Behandlung der AML
Bei der akuten myeloischen Leukämie (AML) ist es entscheidend, rasch mit der Behandlung zu beginnen. Dies ist unabhängig davon, um welchen Subtyp der Erkrankung es sich handelt. Es gibt unterschiedliche Behandlungsoptionen. Welche die passende ist, wird stets individuell entschieden.
Zu den Faktoren, die bei der Wahl der AML-Therapie berücksichtigt werden, zählen das Alter, der allgemeine Gesundheitszustand und die körperliche Fitness. Ein weiterer wichtiger Aspekt ist, welcher AML-Subtyp vorliegt.
Behandlungsmöglichkeiten
Die Therapiemöglichkeiten der AML haben verschiedene Wirkansätze und sind unterschiedlich belastend. Die individuellen Bedürfnisse und Voraussetzungen sind ausschlaggebend für die Wahl der Behandlung.
Eine intensive Chemotherapie ist eine der häufigeren Behandlungsformen bei der AML. In der Regel schließt daran eine Stammzelltransplantation an. Dieses Vorgehen kommt jedoch nicht für alle Patient*innen infrage, da es sehr belastend ist. Ist eine intensive Chemotherapie wegen eines höheren Alters oder auch Begleiterkrankungen nicht durchführbar, können heute moderne Behandlungsmöglichkeiten, die orale zielgerichtete Therapie, dafür sorgen, die Symptome zurückzudrängen und die Lebensqualität zu verbessern.
- Teilnahme an Studien
Zur AML wird laufend geforscht, u. a. um neue Behandlungsoptionen zu entwickeln oder bestehende zu verbessern. Dafür werden viele Patient*innen in Studien behandelt. Die Teilnahme an einer Studie kann daher ebenfalls eine Therapiemöglichkeit sein. Wenn eine Studie infrage kommt, informiert die behandelnde Ärztin bzw. der behandelnde Arzt ausführlich über alle Aspekte der Teilnahme. Eine Orientierung zu laufenden Studien bei Krebserkrankungen gibt z. B. iuvando.
Unterstützende Therapie bei AML
Neben der Behandlung der AML selbst kann eine unterstützende Therapie dabei helfen, Beschwerden und Folgen der Erkrankung bzw. der Behandlung zu mindern. Zu möglichen begleitenden Maßnahmen zählen:
- Eine Schmerztherapie
- Die vorsorgliche Behandlung mit AntibiotikaMedikamente, die zur Bekämpfung von Bakterieninfektionen verabreicht werden. oder Medikamenten gegen Pilzinfektionen aufgrund eines erhöhten Infektionsrisikos
- Den Mangel einzelner Blutbestandteile durch TransfusionenÜbertragung von Blut oder Blutbestandteilen durch eine Infusion. auszugleichen
- Medikamente gegen Nebenwirkungen von Therapien, z. B. Übelkeit oder Erbrechen
- Psychoonkologische Unterstützung
Lassen Sie sich von Ihrer Ärztin bzw. Ihrem Arzt beraten, welche Maßnahmen für Sie empfehlenswert sind.
AML: Chemotherapie in Stufen
Bei der AML kommt in vielen Fällen eine intensive Chemotherapie zum Einsatz. Bei einer Chemotherapie werden sogenannte Zytostatika eingesetzt. Sie hemmen vornehmlich Zellen, die sich schnell teilen, wie beispielsweise Krebszellen. In der Folge sinkt die Anzahl der Krebszellen und die Blutbildung kann sich normalisieren.
Die Chemotherapie erfolgt bei der akuten myeloischen Leukämie (AML) meist in zwei Stufen, einer Induktions- und einer Konsolidierungsphase. Es wird meist eine Kombination aus unterschiedlichen Wirkstoffen als Infusion verabreicht.
Die erste Phase besteht aus einer hochdosierten Chemotherapie in ein oder zwei Behandlungsabschnitten, sogenannten Zyklen, über jeweils fünf bis acht Tage im Abstand von mehreren Wochen.
