Prof. Dr. Dirk Woitalla, Chefarzt der Klinik für Neurologie der Katholischen Kliniken Ruhrhalbinsel gGmbH
Worauf können Parkinson-Betroffene mit Blick auf Impulskontrollstörungen achten?
Ratsam ist, die Partnerin, den Partner oder einen anderen nahestehenden Menschen früh einzubinden und sich im Arztgespräch gemeinsam über Impulskontrollstörungen aufklären zu lassen. Im Alltag achten idealerweise beide auf Verhaltensveränderungen. Oft fallen sie Angehörigen schon früh auf. Über ihre Beobachtungen sollten beide offen miteinander kommunizieren.
Was können Angehörige beherzigen?
Am besten sprechen sie problematische Verhaltensweisen möglichst rücksichtsvoll an. Denn was Angehörige als unangemessen und negativ erleben, empfinden Betroffene als Triebbefriedigung und somit positiv. Diese unterschiedliche Wahrnehmung birgt viel Konfliktpotenzial. Hilfreich kann sein, sich bewusst zu machen: Alle Menschen verspüren Triebe und Triebe sind wichtig, weil sie unser Überleben sichern. Ein einfaches Beispiel ist die Nahrungsaufnahme. Sie ist für uns lebensnotwendig. Parkinson-Erkrankte, die eine Esssucht entwickeln, können diesen Trieb jedoch nicht ausreichend kontrollieren.
Was ist für das Arztgespräch wichtig?
Zunächst einmal ist es wichtig, die Ärztin oder den Arzt bei Verhaltensauffälligkeiten frühzeitig ins Vertrauen zu ziehen. Im Gespräch tun sich Betroffene und Angehörige oft schwer, als tabu oder peinlich gewertete Themen wie ein gesteigertes sexuelles Verlangen anzusprechen. Doch Scham ist unangebracht! Offenheit hingegen hilft, eine Lösung zu finden. Und es lässt sich im-mer ein guter Weg einschlagen. [ ps ]
Vielen Dank, Prof. Woitalla!