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Parkour kompakt 13

Schlafstörungen bei Parkinson

Autor: Petra Sperling | 04/2022

Dr Schäffer
Dr. Eva Schäffer ist stellvertretende Leiterin der AG Früherkennung Parkinson der Uniklinik Schleswig-Holstein.

PARKOUR: Wie häufig sind Schlafstörungen bei Parkinson?

Dr. Schäffer: Sehr häufig. Manchen Studien zufolge leiden über 80 Prozent der Parkinson-Patienten an irgendeiner Form der Schlafstörung. Dabei können die Probleme in Art und Ausprägung sehr unterschiedlich sein. Manche Beschwerden treten zudem sehr früh im Krankheitsverlauf auf, mitunter sogar noch vor der Parkinson-Diagnose. Andere zeigen sich später und nehmen im Krankheitsverlauf zu.

PARKOUR: Wo liegen die Ursachen?

Dr. Schäffer: Es gibt viele verschiedene Ursachen für Schlafstörungen bei Parkinson, wobei wir noch nicht alle ganz verstanden haben. Manchmal führt eine Unterbeweglichkeit in der Nacht dazu, dass Patienten sich im Schlaf nicht bewegen und aufgrund dieser Steifigkeit nicht schlafen können. In anderen Fällen kann die Parkinson-Medikation zu nächtlichen Halluzinationen oder Alpträumen führen. Ein Beispiel sind Dopamin-Agonisten. Bei der manchmal sehr früh auftretenden REM-Schlaf-Verhaltensstörung gehen wir davon aus, dass Nervenzellen auch in anderen Bereichen des Nervensystems, genauer gesagt im Hirnstamm, zugrunde gehen und dort diese besondere Form der Schlafstörung auslösen.

PARKOUR: Was ist eine REM-Schlaf-Verhaltensstörung?

Dr. Schäffer: Im REM-Schlaf (REM für Rapid Eye Movement, schnelle Augenbewegungen) träumen wir. Die Muskulatur ist in dieser Schlafphase normalerweise vollkommen schlaff. Bei einer REM-Schlaf-Verhaltensstörung hingegen ist sie aktiv und Träume werden körperlich ausgelebt. Noch dazu sind die Träume oft aktionsgeladen und beängstigend. Die Betroffenen wollen sich zum Beispiel gegen einen Angriff verteidigen und schlagen im Schlaf mit Armen und Beinen um sich. Dabei können sie sich und/oder ihren Bettnachbarn verletzen.

PARKOUR: Wie werden Schlafstörungen bei Parkinson festgestellt?

Dr. Schäffer: Das Wichtigste ist die Befragung der Patienten und auch der Angehörigen. Manchmal klärt sich bereits durch ein gründliches Gespräch, woher die Probleme rühren. Teilweise arbeiten wir auch mit Fragebögen, die von den Betroffenen ausgefüllt werden. Die Auswertung liefert uns wichtige Anhaltspunkte für die Diagnose. In manchen Fällen, etwa bei Verdacht auf eine REM-Schlaf-Verhaltensstörung, kann auch eine Untersuchung im Schlaflabor notwendig sein.

Körperlich aktiv – besser schlafen

„Parkinson-Betroffene sollten wissen, dass ihre Erkrankung zu Schlafstörungen führen kann. Belasten sie entsprechende Probleme, sollten sie ihren Arzt aktiv darauf hinweisen“, betont Dr. Eva Schäffer. „Sie können zudem selbst etwas beisteuern: Gesunde Schlafgewohnheiten, die passende Umgebung und insbesondere regelmäßige Bewegung Körperlich aktiv sein bei Schlafstörungen wirken schlaffördernd.“

Heute schon an morgen denken!

Sprechen Sie mit Ihrem Arzt frühzeitig über Schlafprobleme und was Sie selbst für eine bessere Nachtruhe beachten können.

PARKOUR: Wie werden Schlafstörungen behandelt?

Dr. Schäffer: Das ist von der individuellen Diagnose abhängig. Kann jemand nicht schlafen, weil er nachts steif und unbeweglich ist, würde man versuchen, den Dopaminhaushalt zu verbessern, und tendenziell die Parkinson-Medikation steigern. Denn der Grund für die Unbeweglichkeit ist ein Mangel an Dopamin. Wer Halluzinationen oder Alpträume hat, benötigt vielleicht eine geringere Dosis oder eine andere Medikation. Bei einer REM-Schlaf-Verhaltensstörung oder bei unruhigen Beinen gibt es weitere Medikamente. Treten Atemaussetzer auf, muss man prüfen, ob jemand eine Schlafmaske benötigt. Je nach Diagnose können gegebenenfalls auch schlafanstoßende Mittel in Betracht kommen.

PARKOUR: Können Schlafstörungen ein Grund für einen Wechsel auf eine nicht orale Folgetherapie sein?

Dr. Schäffer: Im Verlauf der Parkinson-Erkrankung wirken die Parkinson-Tabletten nicht mehr so lange und es kommt zu Wirkschwankungen. Sie können dazu führen, dass jemand nachts völlig unterbeweglich ist und deshalb nicht schlafen kann. Man würde nun schauen, ob Wirkschwankungen und Phasen schlechter Beweglichkeit auch tagsüber ein Problem sind. Meistens ist das der Fall und der Umstieg auf eine Pumpentherapie kann dann durchaus sinnvoll sein. Die kontinuierliche Wirkstoffzufuhr über die Pumpe kann die Beweglickeit bessern. Und eine gute Beweglichkeit ist auch für die Schlafqualität von Bedeutung. Ähnliche Überlegungen gelten für die Tiefe Hirnstimulation. [ps]

Über Schlafstörungen als frühen Hinweis auf Parkinson informiert ein Audiobeitrag des SWR. Zum Beitrag: auf www.swr.de in die Suchmaske „Schlafstörungen bei Parkinson“ eingeben.

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