Die Induktionsphase hat das Ziel, die Erkrankung möglichst weit zurückzudrängen, eine sogenannte Remission zu erreichen. Sie ist sehr intensiv und belastend. Ihr Erfolg kann nach vier bis acht Wochen beurteilt werden.
In der zweiten Phase wird die Chemotherapie in der Regel in drei Zyklen mit jeweils mehreren Wochen Therapiepause durchgeführt. Diese Konsolidierungsphase kann bis zu einem halben Jahr dauern.
Die Konsolidierungsphase dient dazu, gegen mögliche verbliebene Krebszellen vorzugehen. Damit soll das Risiko für einen möglichen Rückfall reduziert werden.
Zeigen die Krebszellen bestimmte genetische Veränderungen, kann die Chemotherapie mit entsprechenden zielgerichteten Medikamenten kombiniert werden.
Stammzelltransplantation
Abhängig von individuellen genetischen Veränderungen der Krebszellen und vom Ansprechen auf die intensive Chemotherapie kann nach der Chemotherapie eine Stammzelltransplantation folgen. Bei der AML handelt es sich dabei in der Regel um eine allogene Stammzelltransplantation, d. h., es werden gespendete Stammzellen übertragen.
Prinzip einer Stammzelltransplantation ist es, das gestörte blutbildende System, das durch eine intensive Chemotherapie eliminiert wird, durch das gesunde blutbildende System aus einer Spende zu ersetzen. Der Empfängerin bzw. dem Empfänger werden, ähnlich einer Infusion, die Blutstammzellen der Spenderin bzw. des Spenders verabreicht. Die neuen Blutstammzellen siedeln sich im Knochenmark an und bilden Blutzellen. Es dauert bis zu sechs Wochen, bis sich die Blutbildung erholt hat. Das Immunsystem wird mit Medikamenten unterdrückt, um eine Abstoßungsreaktion zu verhindern.
Es handelt sich bei einer Stammzelltransplantation um eine tiefgreifende Maßnahme. Sie kann nur bei entsprechender Belastungsfähigkeit und körperlicher Fitness durchgeführt werden.
Orale zielgerichtete Therapie
Eine intensive Chemotherapie kommt nicht in allen Fällen infrage, da sie sehr belastend ist. Wenn zum Beispiel durch hohes Alter, Begleiterkrankungen oder nicht ausreichende körperliche Fitness eine intensive Chemotherapie nicht möglich ist, gibt es alternative Behandlungsmöglichkeiten. Neben einer Chemotherapie mit niedrigdosierten Medikamenten und sogenannten hypomethylierenden Substanzen (HMA)Wirkstoffklasse von Medikamenten, die bestimmte chemische Veränderungen in der DNA verhindern und so den programmierten Zelltod auslösen. können orale zielgerichtete Therapien zum Einsatz kommen.
Orale zielgerichtete Therapien werden in Kombination mit anderen Medikamenten eingesetzt. Sie werden als Tabletten eingenommen, die Behandlung ist mit weniger Aufwand verbunden als eine Infusionstherapie. Mit einer oralen zielgerichteten Therapie kann es gelingen, die Symptome der AML zurückzudrängen und die Lebensqualität zu verbessern.
- Wirkweise: Orale zielgerichtete Therapie und Chemotherapie
Die Chemotherapie und die orale zielgerichtete Therapie unterscheiden sich vorrangig durch die Art, wie sie auf die Krebszellen einwirken. Die Chemotherapie greift in den Teilungszyklus von Zellen ein. Auch gesunde, sich schnell erneuernde Zellen können daher von der Chemotherapie angegriffen werden. Orale zielgerichtete Therapien greifen direkt in den Krankheitsprozess ein. Dies erfolgt u. a. durch die Hemmung bestimmter Proteine. Dadurch kann z. B. der Selbstzerstörungsmechanismus der Krebszellen (Apoptose) wieder in Gang gesetzt werden damit diese absterben oder das Wachstum der Krebszellen verlangsamt bzw. gestoppt werden.