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Parkour kompakt 15

Nicht motorische Parkinson-Symptome

Autor: Petra Sperling | 06/2023

Eine Parkinson-Erkrankung kann auch Beschwerden hervorrufen, die nicht die Bewegung betreffen. Prof Dr. Alexander Storch, Direktor der Klinik und Poliklinik für Neurologie der Universitätsmedizin Rostock, erläutert mögliche nicht motorische Symptome und wie sie behandelt werden können.

Dr. Alexander Storch
Prof. Dr. Alexander Storch forscht unter anderem zu Fragestellungen im Zusammenhang mit der Parkinson-Krankheit.

PARKOUR: Welche nicht motorischen Symptome können auftreten?

Prof. Dr. Alexander Storch: Im Großen und Ganzen lassen sich drei Kategorien einteilen: Psychiatrische Symptome betreffen die Psyche. Hier kommen insbesondere Stimmungsveränderungen wie Depression und Angst oft vor. Sensorische Symptome beziehen sich auf die Sinneswahrnehmung. In dieser Kategorie ist Schmerz mit vielen Besonderheiten die häufigste Beschwerde. Und es gibt sogenannte autonome nicht motorische Symptome wie Blasenstörungen oder Verstopfung. Darüber hinaus muss man vor allem die orthostatische Hypotonie im Blick haben, eine bestimmte Form des niedrigen Blutdrucks, bei der kurz nach dem Aufstehen aus dem Liegen oder Sitzen der Blutdruck stark abfällt. Das kann zu Stürzen oder kurzer Bewusstlosigkeit und damit zu Notfallsituationen führen. Zudem sind Schlafstörungen ein belastendes nicht motorisches Symptom, mit Folgen wie geringerer Leistungsfähigkeit, Tagesmüdigkeit und womöglich Fahruntüchtigkeit.

Was weiß man über die Ursachen?

Ziemlich sicher kommt eine Störung mehrerer Neurotransmittersysteme zum Tragen. Neurotransmitter sind chemische Botenstoffe wie Dopamin, die für die Informationsübertragung zwischen den Nervenzellen zuständig sind. Bewegungsstörungen bei Parkinson beruhen fast ausschließlich auf einem veränderten Dopaminhaushalt. Bei nicht motorischen Symptomen kommt dann immer noch etwas für die jeweilige Symptomatik Typisches hinzu. Bei Depression beispielsweise spielen auch Veränderungen beim Botenstoff Noradrenalin mit hinein.

Informieren Sie sich über nicht motorische Parkinson-Symptome und sprechen Sie Beschwerden im Arzttermin an!

Gibt es Zusammenhänge zwischen nicht motorischen und motorischen Symptomen?

Ja, über den Dopaminhaushalt hängen Motorik und Nicht-Motorik eng zusammen. In einer Studie konnten wir zeigen: Nicht motorische Symptome verändern sich über den Tag maßgeblich zusammen mit den motorischen. Und wenn Betroffene schlecht beweglich sind, leiden sie häufiger und stärker auch unter nicht motorischen Symptomen.

Nicht motorische Symptome sind Teil der Erkrankung
„Es ist wichtig zu wissen: Nicht motorische Symptome treten nicht als Folge von motorischen Störungen auf, sondern sie sind Teil der Krankheit“, betont Prof. Dr. Alexander Storch. „Schmerzen zum Beispiel beruhen zwar auf einer schlechten Beweglichkeit, aber nicht nur. Sie sind gleichzeitig ein eigenständiges Parkinson-Symptom. Nicht motorische Beschwerden, die in allen Krankheitsstadien vorkommen, müssen daher genauso aufmerksam wie motorische Symptome betrachtet und so gut wie möglich behandelt werden.“ Das betrifft insbesondere Stimmung, Schmerz und Kognition, also Denken und Wahrnehmung. Solche nicht motorischen Schwankungen können aber auch unabhängig von der Motorik auftreten.

Ärztin im Gespräch mit einer Parkinson-Patientin

Wie werden nicht motorische Symptome behandelt?

Aus den Ursachen folgt als Grundprinzip: Man optimiert zunächst die sogenannte dopaminerge Stimulation, sprich die auf die Motorik zielende Therapie. Damit kann man auch die nicht motorischen Beschwerden mindern, da bei ihnen ebenfalls auf Dopamin bezogene Faktoren hineinspielen. Bei Schlafstörungen zum Beispiel würde man also zunächst schauen, welche Probleme bestehen, und klären: Sollte man die Medikation nachts reduzieren oder muss man stärker und gegebenenfalls kontinuierlich mit Dopamin stimulieren, damit Schlafbewegungen möglich sind und Betroffene besser durch die Nacht kommen? Dann kann man überlegen, inwiefern man auch noch schlafspezifisch behandelt. Es gibt für nicht motorische Symptome inzwischen vielfältige Therapiemöglichkeiten. Allerdings haben wir längst nicht für alle Beschwerden effektive Behandlungsansätze. Hier ist noch viel Forschung erforderlich.

Was sollten Betroffene wissen, was können sie tun?

Ratsam ist, sich über verlässliche Medien oder die Selbsthilfe gut über seine Erkrankung, die Therapie und mögliche Beschwerden zu informieren. Entscheidend ist, dass Betroffene im Arztgespräch von ihren Problemen berichten. Viele sprechen zum Beispiel Schmerzen nicht an, weil sie keinen Bezug zu Parkinson vermuten. Dabei ist Schmerz ein zentrales Symptom ihrer Erkrankung. Wenn die Neurologin oder der Neurologe von den Beschwerden weiß, kann sie oder er einordnen, welche Schmerzform vorliegt, und die passende Therapie auswählen. Ich selbst händige meinen Patientinnen und Patienten für die Zeit im Wartezimmer einen Fragebogen zu nicht motorischen Symptomen aus. Ihre Antworten liefern mir im anschließenden Patientengespräch einen guten Überblick und ich erkenne, was ich ansprechen sollte. [ ps ]

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