Akute myeloische Leukämie (AML)

Die akute myeloische Leukämie (AML) ist die häufigste Form der akuten Leukämien bei Erwachsenen. Sie entsteht durch eine Störung im Blutbildungsprozess.
Ein älteres Ehepaar hält sich im Arm
Ein älterer Mann mit weißen Haaren und einer Brille liest ein Buch auf dem Sofa
Ein älterer Mann schaut ein Buch mit seinen Enkelkindern an.

Was ist akute myeloische Leukämie?

Die akute myeloische Leukämie (AML) ist eine Form von Blutkrebs mit einem akuten Verlauf, d. h., sie schreitet schnell voran. Wird eine AML diagnostiziert, muss daher rasch gehandelt werden. Es stehen heute eine Reihe von Therapiemöglichkeiten zur Verfügung.

Älteres Paar umarmt sich

Der Erkrankung liegt eine Störung im Blutbildungsprozess zugrunde. Im Verlauf der AML verdrängen die Krebszellen gesunde Blutbestandteile. Die Entstehung der AML wird von vielen Faktoren beeinflusst. Es gibt eine Reihe von Risikofaktoren, die die Wahrscheinlichkeit für eine Erkrankung erhöhen, zum Beispiel der anhaltende Kontakt mit bestimmten Chemikalien.

Info-Blatt: Chronische lymphatische Leukämie auf einen Blick
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Zahlen und Fakten zur AML

  • Die AML entsteht aus sogenannten myeloischen Vorläuferzellen (Blasten), die sich normalerweise u. a. zu weißen Blutzellen entwickeln.
  • AML ist die häufigste Form akuter Leukämien bei Erwachsenen. In Deutschland erkranken jährlich etwa 3,7 pro 100.000 Einwohnern daran.
  • Eine AML tritt vor allem im höheren Alter auf. Das durchschnittliche Erkrankungsalter liegt bei 72 Jahren.
  • Männer sind etwas häufiger von einer AML betroffen als Frauen.

Entstehung einer akuten myeloischen Leukämie

Bei der akuten myeloischen Leukämie (AML) gerät die Blutbildung aus dem Gleichgewicht:

  • Blutzellen entwickeln sich aus den Blutstammzellen des Knochenmarks. Bis zur reifen und funktionstüchtigen Blutzelle durchlaufen sie unterschiedliche Entwicklungsstufen.
  • Eine AML entsteht aus sogenannten myeloischen Vorläuferzellen (Blasten), die sich normalerweise u. a. zu weißen Blutzellen (Leukozyten) entwickeln.
  • Ausgehend von einer dieser Vorläuferzellen kommt es zu einer krankhaften Veränderung der Blasten. Sie können nicht vollständig ausreifen, sich jedoch stark und unkontrolliert vermehren.
Die Blutbildung bei eienr AML

Normalerweise setzt bei beschädigten Zellen im Körper der programmierte Zelltod (Apoptose) ein, die Zellen sterben ab. Dieser Selbstzerstörungsprozess bleibt bei den Krebszellen aus. In der Folge verdrängen sie die gesunden Blutbestandteile im Knochenmark. Wesentliche Funktionen des Blutes im Körper – Sauerstofftransport, Blutgerinnung und Immunabwehr – werden gestört. Über den Blutkreislauf können die Krebszellen zudem in andere Organe des Körpers gelangen und diese schädigen.

Akute myeloische Leukämie: Anzeichen und Verlauf

Die akute myeloische Leukämie (AML) zählt zu den akuten Formen von Blutkrebs. Das bedeutet, dass die Erkrankung schnell fortschreitet und die Beschwerden in der Regel plötzlich auftreten. Die Früherkennung, also die richtige Deutung möglicher Anzeichen, ist wichtig, um zeitnah eine Behandlung zu beginnen.

