Deinen eigenen Weg finden…
…ist leichter gesagt als getan. Denn es ist ein Prozess, deinen eigenen Weg zu entdecken, wie du mit deiner entzündlich-rheumatischen Erkrankung wie axialer Spondyloarthritis, Psoriasis-Arthritis, rheumatoider Arthritis oder einer anderen entzündlich-rheumatischen Erkrankung umgehst. Nimm dir dafür Zeit, sei geduldig und nicht zu hart mit dir. Lerne zu akzeptieren, dass sich manche Dinge nun neu anfühlen und einiges vielleicht nicht mehr so möglich ist, wie früher.
Dabei kann es hilfreich sein zu lernen, deine Bedürfnisse offen und ehrlich zu kommunizieren – sei es an Freund*innen, Familie oder Ärzt*innen. Es kann auch hilfreich sein, dir Weggefährt*innen zu suchen – also z. B. Personen, die ebenfalls von einer entzündlich-rheumatischen oder einer anderen chronischen Erkrankung betroffen sind. Menschen, die ganz ähnliche Erfahrungen wie du gemacht haben, fällt es möglicherweise leichter, sich in dich hineinzuversetzen, weshalb sie dir besonders gute Tipps für den Umgang mit alltäglichen Herausforderungen geben können.
Vielleicht kannst du gerade auch keine gut gemeinten Ratschläge mehr hören? Leo kennt dieses Gefühlt: Alle Tipps, die andere geben, schreibt they* sich gern auf, um sie dann später durchzulesen, wenn Motivation und Kraft groß genug dafür sind:
Ausbildung beendet, Job gestartet, Erfahrung gesammelt – als deine entzündlich-rheumatische Erkrankung diagnostiziert wurde, standest du vermutlich wie viele andere betroffene Personen mitten im Arbeitsleben. Die Diagnose einer entzündlich-rheumatischen Erkrankung wird oft genau in dieser beruflich aktiven Altersspanne gestellt. Die häufigste entzündliche Gelenkerkrankung, die rheumatoide Arthritis, kann in jedem Alter auftreten, wird häufig aber nach dem 50. Lebensjahr diagnostiziert.8 Eine axiale Spondyloarthritis beginnt oft sogar noch früher – viele Betroffene sind zum Zeitpunkt der Diagnose zwischen 20 und 30 Jahre alt.9 Welche Herausforderungen konkret auf dich zukommen können, ist sehr individuell und hängt u. a. davon ab, welchen Job du ausübst und welche Beschwerden du aufgrund deiner entzündlich-rheumatischen Erkrankung hast. Finde für dich heraus, was du brauchst und wer dich dabei unterstützen kann. Hast du dich vielleicht sogar schon der Personalabteilung oder einzelnen Kolleg*innen anvertraut? Entdecke Möglichkeiten, wie du dir das Arbeiten erleichtern kannst: Langes Sitzen kann z. B. bei Personen mit axialer Spondyloarthritis schwierig sein, wenn sie unter typischen Gesäßschmerzen leiden.8 Ist das bei dir der Fall, kannst du dir durch ein paar Anpassungen an deinem Arbeitsplatz das Arbeiten erleichtern, z. B. durch:
- Einen Stehschreibtisch.
- Aktive Pausen, in denen du dich bewegst – denn die Schmerzen bessern sich oft unter Bewegung.
Nicht jeder Arbeitsplatz kann jedoch so angepasst werden, dass er deinen Bedürfnissen im Rahmen deiner entzündlich-rheumatischen Erkrankung gerecht wird – z. B. sind körperlich und mental anstrengende Berufe vielleicht per se nicht mehr möglich.
- Hier kann es sich lohnen, dich innerhalb deines Unternehmens umzusehen – eventuell gibt es einen Job, der noch besser für dich passt.
Besonders stressige und hektische Berufe können herausfordernd sein, da Stress bei vielen ein Trigger ist – also einen Rheumaschub auslösen kann.
- Hier können Maßnahmen zur Stressbewältigung nützlich sein, die wir dir weiter unten erläutern.
Doch keine Sorge, deine entzündlich-rheumatische Erkrankung muss sich nicht zwangsläufig negativ auf deinen Beruf auswirken. Das macht Andrés Erfahrung deutlich: Trotz Rheuma hat er nach wie vor Spaß an seinem Job als Teamleiter. Für ihn besonders wichtig: ein transparenter Umgang mit seiner Erkrankung am Arbeitsplatz.
Als Anerkennung für seine erfolgreiche Integration am Arbeitsplatz wurde André der RheumaPreis verliehen.
- Die Initiative macht zum einen darauf aufmerksam, welche Herausforderungen eine entzündlich-rheumatische Erkrankung für das berufliche Leben bedeuten kann.
