Freiheit trotz Migräne
Ich weiß inzwischen genau: Ohne Routinen komme ich nicht gut durch den Tag.
Sie helfen mir nicht nur, Migräneattacken vorzubeugen, sondern geben meinem Alltag Struktur und machen ihn trotz chronischer Erkrankung belastbarer und entspannter. Früher, in meiner Wohnung, hatte ich sehr feste Abläufe. Dabei bin ich eigentlich gar kein „Routine-Mensch“ – ich liebe Spontanität, keine festen Pläne, keine fixen Essenszeiten.
Wie meine alten Abläufe mir Stabilität gegeben haben
Jeden Morgen bin ich um Punkt sechs Uhr aufgestanden. Ich habe mich aufs Sofa gekuschelt und gelesen, manchmal auch eine Serie geschaut, je nach Kopfschmerzlage. Anschließend bin ich mit meinen Hunden rausgegangen. Ein klarer Ablauf, der mir Sicherheit gegeben hat. Ich wusste genau, was wann passiert, und konnte mich darauf verlassen, dass der Tag ruhig startet.
Als ich alles neu sortieren musste
Als ich in den Campervan gezogen bin, war plötzlich alles anders. Der Umzug selbst war anstrengend, und anstatt mir Zeit zum Durchatmen zu gönnen, bin ich direkt losgefahren. Ich war stolz auf meine Entschlossenheit, aber innerlich völlig erschöpft. Nach der ersten Euphorie kam die Erkenntnis: Ich musste ein paar Gänge zurückschalten.
Das geht für mich nur mit Struktur, mit kleinen Ritualen, die mir Halt geben.
Mein Leben unterwegs
Wenn man im Campervan lebt, ist es gar nicht so leicht, Routinen aufzubauen. Man schläft ständig an einem anderen Ort, jeder Tag sieht anders aus. Also habe ich klein angefangen: Ich habe meinen Wecker wieder gestellt, diesmal auf sieben Uhr. Kein strenger Start, aber ein verlässlicher.
Der Spaziergang fiel weg. Stattdessen öffne ich einfach die Tür, lasse die Hunde raus und genieße die frische Luft. Dieses erste Durchatmen am Morgen ist mein neuer Start in den Tag. Ich kuschle mich ein, lese ein paar Seiten, schreibe manchmal meine Gedanken auf und überlege, wie mein Tag aussehen soll:
Bleibe ich hier oder fahre ich weiter? Wenn ich fahre, dann höchstens 150 Kilometer. Anschließend: Frühstück, Bewegung, Spaziergang oder Wanderung mit den Hunden. Diese neue Routine ist flexibler, aber sie ist da.
Du kannst auch in dein Leben kleine Routinen einbauen. Zum Beispiel dreimal die Woche 30 Minuten spazieren gehen, Radfahren oder Schwimmen. Gönn dir zwischendurch kleine Pausen, vielleicht mit ein paar Minuten Muskelentspannung oder Atemübungen.
Zwischen Freiheit und Überforderung
„Vanlife“ mit einer chronischen Erkrankung bedeutet auch, Verantwortung zu übernehmen – und zwar jeden Tag aufs Neue. Kein Arzttermin, nichts, was den Rhythmus vorgibt. Nur ich selbst.
Viele stellen sich das Leben im Campervan völlig spontan und grenzenlos vor – und ja, das ist es auch. Aber damit Freiheit nicht ins Chaos kippt, brauche ich ein kleines Fundament. Für mich sind das Routinen. Sie geben mir ein Gefühl von zu Hause, auch wenn ich ständig den Ort wechsle.
Ich spüre, was mir guttut: manchmal ein langsamer Start, manchmal ein langer Spaziergang, manchmal einfach Kaffee und Stille. Routinen müssen nicht starr sein – probiere aus, was genau heute für dich richtig ist.
Mein Fazit: Struktur, die sich nach mir richtet
Routinen sind für mich keine Einschränkung, sondern ein sanfter Halt im Alltag. Sie helfen mir, bewusster und gelassener zu leben. Ich darf spontan sein und mich trotzdem gut um mich kümmern. Ich darf frei sein und trotzdem Stabilität spüren. Ich darf reisen und gleichzeitig zur Ruhe kommen.
Diese Mischung aus Freiheit und Struktur ist für mich der Schlüssel zu einem erfüllten Leben im Campervan – mit all seinen Höhen, Tiefen und kleinen Glücksmomenten.
Freiheit heißt für mich heute: mir genau die Strukturen zu schaffen, die mir guttun – egal, wo ich gerade bin.
Eure Lena
Disclaimer: Bei diesem Beitrag handelt es sich um die persönlichen Erfahrungen der betroffenen Person. Die Aussagen basieren auf individuellen Erlebnissen und stellen keine allgemeingültigen Empfehlungen dar.