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Therapieoptionen frühzeitig ansprechen

Autor: Petra Sperling | 08/2020

Parkinson ist eine fortschreitende Erkrankung. Was das für die Therapie bedeutet und warum es wichtig ist, rechtzeitig neue Behandlungswege in Betracht zu ziehen, erläutert Prof. Dr. Per Odin. Der Neurologe und Parkinson-Experte leitet die Ambulanz für Parkinson und Bewegungsstörungen im Klinikum Bremen-Nord.

Prof. Dr. Per Odin leitet die Ambulanz für Parkinson und Bewegungsstörungen der Klinik für Neurologie und klinische Neurophysiologie im Klinikum Bremen-Nord.

Wie äußert es sich, wenn Parkinson fortschreitet?

Das ist individuell unterschiedlich. Möglich sind zum Beispiel Wirkschwankungen der Medikamente, wir sprechen von Fluktuationen. Sie können zu Überbeweglichkeit führen, sogenannten Dyskinesien. Weitere mögliche Symptome sind unter anderem Halluzinationen, Schlafstörungen oder mit Demenz verbundene Entwicklungen. Insgesamt kann die Mobilität zunehmend eingeschränkt sein und bedingt durch Veränderungen bei Beweglichkeit, Körperstabilität und Gleichgewicht steigt die Sturzgefahr. Umso wichtiger ist es, mit einer passenden Therapie zur richtigen Zeit so gut es geht gegenzusteuern.

Wie beeinflussen diese Veränderungen die Parkinson-Therapie?

Die Therapie wird komplexer. Zum einen müssen Betroffene mehr Medikamentendosen pro Tag einnehmen. Zum anderen brauchen sie in der Regel auch mehrere verschiedene Medikamente. Manche Betroffene benötigen auch eine sogenannte nicht orale Folgetherapie. Dazu gehören die Behandlung mit der Apomorphin-Pumpe und der Levodopa-Pumpe sowie die Tiefe Hirnstimulation.

Warum wirken oral eingenommene Tabletten irgendwann nicht mehr gleichmäßig?

Insbesondere der Wirkstoff L-Dopa wirkt kürzer und unregelmäßiger. Das hat vor allem damit zu tun, dass mit Fortschreiten der Erkrankung immer weniger Nervenzellen im Gehirn das Dopamin speichern können. Deshalb muss man über eine geregelte Medikamenteneinnahme möglichst dafür sorgen, dass sich stets ausreichend L-Dopa im Blut befindet. Allerdings werden oral eingenommene Tabletten mit fortschreitender Erkrankung nur noch unregelmäßig aus dem Magen-Darm-Bereich aufgenommen. Deshalb kommt es zu Wirkschwankungen. Hinzu kommt, dass L-Dopa nicht sehr lange wirkt. Wird es abgebaut, ohne dass bereits ausreichend neues L-Dopa ins Gehirn gelangen konnte, führt auch das zu unterschiedlichen Wirkstoffkonzentrationen beziehungsweise zu einer ungleichmäßigen Medikamentenwirkung.

Wie können Betroffene erkennen, ob sie mit ihren täglich eingenommenen Tabletten noch gut eingestellt sind?

Wenn tagsüber Perioden mit Parkinson-Symptomen wie verlangsamten Bewegungen, Steifigkeit, Muskelzittern oder Überbewegungen auftreten, obwohl der Neurologe die Therapie mit Tabletten oder Medikamentenpflastern bereits optimiert hat, ist das nicht mehr akzeptabel. Man sollte dann über neue Wege nachdenken. Als Richtwert gilt: Wenn über den Tag verteilt zwei oder mehr Stunden Parkinson-Symptome auftreten, sollten Betroffene mit ihrem Neurologen überlegen, ob eine Medikamentenpumpe oder die Tiefe Hirnstimulation hilfreich sein könnte. Das Gleiche gilt bei mindestens einer Stunde Überbewegungen am Tag.

Sind Sie mit Ihrer aktuellen oralen Therapie noch gut eingestellt?
Sprechen Sie mit Ihrem Neurologen, wenn Sie eine oder mehrere der folgenden Beschwerden wahrnehmen:

  • Mindestens 2 Stunden Unterbeweglichkeit (Off-Phasen) am Tag
  • Mindestens 5 Einnahmen von oralem Levodopa am Tag
  • Unvorhersehbare motorische Wirkschwankungen
  • Belastende Überbeweglichkeit (Dyskinesien)
  • Einschränkungen bei mindestens einer Aktivität des täglichen Lebens

Warum ist es wichtig, früh zu erkennen, dass die orale Therapie nicht mehr ausreichend wirkt?

Es liegen wenige Studien dazu vor, aber die klinische Erfahrung zeigt: Nicht orale Folgetherapien entfalten die beste Wirkung, wenn sie früh im Krankheitsverlauf eingesetzt werden. Ein weiterer Vorteil ist, dass dieser bessere Effekt unmittelbar eintritt. Deshalb sollte man diese Therapien lieber früher als später einsetzen. Vieles deutet auch darauf hin, dass die Medikamente dann über längere Zeit besser wirken. Sprich: Wenn man rechtzeitig mit einer nicht oralen Folgetherapie beginnt, erzielt man einen besseren Effekt, der über relativ lange Zeit stabil bleibt.

Was bedeutet das für die individuelle Parkinson-Therapie?

Sobald sich die Parkinson-Symptome mit oral eingenommenen Tabletten und Medikamentenpflastern nicht mehr ausreichend eindämmen lassen, sollte man über eine andere Therapieform bei fortgeschrittenem Parkinson nachdenken und sich mit seinem Neurologen dazu besprechen. Betroffene sollten mit ihrem behandelnden Arzt auch überlegen, ob eine weitere Bewertung in einer Ambulanz für Bewegungsstörungen oder in einem Parkinson-Zentrum sinnvoll sein könnte, um weitere hilfreiche Informationen für die Ausrichtung der individuellen Parkinson-Therapie zu gewinnen.

Wo finden Betroffene Hilfe?
„Eine gute Informationsquelle sind Patientenorganisationen. Wichtig ist zudem der Austausch mit dem behandelnden Neurologen. Ob sich jemand frühzeitig mit dem Verlauf seiner Erkrankung und möglichen Therapien auseinandersetzen oder zunächst lieber weniger darüber wissen möchte, ist sicherlich individuell. Ich persönlich finde es gut, sich früh zu informieren und an gewisse Gedanken zu gewöhnen. Zu wissen, dass es weitere Therapiemöglichkeiten gibt, kann beruhigend sein. Gut informiert spricht man seinen Neurologen vielleicht auch eher auf diese Themen oder bestehende Probleme an. Das kann mit dazu beitragen, zum richtigen Zeitpunkt die richtige Therapie zu erhalten.“

Den Dopaminverlust ausgleichen

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