Psoriasissymptome loswerden? Warum Erscheinungsfreiheit ein realistisches Ziel sein kann.
Schuppenflechte ist belastend und betrifft oft mehr als nur die Haut. Dr. Johannes Hockmann will für seine Patient*innen vor allem eins: Erscheinungsfreiheit. Im Interview spricht er mit der PSOUL über Wege und Möglichkeiten.
Die wichtigsten Aspekte aus dem Interview
- Schuppenflechte ist nicht nur eine Entzündung der Haut, sondern kann den ganzen Körper betreffen.
- Aber: Psoriasis ist gut behandelbar, erscheinungsfreie Haut als Behandlungsziel meist erreichbar.
- (Selbst-) Stigmatisierung kann die Lebensqualität stark beeinträchtigen – Instrumente wie der DLQI-Fragebogen messen, wie solche und weitere Aspekte sich auf den Körper und die Psyche auswirken.
- Um langfristig Folgeschäden zu vermeiden, sollte Schuppenflechte früh behandelt werden: Je eher Betroffene eine moderne Therapieoption erhalten, desto besser für den gesamten Lebensverlauf.
Mit Psoriasis erscheinungsfrei und keine Beschwerden? Das ist also möglich. Über diese und weitere spannende Aspekte, wie die richtige Vorbereitung auf einen Besuch beim Arzt oder der Ärztin, spricht Dr. Johannes Hockmann im Interview.
Dr. Hockmann, welche Behandlungsziele verfolgen Sie bei Ihren Patient*innen mit Schuppenflechte?
Mir ist wichtig, dass meine Patient*innen wissen: Psoriasis ist gut behandelbar. Ich möchte meine Patient*innen erscheinungsfrei bekommen und meine Erfahrung lehrt, dass dieses Ziel meist erreichbar ist. Wenn ein Patient oder eine Patientin mit einer schweren Psoriasis in meine Praxis kommt, spreche ich direkt an, dass ich als Behandlungsziel die Erscheinungsfreiheit verfolge. So gehe ich – die Zustimmung vorausgesetzt – mit meinen Patient*innen ein Bündnis ein. Oft haben diese Menschen schon einen jahrzehntelangen Leidensweg hinter sich.
Wie wirkt sich ein langer Leidensweg auf die Menschen aus?
Menschen mit Psoriasis werden oft stigmatisiert. Es gibt nach wie vor viel Unwissen und viele Vorurteile über die Erkrankung – Schuppenflechte sei zum Beispiel ansteckend. Dies kann dazu führen, dass sie sich ausgeschlossen und ausgegrenzt fühlen. Auch einen Ekel vor sich selbst können Betroffene leider entwickeln, sie werden unsicher, hinterfragen sich – man spricht hier von Selbststigmatisierung. All dies führt häufig dazu, dass sich diese Personen immer mehr zurückziehen, was zu einer Beeinträchtigung der Lebensqualität führen kann. In Fachkreisen ist immer wieder einmal die Rede vom Konzept des sogenannten Cumulative Life Course Impairment (CLCI). Einfach ausgedrückt wird hier bemessen, wie sich die Krankheit im Laufe der Zeit auf den Körper und die Psyche auswirkt und welche negativen Folgen dies langfristig verursachen kann.
Was genau meinen Sie damit?
Heutzutage gibt es genügend Möglichkeiten, dem Leiden bei Schuppenflechte frühzeitig ein Ende zu setzen und damit auch positiv auf den Lebensweg einzuwirken. Schuppenflechte ist eine Entzündung auf der Haut, aber sie ist auch eine Entzündung, die sich im Körper fortsetzt. Es ist schlichtweg nicht gesund, jahrelang oder gar jahrzehntelang mit einer chronischen Entzündung rumzulaufen. Das greift die Gefäße an, das greift das Herz an, letztlich auch die Psyche – und hinterlässt Narben, die es zu verhindern gilt. Hier lautet die Devise smart und früh handeln, um Folgeschäden zu vermeiden.
Was verstehen Sie unter einer smarten Behandlung?
Das sind für mich moderne Therapieoptionen, die das entzündliche Geschehen auf eine smarte, also nebenwirkungsarme und kluge Weise zum Positiven verändern können. Das Ziel der Behandlung ist die Erscheinungsfreiheit. Wir haben in Deutschland etwa 400.000 Menschen mit einer mittelschweren bis schweren Form der Psoriasis, denen mit innovativen Behandlungen geholfen werden kann. Doch nur etwa die Hälfte von ihnen werden mit systemisch wirkenden Medikamenten therapiert. Gleichzeitig erhalten 175.000 Betroffene sogar eine Fehlversorgung mit innerlichem Kortison. Je eher Betroffene den Zugang zu einer modernen Therapieoption erhalten, desto besser ist es für ihren gesamten Lebensverlauf.
Viele Patient*innen sind verunsichert, ob moderne Therapien für sie überhaupt infrage kommen. Was raten Sie ihnen?
Die Menschen sind sehr unterschiedlich. Manche Patient*innen sind verunsichert, verzweifelt oder schämen sich. Hier ist ein gewisser Grad an Selbstermächtigung sicherlich hilfreich: Selbstbewusst auftreten – nicht fordernd-aggressiv – und wissen, was die eigenen Bedürfnisse sind, kann ein relevanter Faktor in der Aufnahme einer Arzt-Patienten-Beziehung sein. So kann ein Dialog auf Augenhöhe entstehen. Schlussendlich ist ein gewisses Maß an Vertrauen in den Arzt bzw. die Ärztin wichtig, damit sowohl die eigenen Bedürfnisse als auch möglicherweise unangenehme Themen angesprochen werden können.
Wie können sich Patient*innen auf den Praxisbesuch vorbereiten?
Eine Vorbereitung ist sehr sinnvoll – jedoch nicht in Form von Aktenbergen, das sprengt den Rahmen sowohl für die Betroffenen selbst als auch für mich. Ich habe auf meiner Website Formulare, die meine Patient*innen im Vorfeld ausfüllen können – darunter auch der Dermatologische Lebensqualitäts-Index (Dermatology Life Quality Index DLQI). Dies ist ein häufig eingesetztes Instrument, dass Menschen mit Psoriasis einfach ausfüllen können, um damit die subjektiven Einschränkungen der Lebensqualität zu ermitteln. Zudem sind konkrete Fragen und eine konkrete Einschätzung der eigenen Bedürfnisse und des aktuellen Zustands – körperlich wie seelisch – hilfreich. Offenheit ist dabei essenziell. Wenn man sich stückchenweise offenbart und an die helfende Kompetenz des Gegenübers appelliert, dann steht der Erreichung selbst hoher Therapiezeile wie der Erscheinungsfreiheit in den meisten Fällen nichts entgegen.
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