- Zum anderen soll der Fokus darauf liegen, welche guten Lösungen es für die berufliche Integration gibt.
Du siehst – es kann Vorteile haben, offen mit deiner rheumatischen Erkrankung am Arbeitsplatz umzugehen. Allerdings zeigt sich nicht jedes Arbeitsumfeld so verständnisvoll und bietet Unterstützung an. Höre hier auf dein Bauchgefühl und entscheide für dich, wem du deine Situation vertrauensvoll mitteilen möchtest. Wenn du dich damit nicht wohlfühlst, musst du deinem Arbeitgeber oder deinen Kolleg*innen nicht von deiner Erkrankung erzählen. Auch das ist sehr individuell und du solltest nur so weit gehen, wie es sich für dich richtig anfühlt.
Neben der Karriere kann sich deine entzündlich-rheumatische Erkrankung auf alle zentralen Themen deines Lebens wie Liebe, Partnerschaft und Familie auswirken. Vielleicht hast du dir die ein oder andere Frage ja auch schon selbst gestellt:
- Führen Schmerzen z. B. dazu, dass du weniger Lust auf Intimität verspürst?
- Oder fühlst du dich und deine Herausforderungen in der Partnerschaft nicht gesehen bzw. verstanden?
- Eventuell verunsichert dich auch ein Kinderwunsch – was sind hier besondere Herausforderungen, die auf dich im Rahmen deiner entzündlich-rheumatischen Erkrankung zukommen können?
- Erfahre mehr zum Thema Partnerschaft und Kinderwunsch:
Zusammen mit deiner Familie und deinem Freundeskreis wirst du einen Weg finden, wie ihr gemeinsam mit deiner Erkrankung umgehen könnt. Denk an Andrés und Leos Worte – Offenheit über deine Erkrankung und Bedürfnisse sind die Basis dafür, dass dich andere verstehen und unterstützen können.
Auch die anfangs erwähnten Weggefährt*innen sind wichtig: Bau dir ein Netzwerk auf – quasi deinen sicheren Hafen, den du anlaufen kannst, wenn du nicht mehr weiterweißt.
Du fragst dich, was du selbst – zusätzlich zu deiner Behandlung – in der Hand hast, damit du dich besser fühlst? Besprich mit deinen behandelnden Ärzt*innen, ob eine bewusste, gesunde und abwechslungsreiche Ernährung hier eine zusätzliche Möglichkeit für dich sein kann, um u. a. deine Beschwerden zu mindern und dein Wohlbefinden zu steigern.
- Zwar gibt es keine allgemeingültige „Rheuma-Diät“ – zu unterschiedlich sind die entzündlich-rheumatischen Krankheitsbilder, Beschwerden und individuellen Bedürfnisse.
- Dennoch wird generell empfohlen: weniger Fertigprodukte, mehr frisches Obst und Gemüse10. Denn wenn du entzündungsfördernde Nahrungsbestandteile meidest – also, wenn du u. a. auf stark verarbeitete Lebensmittel verzichtest – nimmst du weniger Nahrungsbestandteile auf, die wahrscheinlich die Entzündung in deinem Körper noch verstärken würden.
- Außerdem kann sich die gezielte Aufnahme von Lebensmitteln und wichtigen Nahrungsbestandteilen, die eher entzündungshemmende Eigenschaften haben, positiv auf dich und deine Erkrankung auswirken.11
- Diese anti-entzündliche Eigenschaft haben z. B. Antioxidantien oder Omega-3-Fettäuren, die in Fisch oder Gewürzen wie Ingwer, Curry und Knoblauch zu finden sind.10
- In welchen Lebensmitteln sich diese Stoffe finden und wie der „gesunde Teller“ für eine ausgewogene Ernährung aussieht, erfährst du in unserer Broschüre: „Ernährung bei chronisch-entzündlichen Erkrankungen“
Wenig Fleisch, viel Fisch und Gemüse: Ärzt*innen empfehlen häufig die sogenannte mediterrane Diät. Dass diese auch genussvoll sein kann, wissen Dr. Peer Aries (Hamburg) und Dr. Johanne Mucke (Düsseldorf). Sie berichten berichtet von einer Studie, die ein kurioses Ergebnis hat: mehr Pizza, weniger Entzündungen. Dabei handelt es sich natürlich um eine mediterrane Pizza, die sich vorteilhaft auf entzündliche Prozesse im Körper auswirkte:
Dr. Peer Aries, Rheumatologe (Hamburg)
Eine gesunde Ernährung ist auch wichtig, um das Körpergewicht in der Balance zu halten. Ein geringeres bzw. normales Gewicht kann etwa deine Schmerzen reduzieren, denn jedes zusätzliche Kilo kann bei entzündlichen-rheumatischen Erkrankungen deine Gelenke belasten12. Für eine Gewichtsreduktion ist jedoch nicht nur eine gesunde Ernährung wichtig, sondern auch die regelmäßige, körperliche Bewegung.
