Berührungen gehören zu den ältesten Bedürfnissen der Menschheit. Dies zeigt sich bereits nach der Geburt. Hier ist der Hautkontakt unschätzbar wichtig, damit Babys Verbindung und Vertrauen aufbauen können. Als Kind gibt uns das Kuscheln mit der Familie Sicherheit. Und später im Erwachsenenalter sind Berührungen und Intimität in der Partnerschaft essenziell für unser Wohlbefinden. Und fehlen uns einmal die Worte, reicht oft eine Umarmung, ein Händedruck, ein sanftes Streichen über den Arm – Gesten, die Sicherheit, Trost und Zugehörigkeit vermitteln.
Schutzschicht und Kontaktfläche
Wissenschaftlich ist längst belegt: Berührungen – das gegenseitige Einverständnis selbstverständlich vorausgesetzt – haben die Kraft, Stress zu senken und sich positiv auf unsere Psyche auszuwirken. Doch was geschieht, wenn Berührungen nicht selbstverständlich sind? Wenn Scham, Unsicherheit oder gar Ablehnung in den Raum treten? Für Menschen mit Psoriasis kann genau das Realität sein.
Die Haut, unser größtes Organ, ist nicht nur Schutzschicht, sondern auch soziale Kontaktfläche. Ist die Haut jedoch verletzlich, schmerzhaft, sichtbar angekratzt, kann die Angst vor Stigmatisierung dem Wunsch nach Nähe im Weg stehen. Dies gilt besonders, wenn intime Bereiche von der Psoriasis betroffen sind. Die Angst vor Zurückweisung, vor fragenden Blicken oder dem unbedachten Zurückzucken anderer kann dazu führen, dass Betroffene Berührungen meiden oder sich zurückziehen, nicht weil sie keine Nähe möchten, sondern weil der Preis möglicher Verletzungen zu hoch erscheint.
Den Schritt nach vorn wagen
Doch Rückzug ist keine Lösung und vor allem keine Option für ein erfülltes Leben. Vielmehr ist es der Schritt nach vorn. Es ist wichtig, sich zu öffnen und anzusprechen, was belastet, und auch, was guttut. Dies gilt ebenso für das Umfeld, auch hier hilft es, die eigene Unsicherheit im Umgang mit Betroffenen nicht zu verstecken, sondern nachzufragen, Interesse zu zeigen und eine Selbstverständlichkeit im Umgang zuzulassen. All dies kann schließlich zu Akzeptanz, Vertrauen und Respekt führen. Natürlich braucht es eine Portion Mut: das Zulassen von Umarmung oder eines sanften Streichelns trotz Schuppen und Rötungen oder schlicht ein ganz selbstverständlicher Händedruck. Es sind meist die kleinen Schritte und kleinen Erfahrungen, die heilsam sein können.
Nähe macht stark
Am Ende ist es ein Balanceakt zwischen Verletzlichkeit und Vertrauen, zwischen Angst und Mut. Wer Berührungen zulässt, öffnet sich. Wer sie gibt, signalisiert Annahme. Und so liegt in jeder Berührung eine besondere Chance: Sie sagt, dass Nähe stärker sein kann als eine Erkrankung. Und vielleicht sind es genau diese Momente, die Betroffene stark machen und den Anstoß geben können, nicht länger zu warten, nicht einfach nur auszuhalten, sondern offen mit den behandelnden Dermatolog*innen zu sprechen und sich über moderne Therapien auszutauschen. Denn: Diese können langfristig wirken – und am Ende jede Berührung noch leichter machen.