Mann mit AML mit Hund auf dem Sofa

AML-Symptome: Beschwerden können variieren

Die ersten Symptome einer AML sowie ihre Ausprägung können sehr unterschiedlich sein und auch bei anderen, eher harmlosen Erkrankungen auftreten. Oft sind es Beschwerden, die durch den Mangel der jeweils verdrängten Blutbestandteile entstehen. Darüber hinaus kann die Ansammlung der Krebszellen in anderen Organen zu Beschwerden führen.

Müdigkeit, Abgeschlagenheit, verminderte Leistungsfähigkeit, Kurzatmigkeit, Blässe
Diese Beschwerden können durch zu wenig rote Blutkörperchen im Blut ausgelöst werden. Es kommt zu einer Blutarmut (Anämie) und die Organe werden nicht ausreichend mit Sauerstoff versorgt.

Erhöhte Blutungsneigung, blaue Flecken, kleine punktförmige Hautblutungen (Petechien)
Wenn es zu einem Mangel an Blutplättchen kommt, kann die Blutgerinnung gestört sein. So kann es unter anderem zu Blutungen kommen, zum Beispiel zu Zahnfleisch- oder Nasenbluten.

Fieber und erhöhte Infektanfälligkeit
Das kann die Folge einer verminderten Anzahl gesunder weißer Blutzellen sein. Sie haben wichtige Aufgaben im Immunsystem. Durch einen Mangel wird das körpereigene Abwehrsystem geschwächt und es kann leichter zu Infekten kommen.

Sammeln sich die Krebszellen bei einer AML in den Organen an, kann es zu einer Vergrößerung der betroffenen Organe und damit zu Beschwerden wie Bauchschmerzen oder Appetitlosigkeit kommen. Häufig sind Milz oder Leber betroffen.

  • Ein eindeutiges Zeichen für eine AML sind diese Symptome nicht, sie können auch bei anderen Erkrankungen auftreten. Halten die Beschwerden jedoch an, sollte eine Ärztin bzw. ein Arzt konsultiert werden, um die Ursache schnell festzustellen.

Diagnose der AML

Da die Beschwerden einer akuten myeloischen Leukämie (AML) variieren können, führt der erste Weg häufig zur Hausärztin bzw. zum Hausarzt. Wenn die körperliche Untersuchung und die Krankengeschichte (Anamnese) einen Hinweis auf eine akute Leukämie geben, ist eine Blutuntersuchung der nächste wichtige Schritt bei der Diagnose.

Älterer Mann mit AML beim Arzt

AML-Diagnostik

Bestätigt sich der Verdacht auf eine AML, erfolgt in der Regel eine Überweisung an ein Krankenhaus, welches über ein hämatologisch-onkologisches Zentrum verfügt. Dort erfolgt die Behandlung durch Fachärzt*innen für Hämatologie bzw. Onkologie und es können weitere Untersuchungen durchgeführt werden.

Dabei geht es nicht mehr nur um die Bestätigung der Diagnose der AML, sondern auch darum, herauszufinden, um welchen Subtyp der Erkrankung es sich handelt. Das wiederum ist eine wichtige Voraussetzung, damit schnell die passende Therapie begonnen werden kann. Untersuchungen sind jedoch nicht nur zu Beginn der Erkrankung wichtig, sie helfen auch im weiteren Verlauf zu verfolgen, wie die AML sich entwickelt und ob die Therapie wirkt.

Bei Verdacht auf eine AML wird zunächst ein kleines Blutbild gemacht, bei dem u. a. die Anzahl der roten Blutkörperchen, der weißen Blutzellen und der Blutplättchen sowie die Konzentration des roten Blutfarbstoffs erfasst wird.

Gibt es Hinweise auf eine Störung der Blutbildung, wird ein sogenanntes Differenzialblutbild erstellt. Dabei werden auch die unterschiedlichen Gruppen der weißen Blutzellen ausgewertet, die Granulozyten, Monozyten und Lymphozyten. Zudem wird untersucht, ob unreife Vorläuferzellen (Blasten) oder andere auffällige Zellen im Blut vorhanden sind.

