Ausgabe 15

Scham los

Rötungen, Brennen, Juckreiz – und doch bleibt alles unausgesprochen. Psoriasis im Genitalbereich zählt zu den besonders belastenden Formen der Schuppenflechte. Im ärztlichen Gespräch wird sie dennoch häufig nicht thematisiert. Dabei wäre gerade hier Offenheit wichtig. Denn Psoriasis ist weit mehr als eine Hauterkrankung: Betroffene leiden oft nicht nur unter den Hautsymptomen, sondern auch unter der Scham, dem Rückzug aus der Intimität und den Auswirkungen auf die Psyche.

Häufig, aber kaum thematisiert

Psoriasis kann prinzipiell an allen Körperstellen auftreten. Wenn sich die Entzündung jedoch in der Genitalregion ausbreitet, ist das für viele besonders schwer auszuhalten. Etwa ein Drittel aller Menschen mit Schuppenflechte entwickelt im Verlauf der Erkrankung auch Symptome im Intimbereich – teils zusätzlich zu anderen Stellen, teils isoliert. Die Beschwerden reichen von Jucken und Brennen bis hin zu Schmerzen beim Sitzen, Gehen oder Geschlechtsverkehr. Kleidung, vor allem enge Hosen oder synthetische Stoffe, verstärkt die Beschwerden häufig zusätzlich. Dennoch sprechen nur wenige offen darüber. Klassische Merkmale wie Schuppung treten in der Genitalregion seltener auf, weil die Haut dort feuchter und empfindlicher ist – was die Diagnose zusätzlich erschweren kann.

Unterschiedliche Symptome bei Frauen und Männer

Die genitale Psoriasis zeigt sich je nach Geschlecht in unterschiedlichen Bereichen. Männer sind häufig an Eichel, Vorhaut oder Hodensack betroffen, während bei Frauen vor allem die Schamlippen oder der Dammbereich Beschwerden bereiten. Auch die Art der Symptome unterscheidet sich: Männer berichten öfter von Rötungen und Juckreiz, Frauen eher von Brennen oder stechenden Schmerzen. Allen gemein ist: Betrifft die Psoriasis den Genitalbereich, kann dies sowohl den Alltag als auch die Sexualität stark belasten.

Scham steht der Behandlung im Weg

Was die Situation zusätzlich erschwert: Viele Patient*innen zögern, das Thema beim Arzt oder bei der Ärztin überhaupt anzusprechen. In den meisten Fällen, weil es ihnen unangenehm ist. Umgekehrt fragen viele Behandelnde nicht aktiv nach. Dabei ist Psoriasis im Genitalbereich weder selten noch unlösbar. Im Gegenteil: Es gibt heute gut verträgliche Behandlungsmöglichkeiten – selbst bei mittelschwerer bis schwerer Symptomatik. Hier können moderne Systemtherapien zum Einsatz kommen, die gezielt in den Entzündungsprozess eingreifen und sehr gute Ergebnisse erzielen können. Patient*innen könnten es dabei als besonders hilfreich empfinden, dass einige dieser Therapien in größeren zeitlichen Abständen auch zuhause erfolgen könnten. Das schafft Abstand zur Erkrankung und kann den Alltag spürbar entlasten.

Haut, Seele und alles dazwischen

Neben der medizinischen Behandlung kann es jedoch genauso wichtig sein, auch über die seelische Belastung zu sprechen. Die Schuppenflechte macht sich nicht nur auf der Haut bemerkbar. Sie greift in Beziehungen ein, stört das Körpergefühl, nimmt die Lust. Selbst lieb gemeinte Berührungen können zur Qual werden. Viele Betroffene fühlen sich unsicher, nicht mehr attraktiv und ziehen sich zurück. Ein vertrauensvolles Gespräch mit dem Arzt oder der Ärztin kann der erste Schritt zu mehr Lebensqualität sein. Wer sich ernst genommen fühlt, spricht eher offen über Beschwerden, die lange verborgen blieben. Und genau das ist Voraussetzung für eine gute Behandlung. Denn behandelt werden kann nur das, von dem der Arzt oder die Ärztin auch weiß.

