„Ein Beispiel für Wechselwirkungen in der Parkinson-Therapie ist das Zusammentreffen von Levodopa, kurz L-Dopa, mit freiverkäuflichen Magensäureblockern, sogenannten Protonenpumpenhemmern“, erläutert
, Neurologe am Universitätsklinikum Jena.Priv.-Doz. Dr. Tino Prell ist Oberarzt an der Klinik für Neurologie des Universitätsklinikums Jena und leitet den Bereich Bewegungsstörung/Parkinson/THS und Neurogeriatrie.
Das verschreibungspflichtige L-Dopa ist eine Dopamin-Vorstufe und gehört zu den wichtigsten Wirkstoff en bei Parkinson. Es wird im Gehirn in Dopamin umgewandelt, das für die Reizweiterleitung benötigt wird. Rezeptfreie Säureblocker aus der Apotheke sollen Sodbrennen lindern oder vorbeugen. „Sie werden sehr häufig und oft ohne klaren medizinischen Grund eingenommen“, sagt Dr. Tino Prell. „Gerade wer viele Medikamente einnimmt, fügt oft noch einen Säureblocker hinzu – in der Hoffnung, dass dann die anderen Medikamente nicht auf den Magen schlagen.“ Der richtige Ansatz wäre jedoch, Notwendigkeit und Angemessenheit der anderen Medikamente regelmäßig zu überprüfen. Zudem gibt es einen weiteren guten Grund, Säureblocker nur in medizinisch begründeten Fällen einzunehmen: Es kann zu Wechselwirkungen mit L-Dopa kommen. „Magensäureblocker mindern die Wirksamkeit von L-Dopa, weil sie seine Verfügbarkeit im Gehirn auf bis zu 30 Prozent senken können,“ erklärt der Neurologe. „Selbst wenn jemand das Parkinson-Medikament genau nach Vorschrift einnimmt, wirkt es also nicht ausreichend. Der Betroffene benötigt dann höhere Dosierungen, um ausreichend beweglich zu sein.“
Um unerwünschte Effekte zu verhindern, gilt es, neben möglichen Wechselwirkungen von Medikamenten untereinander noch etwas zu berücksichtigen: Der Körper verstoffwechselt sie mit zunehmendem Alter anders. Eine zentrale Rolle spielt dabei die Nierenfunktion. „Einige Parkinson-Medikamente werden über die Nieren ausgeschieden“, gibt der Facharzt ein Beispiel. „Arbeiten die Nieren altersbedingt eingeschränkt, können sich die Wirkstoffe im Körper anhäufen. Werden zusätzlich Wassertabletten gegeben, die dem Körper Flüssigkeit entziehen, oder bestimmte Antibiotika, die ebenfalls über die Nieren abgebaut werden, kann es rasch zu Nebenwirkungen wie Überbeweglichkeit, Schwindel, Halluzinationen und Verwirrtheit kommen.“
Um Wechselwirkungen und Nebenwirkungen zu vermeiden, müssen gerade bei älteren Menschen daher alle Medikamente regelmäßig überprüft und gut aufeinander abgestimmt werden. Zudem empfiehlt Dr. Prell insbesondere Älteren einen jährlichen Medikamentencheck beim Hausarzt, Neurologen oder Altersmediziner. Betroffene können auch aktiv nachfragen, ob sich ein neues Medikament mit anderen bereits verschriebenen verträgt. Rezeptfreie Arzneimittel sollten sie nicht unbesehen einnehmen, sondern sich mit ihrem Arzt oder Apotheker dazu beraten.
Hilfreich: Ihr persönlicher Medikamentenplan
- Notieren Sie alle Ihre verschreibungspflichtigen und rezeptfreien Medikamente in einem Medikamentenplan. Unter www.parkinson-medikamentenplan.de können Sie eine Vorlage herunterladen.
- Nehmen Sie den Plan mit zum Arzt und weisen Sie ihn auf Veränderungen hin, etwa durch Verordnungen anderer Ärzte. Auch für die Beratung in der Apotheke ist der Plan hilfreich.