Eine Knochenmarkpunktion ist in der Regel die nächste Untersuchung, die weitere wichtige Informationen über die AML liefert.

Dafür wird eine geringe Menge von Zellen des Knochenmarks mit einer sehr dünnen Hohlnadel oder Stanze unter örtlicher Betäubung aus dem Beckenknochen entnommen. Anschließend werden die Zellen unter dem Mikroskop untersucht. Auf diese Weise lässt sich die Art, Beschaffenheit und Anzahl der Zellen erkennen (Zytomorphologie und Zytochemie).

Auf der Zelloberfläche der Krebszellen befinden sich charakteristische Merkmale, die sie von gesunden Zellen unterscheiden. Diese Merkmale werden bei der Immunphänotypisierung untersucht. Auf diese Weise können die Zellart und weitere Merkmale festgestellt werden.

Die Krebszellen zeigen häufig Veränderungen des Erbguts. Bei der zytogenetischen Untersuchung werden die Träger des Erbguts (Chromosomen) der Krebszellen mit dem Mikroskop untersucht.

Molekulargenetische Analysen zeigen Veränderungen der Gene, die unter dem Mikroskop nicht erkennbar sind.
Durch diese Untersuchungen können genetische Veränderungen der Krebszellen festgestellt werden. Die Ergebnisse der Untersuchungen helfen bei der Zuordnung der AML zu einem Subtyp.

Im Einzelfall können weitere Untersuchungen notwendig sein, zum Beispiel wenn andere Organe beteiligt sind, etwa Computertomografie (CT)Spezielles Röntgenverfahren, das digitale Schnittbilder vom Körper erzeugt. oder Ultraschall.

Akute myeloische Leukämie: Klassifikation

Der Verlauf der Erkrankung und auch ihre Behandlungsmöglichkeiten hängen unter anderem davon ab, um welchen AML-Subtyp es sich handelt. Weitere Aspekte sind das Erkrankungsalter und der allgemeine gesundheitliche Zustand. Der Subtyp einer AML wird nach der sogenannten WHOWeltgesundheitsorganisation.-Klassifikation oder der Internationalen Konsensus-Klassifikation (ICC) eingeteilt. Dabei werden Merkmale der Krebszellen aus der zytogenetischen UntersuchungMikroskopische Untersuchung von Chromosomen auf bestimmte Merkmale bzw. Schäden; wird u. a. genutzt, um Veränderungen im Erbgut von Krebszellen festzustellen. und genetische Veränderungen berücksichtigt. Zudem werden vorherige Erkrankungen des blutbildenden Systems und die Ergebnisse bisheriger Therapien einbezogen. Die Einteilung der akuten myeloischen Leukämie erfolgt in drei Hauptgruppen und jeweils weitere Untergruppen.

WHO-Klassifikation der AML

  • AML mit wiederkehrenden zytogenetischen Veränderungen
  • AML definiert durch Differenzierung der Zellen
  • AML, die durch Transformation aus einer anderen leukämischen Vorerkrankung entstanden ist

Behandlung der AML

Bei der akuten myeloischen Leukämie (AML) ist es entscheidend, rasch mit der Behandlung zu beginnen. Dies ist unabhängig davon, um welchen Subtyp der Erkrankung es sich handelt. Es gibt unterschiedliche Behandlungsoptionen. Welche die passende ist, wird stets individuell entschieden.

Wahl der Bahndlung einer AML

Zu den Faktoren, die bei der Wahl der AML-Therapie berücksichtigt werden, zählen das Alter, der allgemeine Gesundheitszustand und die körperliche Fitness. Ein weiterer wichtiger Aspekt ist, welcher AML-Subtyp vorliegt.

  • Grundsätzlich ist es das Ziel der AML-Therapie, die Krebszellen so weit wie möglich zurückzudrängen und im Idealfall komplett zu eliminieren.