Mehr Mut zum Gespräch

In der Rubrik „Unzensiert“ auf abbvie-care.de kommen echte Erfahrungen zusammen: Betroffene berichten, wie sie den Weg ins offene Arztgespräch gefunden haben. Tipps aus der Praxis und persönliche Geschichten zeigen, dass auch schwierige Themen nicht verschwiegen werden müssen. Die Beiträge machen deutlich, welche Rolle Scham spielt – und wie entlastend es sein kann, sie abzulegen. Neben Erfahrungsberichten finden sich auch Anregungen, wie das Arztgespräch vorbereitet werden kann und welche Formulierungen Klarheit schaffen. Die Sammlung ist damit mehr als eine Informationsquelle: Sie zeigt, dass hinter jeder Schilderung eine reale Lebenssituation steht.

Genitale Psoriasis ansprechen – aber wie? Informationen und Tipps, wie Betroffene das Thema beim Arztbesuch leichter ansprechen können gibt es hier: www.abbvie-care.de/unzsensiert

Volle Kraft voraus – von 75 auf 90

Neue Empfehlungen – höheres Therapieziel: Die neueste Version der Psoriasis-Leitlinie gibt die Richtung für die ideale Behandlung vor und setzt neue Standards.

Leitlinien sind Empfehlungen von Expert*innen, die aufzeigen, wie eine Krankheit nach dem neuesten Stand der Wissenschaft behandelt werden sollte. Man könnte sagen: Sie sind ein medizinischer Kompass und verbindliche Orientierung für alle behandelnden Ärzt*innen. Die Psoriasis-Leitlinie wurde nun aktualisiert – mit bedeutenden Änderungen.

Ziel nach oben gesetzt

Seit Ende Juli 2025 liegt die aktualisierte Fassung der Psoriasis-Leitlinie vor – und die wichtigste Änderung ist ein echter Meilenstein: Das Therapieziel wird ambitionierter. Bislang galt es schon als Erfolg, wenn die Haut um drei Viertel besser wurde (PASI75).
Heute lautet die Empfehlung: PASI90. Das bedeutet: Eine 90-prozentige Verbesserung der Hauterscheinungen soll angestrebt werden. Mit anderen Worten: Fast erscheinungsfrei zu sein, ist erklärtes Ziel. Für viele Betroffene ist das eine ermutigende Nachricht – denn was vor einigen Jahren noch wie ein Wunschtraum klang, wird durch moderne Therapien immer realistischer.

Je früher, desto besser

Für Patient*innen steckt hinter der Leitlinien-Aktualisierung eine klare Botschaft: Es lohnt sich, sich selbst hohe Ziele in der Behandlung zu setzen. Denn die Medizin hat in den letzten Jahren große Fortschritte gemacht.
Moderne Therapien können weit mehr erreichen, als man früher für möglich gehalten hätte – und dies kann das gesamte Leben positiv beeinflussen. Nicht zu vergessen sind die sogenannten Upgrade-Kriterien, die den Schweregrad der Psoriasis von einer leichten zu einer mittelschweren bis schweren Psoriasis höherstufen können, wenn sie an sichtbaren Stellen (z. B. im Gesicht), der Kopfhaut, im Genitalbereich, an Handflächen und Fußsohlen, an mindestens zwei Fingernägeln auftritt, Juckreiz und Kratzen verursacht oder Plaques bestehen, die mit der Behandlung nicht ausreichend verschwinden.

Das heißt

Wer das Gefühl hat, mit der aktuellen Behandlung nicht zufrieden zu sein, sollte das Gespräch mit seiner Ärztin bzw. seinem Arzt suchen und ggf. eine leitliniengerechte Therapie mit modernen Medikamenten einfordern. Die aktualisierte Leitlinie gibt dafür Rückenwind. Je früher eine Therapie optimale Ergebnisse bringt, desto mehr Lebensqualität erhalten Betroffene zurück. Durch die neue Leitlinie ist ein früher Therapieerfolg nun nicht nur erlaubt, sondern ausdrücklich auch gefordert.

