gehen – ungeklärte Fragen bedrücken.
  • Gemeinsame Aktivitäten nicht aufgeben, sondern anpassen: Weiterhin Rad fahren, aber kürzere Strecken und dafür häufiger. Urlaub nicht absagen, sondern anders planen.
  • Mit Problemen nicht allein bleiben: Professionellen Rat und Hilfe einholen, wenn Parkinson die Beziehung zu sehr belastet.
  • Zeit für sich selbst: Beide Partner können viel Energie tanken, wenn sie eigenen Interessen und Hobbys nachgehen.
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