Behandlungsmöglichkeiten

Die Therapiemöglichkeiten der AML haben verschiedene Wirkansätze und sind unterschiedlich belastend. Die individuellen Bedürfnisse und Voraussetzungen sind ausschlaggebend für die Wahl der Behandlung.

Eine intensive Chemotherapie ist eine der häufigeren Behandlungsformen bei der AML. In der Regel schließt daran eine Stammzelltransplantation an. Dieses Vorgehen kommt jedoch nicht für alle Patient*innen infrage, da es sehr belastend ist. Ist eine intensive Chemotherapie wegen eines höheren Alters oder auch Begleiterkrankungen nicht durchführbar, können heute moderne Behandlungsmöglichkeiten, die orale zielgerichtete Therapie, dafür sorgen, die Symptome zurückzudrängen und die Lebensqualität zu verbessern.

  • Teilnahme an Studien
    Zur AML wird laufend geforscht, u. a. um neue Behandlungsoptionen zu entwickeln oder bestehende zu verbessern. Dafür werden viele Patient*innen in Studien behandelt. Die Teilnahme an einer Studie kann daher ebenfalls eine Therapiemöglichkeit sein. Wenn eine Studie infrage kommt, informiert die behandelnde Ärztin bzw. der behandelnde Arzt ausführlich über alle Aspekte der Teilnahme. Eine Orientierung zu laufenden Studien bei Krebserkrankungen gibt z. B. iuvando.

Unterstützende Therapie bei AML

Neben der Behandlung der AML selbst kann eine unterstützende Therapie dabei helfen, Beschwerden und Folgen der Erkrankung bzw. der Behandlung zu mindern. Zu möglichen begleitenden Maßnahmen zählen:

  • Eine Schmerztherapie
  • Die vorsorgliche Behandlung mit AntibiotikaMedikamente, die zur Bekämpfung von Bakterieninfektionen verabreicht werden. oder Medikamenten gegen Pilzinfektionen aufgrund eines erhöhten Infektionsrisikos
  • Den Mangel einzelner Blutbestandteile durch TransfusionenÜbertragung von Blut oder Blutbestandteilen durch eine Infusion. auszugleichen
  • Medikamente gegen Nebenwirkungen von Therapien, z. B. Übelkeit oder Erbrechen
  • Psychoonkologische Unterstützung

Lassen Sie sich von Ihrer Ärztin bzw. Ihrem Arzt beraten, welche Maßnahmen für Sie empfehlenswert sind.

AML: Chemotherapie in Stufen

Bei der AML kommt in vielen Fällen eine intensive Chemotherapie zum Einsatz. Bei einer Chemotherapie werden sogenannte Zytostatika eingesetzt. Sie hemmen vornehmlich Zellen, die sich schnell teilen, wie beispielsweise Krebszellen. In der Folge sinkt die Anzahl der Krebszellen und die Blutbildung kann sich normalisieren.

Die Chemotherapie erfolgt bei der akuten myeloischen Leukämie (AML) meist in zwei Stufen, einer Induktions- und einer Konsolidierungsphase. Es wird meist eine Kombination aus unterschiedlichen Wirkstoffen als Infusion verabreicht.

Die erste Phase besteht aus einer hochdosierten Chemotherapie in ein oder zwei Behandlungsabschnitten, sogenannten Zyklen, über jeweils fünf bis acht Tage im Abstand von mehreren Wochen.

Die Induktionsphase hat das Ziel, die Erkrankung möglichst weit zurückzudrängen, eine sogenannte Remission zu erreichen. Sie ist sehr intensiv und belastend. Ihr Erfolg kann nach vier bis acht Wochen beurteilt werden.

In der zweiten Phase wird die Chemotherapie in der Regel in drei Zyklen mit jeweils mehreren Wochen Therapiepause durchgeführt. Diese Konsolidierungsphase kann bis zu einem halben Jahr dauern.

Die Konsolidierungsphase dient dazu, gegen mögliche verbliebene Krebszellen vorzugehen. Damit soll das Risiko für einen möglichen Rückfall reduziert werden.