„Wir stehen für Austausch und Information.“

Drei Fragen an Marius Grosser

Lead in (397 inkl. Leerzeichen):

Genitale Psoriasis ist für viele Betroffene ein Tabuthema. Wir haben mit Marius Grosser, Geschäftsführer des Deutschen Psoriasis Bundes e. V. (DPB), gesprochen. Der bundesweit aktive, gemeinnützige Verein setzt sich seit über 50 Jahren für die Anliegen und Interessen der Menschen mit Psoriasis und Psoriasis-Arthritis ein – auch dann, wenn es schwierig ist und Überwindung kostet, offen zu reden.

PSOUL: Wie stark belastet Psoriasis und besonders die genitale Psoriasis die Psyche?
MARIUS GROSSER: Die Psoriasis ist schon an sichtbaren Körperstellen oft eine große Belastung, im Intimbereich potenziert sich die Problematik gewissermaßen noch. Betroffene fühlen sich häufig allein, empfinden Scham und ziehen sich zurück – nicht nur körperlich, sondern auch emotional. Viele sprechen erst sehr spät oder manchmal auch gar nicht mit ihrer Dermatologin bzw. ihrem Dermatologen über ihre Psoriasis im Genital- und Analbereich, aus Angst vor Stigmatisierung oder weil sie glauben, „da müsse man eben durch“. Doch genau das verschlimmert die seelische Last nur noch weiter. Besonders Beziehungen können unter der Erkrankung leiden: Intimität und Nähe sind eng mit dem Selbstwertgefühl verbunden. Wenn die Haut hier Probleme macht, leidet oft auch das Vertrauen in sich selbst und in die Partnerschaft. Umso wichtiger ist es, offen darüber zu sprechen – mit der Partnerin oder dem Partner, mit der behandelnden Ärztin oder dem behandelnden Arzt, aber auch mit Menschen, die Ähnliches erlebt haben.

PSOUL: Welche Angebote gibt es beim DFB?
GROSSER: Wir möchten die Betroffenen nicht nur über die Erkrankung und die Therapieoptionen informieren, sondern ihnen auch zeigen: Ihr seid nicht allein. Der DPB bietet bundesweit ein großes Netzwerk an Unterstützung. Dazu gehören regionale Selbsthilfegruppen, aber auch digitale Treffen und Online-Seminare. Besonders wertvoll ist unsere Patient*innen-Leitlinie, die frei zugänglich ist. Sie übersetzt die medizinischen Fachinformationen in laienverständliche Sprache, erklärt die Therapien und macht deutlich, welche Behandlungsziele realistisch sind. Wer informiert ist, fühlt sich sicherer im Gespräch mit Ärzt*innen und kann besser für sich eintreten. Genau dabei unterstützen wir als Selbsthilfeorganisation – mit Wissen, Gemeinschaft und praktischen Tipps.

PSOUL: Was hilft konkret?
GROSSER: Erfahrungen zu teilen, Ängste auszusprechen und zu hören, wie andere mit denselben oder ähnlichen Problemen umgehen, entlastet enorm. Viele berichten, dass sie sich im Austausch mit anderen Betroffen zum ersten Mal wirklich verstanden gefühlt haben. Denn der Austausch unter Betroffenen ist ein qualitativ anderer, als der mit der Familie oder mit Freund*innen. Auch das Wissen um die aktuelle Psoriasis-Leitlinie ist entscheidend: Dies gibt Orientierung, welche Behandlungen möglich sind, und schafft Sicherheit für das Gespräch im Behandlungszimmer. Denn niemand sollte das Gefühl haben, unter seinen therapeutischen Möglichkeiten zu bleiben und mit Scham oder Unsicherheit alleingelassen zu werden. Unser Rat: Mut haben und offen über Beschwerden sprechen – egal ob mit Fachleuten oder Gleichgesinnten. Die Chancen auf eine gut wirksame und individuell passende Behandlung sind heute größer denn je, und gemeinsam lässt sich die Last deutlich leichter tragen.

Hier geht’s zur Psoriasis-Leitlinie für Patient*innen.

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