Weihnachten darf anders sein
In den letzten Jahren habe ich Weihnachten ruhig und zurückgezogen verbracht. Dieses Jahr kommt meine Mutter mit ihrem Lebensgefährten zu Besuch und ich möchte ein richtig schönes Weihnachtsmenü kochen.
Doch mit chronischer Migräne kann sich ein Plan von einer Sekunde zur nächsten auflösen. Da braucht es mehr als nur Vorfreude. Es braucht Plan A – und einen guten Plan B. Denn Vorfreude ist zwar schön, aber sie schützt mich nicht davor, dass mein Körper plötzlich eine Grenze setzt. Und wenn alles jederzeit kippen kann, brauche ich neben der Hoffnung auf einen schönen Abend auch eine gewisse Sicherheit.
Plan A: Ein festliches Menü – wenn alles gut geht
Ich habe eingekauft, geplant, vorbereitet. Wenn ich mich an Weihnachten gut fühle, steht einem festlichen Essen nichts im Weg.
Doch: Migräne ist unberechenbar. Eine Migräneattacke kann kommen, wann sie will – ohne Vorwarnung. Deshalb habe ich auch einen Plan B.
Plan B: Akzeptanz und Entlastung
Falls mich die Migräneattacke ausknockt, weiß ich: Meine Mutter würde aus den eingekauften Lebensmitteln etwas kochen oder notfalls eine Tiefkühlpizza in den Ofen schieben.
Wäre das schade? Ja.
Würde ich mich ärgern? Ja.
Aber: Es wäre okay. Denn ich weiß inzwischen: Nicht alles muss perfekt sein.
Rücksicht und das schlechte Gewissen danach
Ich hatte lange ein schlechtes Gewissen, weil andere immer Rücksicht auf mich nehmen mussten. Stickige Räume, zu laute Gespräche, Hitze, Parfüm – all das verbinde ich inzwischen mit Weihnachten. Und ich war immer diejenige am Tisch, die wachsam war. Die darauf achtete, dass alles migränefreundlich bleibt, um eine Migräneattacke zu vermeiden.
Ich fühle mich oft wie ein Tisch-Terrier, der kontrolliert statt genießt. Dabei bin ich eigentlich ein entspannter Mensch, der Dinge einfach geschehen lässt und das Leben nimmt, wie es kommt. Aber das kann ich nicht immer sein. Und ja, an schlechten Tagen ist das schwer auszuhalten.
Hab immer einen Plan B – und nutze ihn auch, wenn es schwierig wird.
Sag, wenn etwas für dich nicht in Ordnung ist – klar und ohne Schuldgefühle.
Erwarte nicht zu viel von dir – und finde so mehr Entspannung.
Weihnachten darf anders sein. Aber es kann trotzdem schön sein.
Weihnachten darf leicht sein – auch mit Migräne
Trotz allem merke ich jedes Jahr aufs Neue: Weihnachten kann auch leicht sein. Nicht perfekt, nicht frei von Düften, nicht geräuschlos – aber warm, echt und liebevoll.
Wenn ich mir erlaube, Pausen zu machen und Erwartungen loszulassen, kann Weihnachten auch Spaß machen. Vielleicht ist es dann nicht das große Menü, sondern ein einfaches Essen. Vielleicht nicht der ganze Abend, sondern ein Moment für mich.
Aber genau darin steckt für mich der Zauber: Weihnachten darf kleiner sein – und trotzdem schön. Und wenn ich an diesem Abend in die Gesichter der Menschen schaue, die mich begleiten, spüre ich: Ich muss nichts beweisen. Ich darf so sein, wie ich bin.
Und das ist vielleicht das schönste Geschenk.
Eure Lena
Disclaimer: Bei diesem Beitrag handelt es sich um die persönlichen Erfahrungen der betroffenen Person. Die Aussagen basieren auf individuellen Erlebnissen und stellen keine allgemeingültigen Empfehlungen dar.