Zeigen die Krebszellen bestimmte genetische Veränderungen, kann die Chemotherapie mit entsprechenden zielgerichteten Medikamenten kombiniert werden.

Stammzelltransplantation

Abhängig von individuellen genetischen Veränderungen der Krebszellen und vom Ansprechen auf die intensive Chemotherapie kann nach der Chemotherapie eine Stammzelltransplantation folgen. Bei der AML handelt es sich dabei in der Regel um eine allogene Stammzelltransplantation, d. h., es werden gespendete Stammzellen übertragen.

Prinzip einer Stammzelltransplantation ist es, das gestörte blutbildende System, das durch eine intensive Chemotherapie eliminiert wird, durch das gesunde blutbildende System aus einer Spende zu ersetzen. Der Empfängerin bzw. dem Empfänger werden, ähnlich einer Infusion, die Blutstammzellen der Spenderin bzw. des Spenders verabreicht. Die neuen Blutstammzellen siedeln sich im Knochenmark an und bilden Blutzellen. Es dauert bis zu sechs Wochen, bis sich die Blutbildung erholt hat. Das Immunsystem wird mit Medikamenten unterdrückt, um eine Abstoßungsreaktion zu verhindern.

Es handelt sich bei einer Stammzelltransplantation um eine tiefgreifende Maßnahme. Sie kann nur bei entsprechender Belastungsfähigkeit und körperlicher Fitness durchgeführt werden.

Orale zielgerichtete Therapie

Eine intensive Chemotherapie kommt nicht in allen Fällen infrage, da sie sehr belastend ist. Wenn zum Beispiel durch hohes Alter, Begleiterkrankungen oder nicht ausreichende körperliche Fitness eine intensive Chemotherapie nicht möglich ist, gibt es alternative Behandlungsmöglichkeiten. Neben einer Chemotherapie mit niedrigdosierten Medikamenten und sogenannten hypomethylierenden Substanzen (HMA)Wirkstoffklasse von Medikamenten, die bestimmte chemische Veränderungen in der DNA verhindern und so den programmierten Zelltod auslösen. können orale zielgerichtete Therapien zum Einsatz kommen.

Freunde unterhalten sich über ihre AML beim Spaziergang

Orale zielgerichtete Therapien werden in Kombination mit anderen Medikamenten eingesetzt. Sie werden als Tabletten eingenommen, die Behandlung ist mit weniger Aufwand verbunden als eine Infusionstherapie. Mit einer oralen zielgerichteten Therapie kann es gelingen, die Symptome der AML zurückzudrängen und die Lebensqualität zu verbessern.

  • Wirkweise: Orale zielgerichtete Therapie und Chemotherapie
    Die Chemotherapie und die orale zielgerichtete Therapie unterscheiden sich vorrangig durch die Art, wie sie auf die Krebszellen einwirken. Die Chemotherapie greift in den Teilungszyklus von Zellen ein. Auch gesunde, sich schnell erneuernde Zellen können daher von der Chemotherapie angegriffen werden. Orale zielgerichtete Therapien greifen direkt in den Krankheitsprozess ein. Dies erfolgt u. a. durch die Hemmung bestimmter Proteine. Dadurch kann z. B. der Selbstzerstörungsmechanismus der Krebszellen (Apoptose) wieder in Gang gesetzt werden damit diese absterben oder das Wachstum der Krebszellen verlangsamt bzw. gestoppt werden.

AML: Leben und Therapie

Meist kommt die Diagnose der akuten myeloischen Leukämie (AML) völlig überraschend. Sie fordert stets ein schnelles Handeln, ohne dass viel Zeit bleibt, sich mit der neuen Situation auseinanderzusetzen. Das birgt viele Herausforderungen, und der gewohnte Alltag wird auf den Kopf gestellt. Informationen müssen verarbeitet und Entscheidungen getroffen werden.