An manchen Tagen möchtest du am liebsten nicht aufstehen und dich einfach im Bett verkriechen? Diese Tage kennt vermutlich jede*r – und die Erholung ist wichtig. Manchmal kann es aber auch wertvoll sein, diesem Impuls nicht nachzugeben: Denn körperliche Bewegung ist besonders für Personen mit entzündlich-rheumatischen Erkrankungen hilfreich, um u. a. möglichen Bewegungseinschränkungen entgegenzuwirken.13 Hier kann bereits ein kleiner Spaziergang oder die Gartenarbeit an der frischen Luft dafür sorgen, dass du dich besser fühlst – nicht nur körperlich, sondern auch mental.
Und wusstest du, dass sich die Muskelaktivität sogar positiv auf Entzündungen auswirken kann und dadurch die Krankheitsaktivität reduziert, das Fortschreiten der Erkrankung verlangsamt und deine Beschwerden verbessert werden können?13 Mehr dazu wissen Dr. Aries und Dr. Mucke:
Dr. Peer Aries, Rheumatologe (Hamburg)
Du fragst dich, welche Sportart die richtige für dich ist? Darauf gibt es keine allgemeingültige Antwort, denn es kommt u. a. auf deine Krankheitsaktivität und die betroffenen Gelenke an. Hier erhältst du einige Anregungen:
- Leidest du z. B. unter Knie-Problemen? Dann wäre Joggen nicht ratsam, aber vielleicht ist Schwimmen das Richtige für dich, um gelenkschonend in Bewegung zu sein und gleichzeitig Muskeln aufzubauen.
- Aber auch deine persönlichen Vorlieben sind entscheidend: Finde etwas, das dir Spaß macht. Besonders hilfreich sowohl für den Spaß-Faktor als auch die Motivation kann es sein, Sport in einer Gruppe zu machen.
- Probiere aus, welche Sportart dir liegt und höre dabei auf deinen Körper. Wenn du dir unsicher bist, sprich dein Behandlungsteam an: Deine Rheumatologin bzw. dein Rheumatologe kann dich beraten, welche Sportart zu dir passt und worauf du im Rahmen deiner Erkrankung achten kannst.
- Wenn du dich weiter über das Thema informieren möchtest, kannst du auch einen Blick in unsere Broschüre „Sport und Bewegung mit chronisch-entzündlichen Erkrankungen“ werfen:
Du erinnerst dich: Stress und Rheuma ist keine gute Kombination. Daher können Maßnahmen zur Stressreduktion für dich besonders nützlich sein. Hier eignet sich Sport wunderbar für den alltäglichen Stressabbau.
- Entspannungstechniken reduzieren zwar nicht den realen Stress, doch mit ihrer Hilfe erlernst du, wie du besser mit der Belastung umgehen kannst.
- Mittels Tai-Chi kannst du z. B. deine Selbstwahrnehmung und Konzentrationsfähigkeit steigern – gelenkschonend durch sanfte, langsame Bewegungsabfolgen, die ineinander überfließen.
- Auch Qigong ist beliebt: Indem Atem- und Körperübungen verknüpft werden, wird Stress abgebaut.
- Erfahre mehr in unserer Broschüre:
8 Rheuma-Liga: Rheumatoide Arthritis. Online abrufbar unter: https://www.rheuma-liga.de/rheuma/krankheitsbilder/rheumatoide-arthritis (Letzter Abruf: 15.05.2024)
9 Rheuma-Liga: Morbus Bechterew. Online abrufbar unter: https://www.rheuma-liga.de/fileadmin/public/main_domain/Dokumente/Mediencenter/Publikationen/Merkblaetter/1.4_Bechterew_Krankheit.pdf (Letzter Abruf: 15.05.2024)
10 Rheuma-Liga: Ernährung und Rheuma, online abrufbar unter: https://www.rheuma-liga.de/rheuma/alltag-mit-rheuma/ernaehrung 11Rheuma-Liga: Ernährung bei Rheuma, online abrufbar unter: https://www.rheuma-liga-hamburg.de/ernaehrung-bei-rheuma 12Somers TJ et al. J Clin Rheumatol 2022; 28(1):7-13.
122Somers TJ et al. J Clin Rheumatol 2022; 28(1):7-13.
13Kiltz U, et al.: Übersetzung der 2018 EULAR Empfehlungen zu körperlicher Aktivität von Menschen mit entzündlich-rheumatischen und degenerativen Erkrankungen ins Deutsche und sprachliche Validierung im deutschsprachigen Raum mit medizinischen Fachpersonen. Z Rheumatol. 2023; 82(Suppl 1): 12-21.