Ausgabe 5

„Wer zu uns kommt, will etwas ändern“

PSOUL: Was sind typische psychische Begleiterkrankungen bei Pso?
ANDREA EISENBERG: Meine Patienten berichten häufig von Ängsten oder Scham wegen ihres Aussehens, was mit der Zeit zu einem sozialen Rückzug führen kann. Viele leiden auch an Depressionen. In meiner täglichen Arbeit erlebe ich, dass etwa jeder fünfte Psoriatiker mit erheblichen psychischen Problemen kämpft.

PSOUL: Warum haben Psoriatiker häufig psychische Probleme?
ANDREA EISENBERG: Als Folge der sichtbaren Hautveränderungen. Patienten berichten immer wieder, dass sie durch andere direkt abgewertet oder mit kritischen Blicken betrachtet werden. Das verunsichert sie zunächst und führt dann dazu, dass sie sich selbst abwerten. Unser Selbstwert ist oft stark von unserem Erscheinungsbild abhängig. Und finden wir uns selbst nicht gut, sind wir als Folge noch anfälliger für Ablehnung durch andere. Man trifft sich dann nicht mehr mit anderen oder hört mit Sport auf. Dadurch werden die verbleibenden Beziehungen, wie die zum Partner, mehr beansprucht. Fühlt der sich dann überfordert und grenzt sich ab, sackt die Stimmung weiter. Um sich wieder besser zu fühlen, folgt dann häufig der Griff zu Alkohol, Stimmungsaufhellern oder Zigaretten. Das aber dreht die sogenannte Abwärtsspirale letztendlich immer weiter nach unten.

PSOUL: Können auch psychische Probleme die Haut beeinflussen?
ANDREA EISENBERG: Ja, Seele und Haut gehören zusammen: Stressoren können die Schuppenbildung verstärken und verschlechtern die Heilung von Entzündungen. Depression oder Selbstekel führen dazu, dass die Betroffenen nicht mehr genug Kraft zur Hautpflege haben oder sich ihrer Hautpflege nicht zuwenden können.

PSOUL: Leiten sich daraus Tipps ab?
ANDREA EISENBERG: In der PsoriSol Hautklinik trainieren wir zum Beispiel, wie sich Stress besser bewältigen lässt, und arbeiten daran, sich selbst mit der Pso zu akzeptieren. Patienten, die sich wegen ihrer Ängste und Depressionen sozial zurückgezogen haben, müssen oft erst einmal wieder langsam an so alltägliche Dinge wie sich in der Öffentlichkeit zeigen oder einkaufen herangeführt werden.

PSOUL: Wie gehen Sie dabei vor?
ANDREA EISENBERG: Indem wir Haut und Psyche parallel behandeln. Wir verknüpfen dermatologische Therapien etwa mit modernen Medikamenten und äußerliche Behandlungen wie Licht- oder Badetherapien mit psychologischer Hilfe. Denn wir wollen eine Verbesserung des Hautbildes und eine dauerhaft höhere Lebensqualität erreichen. Auch die Arbeit an der sogenannten Krankheitsakzeptanz spielt eine große Rolle.

PSOUL: Wie wirkt sich eine erfolgreiche medikamentöse Behandlung der Psoriasis auf psychische Probleme aus?
ANDREA EISENBERG: Wenn die Schwere der Schuppenflechte etwa durch eine gute dermatologische Behandlung deutlich abgefedert wird, sinkt die psychosoziale Belastung oft erheblich. Daher empfehle ich, dass jeder mit Schuppenflechte als Basis eine adäquate Behandlung seiner Grunderkrankung und eine Schulung zur Psoriasis und ihrer Behandlung erhält.

PSOUL: Wie gut erkennen niedergelassene Hautärzte psychische Probleme überhaupt?
ANDREA EISENBERG: Das sind Ärzte mit hoher dermatologischer Expertise. Es wäre aber wünschenswert, wenn sie auch mehr auf die Psyche ihrer Patienten achten würden. Es gibt Ärzte mit einer psychotherapeutischen Zusatzqualifikation, die von vielen psychosomatischen Kliniken angeboten wird. Diese ermöglicht ihnen, auch ein intensiveres Gespräch über die Psoriasis und ihre seelischen Folgen zu führen.

PSOUL: Gehen Pso-Patienten selber offen mit Angst und gedrückter Stimmung um?
ANDREA EISENBERG: Keiner spricht gerne über psychische Probleme. Vielleicht ist einem auch der Bezug zur Psoriasis gar nicht so klar. Daher ist Aufklärung der Patienten wirklich sehr wichtig. Mein Ratschlag an Patienten lautet, belastende Gefühle und typische Angstsymptome beim Arztgespräch nicht zu verstecken.

PSOUL: Was können Psoriatiker tun, wenn sie depressiv sind?
ANDREA EISENBERG: Ich empfehle, sich eine Tagesstruktur zu geben, die vier Elemente enthält: Erstens eine Pflicht wie zum Beispiel einen Behördenbrief erledigen, zweitens sich eine kleine Freude machen, drittens soziale Kontakte pflegen und viertens sich bewegen. Vor allem körperliche Aktivität ist ein super Antidepressivum.

PSOUL: Gibt es denn einen psychologischen Schlüssel für den Umgang mit Pso?
ANDREA EISENBERG: Eine Balance ist wichtig. Gut ist es, die besonderen Anforderungen der Krankheit zu berücksichtigen, wie die Zeit zur Hautpflege, und zugleich darauf zu achten, dass genügend Zeit für die anderen Bereiche des Lebens bleibt.

www.psorisol.de

Illustration Andrea Eisenberg
Andrea Eisenberg ist leitende Ärztin der Fachabteilung Dermatopsychosomatik in der PsoriSol Hautklinik in Hersbruck.

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