Ältere Patientin bei Ihrer Ärztin

Machen Sie sich bewusst, dass Sie mit der AML nicht allein sind. Gemeinsam mit Ihrer behandelnden Ärztin bzw. Ihrem behandelnden Arzt, dem medizinischen Team und den Menschen, die Ihnen nahestehen, können Sie Schritt für Schritt Ihren Weg mit der Erkrankung finden.

Es gibt unterschiedliche Behandlungsmöglichkeiten bei einer AML. Je nach Therapieform wird die Behandlung während des Krankenhausaufenthalts oder auch zu Hause durchgeführt. Sie kann belastend und mit Nebenwirkungen verbunden sein. Aber sie ist Ihre Maßnahme, um etwas gegen die AML zu unternehmen. Auch wenn es nicht jeden Tag leichtfällt, achten Sie darauf, dass Sie selbst die Therapie bestmöglich aktiv unterstützen. Nehmen Sie alle Arzttermine wahr und nehmen Sie alle Medikamente regelmäßig und in der Dosierung ein, wie mit Ihrer Ärztin bzw. Ihrem Arzt besprochen.

Der Umgang mit einer Erkrankung wie der AML ist eine große Herausforderung. Der Weg, damit umzugehen, ist sehr individuell. Es kann auch Tage geben, an denen alles zu viel wird. Hilfe bei der Krankheitsbewältigung und Unterstützung im Umgang mit den Sorgen, die diese außergewöhnliche Situation mit sich bringt, bietet die Psychoonkologie. Sprechen Sie mit Ihrer Ärztin bzw. Ihrem Arzt darüber, welche Möglichkeiten und Angebote es gibt.

Familie oder Freundeskreis – sprechen Sie mit vertrauten Personen aus Ihrem nahen Umfeld über Ihre Erkrankung. Sich gemeinsam mit der AML auseinanderzusetzen und über die nächsten Schritte auszutauschen kann Unsicherheiten nehmen. Zusammen können Sie besprechen, welche Unterstützung Sie benötigen, wo es die notwendigen Informationen gibt, welche Fragen im Arztgespräch geklärt werden müssen und was im Alltag neu organisiert werden muss. Ein offener Umgang mit der Situation kann sowohl für Sie selbst als auch für die Menschen in Ihrem Umfeld hilfreich sein.

Mit einem bewussten Lebensstil können Sie zum Erfolg Ihrer Therapie und auch zu Ihrer Lebensqualität beitragen. Für den Alltag mit einer AML und auch für Ihre Behandlung ist es wichtig, dass Sie bei Kräften bleiben. Achten Sie auf sich selbst und versuchen Sie mit einer ausgewogenen, auf die Therapie abgestimmten Ernährung, Bewegung im Rahmen Ihrer Möglichkeiten oder auch durch eine gezielte Entspannungstechnik positive Impulse zu setzen. Richten Sie Ihren Blick auf das Hier und Jetzt und die Möglichkeiten, die Sie heute haben, sich etwas Gutes zu tun.

Gut über die AML informiert zu sein und sich mit anderen auszutauschen, die ganz ähnliche Erfahrungen gemacht haben, kann im Umgang mit der Erkrankung eine große Hilfe sein. Selbsthilfeorganisationen sind nicht nur eine gute Informationsquelle, sondern können auch mit Beratung zu unterschiedlichen Themen zur Seite stehen. Auch der persönliche Erfahrungsaustausch kann neue Perspektiven eröffnen und Ihnen zeigen, dass Sie nicht allein sind. Es gibt eine ganze Reihe von Selbsthilfeorganisationen und Initiativen.

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Die orale AML-Therapie im Alltag

Für die Behandlung der akuten myeloischen Leukämie (AML) stehen unterschiedliche Möglichkeiten zur Verfügung. Einige Therapien werden als Infusionen, andere als Tabletten verabreicht, darunter die orale zielgerichtete Therapie.

