Ausgabe 15

Es geht nicht, ohne die Hose runterzulassen!

Schweiß glänzt auf der Stirn. Die Muskeln sind angespannt. Michael liegt auf einer Hantelbank, atmet kräftig aus, stößt ein Gewicht hoch und senkt es ruhig wieder ab. Der 53-Jährige trägt ein rotes T-Shirt über kurzen blauen Shorts. Vor ein paar Jahren hätte er sich im Fitness-Studio noch komplett vermummt: mit langer Hose, langem Hemd, langen Strümpfen. Weil seine schuppige Haut beim Training als dichter Staub niederrieselte. Mit der Schuppenflechte findet sich Michael jedoch nicht ab. „Ich habe nie akzeptiert, dass ich so weiterleben muss“, sagt er und lacht, denn seine Haut sieht heute völlig normal aus.

„Ich bin erscheinungsfrei. Ich habe es geschafft.“

Die Psoriasis ändert alles

Die Krankheit kam aus dem Nichts. Michael ist 43 Jahre alt. Er arbeitet als Vertriebs- und Marketing-Experte in der Nähe von Stuttgart. Der erfolgreiche Badmintonspieler ernährt sich gesund, geht regelmäßig ins Fitness-Studio, trifft sich mit Freunden und Familie, reist oft zu seinem Traumziel Hawaii. Alles scheint perfekt. Irgendwann sei ihm trockene Haut am Ellenbogen und an den Knien aufgefallen. Drei Monate später tauchen Schuppen auf dem Kopf und hinter den Ohren auf. Nach neun Monaten bedecken silbrig-rote Schichten den ganzen Körper. Hinzu kommt die Beteiligung von Nägeln und Gelenken. Die Hände schwellen an und schmerzen so stark, dass Michael kaum noch eine Tasse halten kann. Auch vor dem Intimbereich macht die Krankheit keinen Halt. Die Haut an Genitalien und Po beginnt zu jucken und zu schuppen. Es folgen Schmerzen, die die Hautveränderungen in diesen empfindlichen Bereichen des Körpers verursachen. Viel hat er bisher durchgemacht und ertragen, aber dies geht ihm deutlich zu weit. Doch er wäre nicht Michael, wenn er nun verzweifelt den Kopf in den Sand stecken würde. Für ihn ist klar, dass ihn die Krankheit nicht unterkriegen wird.

Sein Hautarzt verschreibt immer wieder neue Therapien: Kortison-Cremes, Vitaminpräparate, schuppenlösende Mittel und Tabletten, die die Entzündung bremsen sollen. Nichts hilft. „Im Sportstudio kam ich mir vor wie ein Mehlvertreter und zu Hause war mein bester Freund der Saugroboter“, schmunzelt Michael, der groß und kräftig gebaut ist. Augen und Mund lächeln als Zeichen des souveränen Mannes, der sein Leid nicht als etwas Endgültiges versteht, „sondern als Aufgabe, die es zu lösen gilt“. Dafür setzt sich Michael drei Ziele: Er will die Krankheit genau verstehen. Er möchte nicht schweigen und sich verkriechen, sondern mit seinem Umfeld offen sprechen – auch über schwierige Themen. Und er möchte nicht verzweifeln, sondern der Psoriasis die Stirn bieten.

Ob Frisiersalon oder Fitness-Studio:
Michael lebt wieder völlig unbeschwert.

Offenheit hilft

Lässig streicht sich Michael über den akkuraten Seitenscheitel. Er sitzt im Frisiersalon. Ein Ort, an dem sich seine Gedanken lösen und der Körper entspannt. Früher habe er sich vor dem Friseurbesuch mit Druckluft die Schuppen vom Kopf geblasen, weil er sich schämte. Das ist zum Glück Geschichte. Zwar haben ihm die Blicke anderer immer zugesetzt, doch durch Offenheit findet er für sich einen guten Weg, mit seiner Krankheit umzugehen. Auf der Arbeit geht Michael aktiv auf Kolleg*innen und Kund*innen zu. Er spricht seine Erkrankung direkt an, bevor im Hintergrund getuschelt wird, und versichert, dass Psoriasis nicht ansteckend und Hände schütteln unbedenklich sei. Den Freunden erklärt er, wie das Immunsystem die Entzündung auslöst und warum sich die Haut viel zu schnell erneuert. All dies hilft ihm, mit seiner Haut klarzukommen. Schließlich gehört sie zu ihm, ist ein Teil von ihm. „Dennoch war es eine harte Zeit“, erinnert sich Michael. „Besonders ungefragte Ratschläge und Produktempfehlungen aus der Drogerie, zum Teil von Menschen, die ich nur flüchtig kannte, haben mir zugesetzt. Schließlich konnte ich die Schuppen nicht einfach abwaschen oder übercremen. Manchmal fehlte dann doch die Kraft, um souverän zu reagieren.“

Intimität mit Schuppenflechte

Mittlerweile ist Michael Geschäftsführer einer Dämmstoff-Firma. Er arbeitet viel, aber auch gern. Mit Anzug und Krawatte kann man einen Großteil der Erkrankung verbergen. Jeden Tag steht er um 5 Uhr auf. Beim Blick in den Spiegel nach der Dusche fühlt er sich jedoch wenig attraktiv. Die Tatsache, dass auch sein Intimbereich betroffen ist, macht das noch schlimmer. Trotz seiner Offenheit – beim Kuscheln oder Sex werden die Vorhänge zugezogen, um das Schlafzimmer zu verdunkeln. Auch wenn die Partnerin versichert, dass die Krankheit nicht stört. „Das Wohlfühlen in der eigenen Haut ist schon ein wichtiger Faktor. Und egal, wie stark man nach außen ist, in manchen Momenten ist man einfach schwach“, erinnert sich Michael. Ein weiterer Grund, warum er sich nicht mit der Psoriasis abfinden möchte. Michael will die Krankheit besiegen, ohne Angst, Schmerzen und Scham einfach das machen, was für ihn wichtig ist: sich um Menschen kümmern, viel Sport treiben, mit Freunden kochen oder abends spontan losziehen. Daher hofft er auf eine neue Therapie. Er folge der Regel, alles auszureizen, wenn es nötig ist. Und ihm war klar, dass seine Schuppenflechte dringend anders behandelt werden muss. Sieben Jahre nach Ausbruch und einer stetigen Verschlimmerung der Krankheit wird er schließlich vom Hautarzt in die Dermatologische Klinik Heilbronn überwiesen.-

„Ich bin zurück im Leben und genieße jeden Tag.“

Wieder zurück im Leben

Ein Jahr lang erhält er im Klinikum Heilbronn eine Systemtherapie, die die Überreaktion des Immunsystems bremsen soll. Zuerst mit Erfolg. Seine Haut zeigt fast keine Symptome mehr. „Zurück im Leben“, nennt Michael die Zeit. Sein früherer Dermatologe gratuliert mit den Worten: „Du hast es verdient. Du jammerst nie. Du gehst die Dinge an und meisterst sie.“ Doch plötzlich lässt der Effekt nach, die Haut beginnt erneut zu jucken und schuppt wieder. Für diese Reaktion gibt es laut Expert*innen verschiedene Gründe. So können z. B. eigene Antikörper den Wirkstoff neutralisieren oder das Immunsystem kann andere Signalwege nutzen, die mit dem Medikament nicht erreicht werden.

Mit dem Rückschlag geht Michael um wie mit allen Problemen: Er sucht eine Lösung – und findet sie mithilfe einer neuen Hautärztin. Die niedergelassene Dermatologin aus Geislingen, südlich von Stuttgart, rät, ein anderes Biologikum zu nutzen, das ebenfalls systemisch wirkt und gezielt die entzündungsfördernden Botenstoffe blockiert. „Das funktioniert perfekt“, sagt Michael. Er zeigt Vorher-Fotos: von Plaque überzogene Beine, eine Brust, auf der rote Flecken ein breites Muster auf der Haut bilden, und verkrustete Ohren. Und jetzt? Schon seit drei Jahren ist nichts mehr auf der Haut zu sehen. Michael kostet einen Salat mit Thunfisch und Sardellen beim Lieblingsitaliener und ruft: „Ich bin erscheinungsfrei. Ich habe es geschafft.“

„La Dolce Vita“ leuchtet in Neonschrift an der Wand des Bistros. Eine alte Vespa steht im Laden, daneben ein Tisch mit einem Berg von Zitronen, Tomaten, Basilikum. In der Küche backt Calzone im Steinofen. Es riecht nach Sommer und mediterranen Köstlichkeiten. Der Ort passt perfekt zu dem Machertyp, der das Leben liebt. „Ich genieße den Moment und schätze auch kleine Dinge wie eine Tüte Chips“, sagt Michael, lehnt sich zurück und schließt kurz die Augen. Positive Gedanken, den Blick immer nach vorn – so hat er dafür gesorgt, seine Erkrankung unter Kontrolle zu bringen. Und für eine wirksame Therapie wäre Michael auch „bis ans Ende der Welt gefahren“. Alle drei Monate erhält er nun eine Spritze bei seiner Ärztin. „Ein kleiner Piks viermal im Jahr und ich muss keine weiteren Gedanken an meine Krankheit verschwenden. Das macht mich sehr glücklich“, sagt Michael zufrieden.

Morgen will Michael wieder trainieren gehen. Dabei schaltet er am besten vom stressigen Job ab. Neben der Hantelbank hängt ein Plakat von Arnold Schwarzenegger. „Niemals aufgeben, das ist der Schlüssel zum Erfolg“, hat der legendäre Bodybuilder und Schauspieler einmal als Lebensphilosophie formuliert. Michael hat nie aufgegeben. Früher konnte das Handtuch nach der Dusche im Fitness-Studio nicht groß genug sein, um seinen schuppenden Körper zu bedecken. Heute freut er sich, wenn ihn andere beim Training beobachten. Denn er weiß, dass seine Hautkrankheit nun für keinen mehr sichtbar ist.

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