Die orale Behanldung bei einer AML

Eine Behandlung mit Tabletten oder Kapseln kann Ihnen im Alltag mehr Freiraum verschaffen. Ist die Dosierung richtig eingestellt, können Sie die Medikamente in der Regel selbstständig zu Hause einnehmen. Das bedeutet aber auch, dass Sie selbst mehr Verantwortung für Ihre AML-Behandlung übernehmen.

  • Nehmen Sie die Tabletten oder Kapseln regelmäßig, damit die Behandlung bestmöglich wirken kann.
  • Halten Sie sich an die vorgegebene Dosierung und Art der Einnahme, nur so kann die benötigte Konzentration des Wirkstoffs im Blut gleichbleibend gehalten werden.
  • Sprechen Sie mit Ihrer Ärztin bzw. Ihrem Arzt, wenn Sie Fragen zu Ihrer Therapie haben, und lesen Sie aufmerksam die Packungsbeilage.

Die Medikamenteneinnahme zur Gewohnheit machen
Die Einnahme Ihrer Medikamente zur festen Gewohnheit werden zu lassen und sie in Ihren Tagesablauf einzubinden hilft Ihnen, sie nicht zu vergessen:

  • Binden Sie die Einnahme in Ihre tägliche Routine ein. Nehmen Sie die Tabletten oder Kapseln z. B. immer zusammen mit dem Frühstück ein.
  • Lassen Sie sich erinnern, z. B. mit dem Wecker in Ihrem Handy oder durch einen Notizzettel am Kühlschrank.
  • Bitten Sie eine vertraute Person, mit Ihnen an die Einnahme zu denken.
  • Sortieren Sie Ihre Medikamente in eine Tablettenbox, so behalten Sie den Überblick.
  • Machen Sie sich immer wieder bewusst, was die Medikamente in Ihrem Körper leisten, sie wirken gezielt gegen die AML und hindern die Erkrankung am Ausbreiten.

Tipps zur Medikamenteneinnahme

Die Infusionstherapie bei der AML im Alltag

Die Chemotherapie zur Behandlung einer akuten myeloischen Leukämie (AML) wird meist als Infusion verabreicht. Bei einer Infusionstherapie werden Ihnen Medikamente in einer Flüssigkeit, einer sogenannten Infusion, intravenös, also direkt in die Vene, verabreicht. Eine Behandlung besteht in der Regel aus mehreren Zyklen, während derer Sie in regelmäßigen Abständen Infusionen erhalten. Das verläuft häufig ambulantBehandlung, bei der eine Patientin bzw. ein Patient nicht über Nacht im Krankenhaus bleiben muss. in der Arztpraxis oder in einer Tagesklinik.

  • Neben der Infusionstherapie gibt es Wirkstoffe zur Therapie der AML, die als Spritze unter die Haut (subkutane Injektion) verabreicht werden. Die Behandlung erfolgt ebenfalls als ambulante Therapie in Zyklen.

Tipps für die Infusionstherapie
Eine Infusion dauert in der Regel mehrere Stunden. Organisieren Sie Ihre Infusionstermine und machen Sie es sich in dieser Zeit so bequem wie möglich.

  • Halten Sie sich genau an den Therapieplan und verpassen Sie keine Termine. Nutzen Sie Erinnerungshilfen wie beispielsweise die Kalenderfunktion Ihres Handys.
  • Planen Sie den Weg zur Arztpraxis oder Tagesklinik und zurück nach Hause im Voraus. Vielleicht kann Sie jemand hinfahren und nach der Therapie wieder abholen? Sollten Sie ein Taxi nutzen, lassen Sie die Fahrt rechtzeitig vormerken.
  • Nehmen Sie zur Therapie etwas zu lesen mit oder laden Sie ein Hörspiel oder einen Film auf Ihr Smartphone oder Tablet (nutzen Sie Kopfhörer, um andere nicht zu stören). So vergeht die Zeit während der Infusion rascher.
  • Bequeme Kleidung und Schuhe, ein kleines Kissen oder eine weiche Decke können die Termine angenehmer machen.

Quellen:
Kraywinkel K, Spix C. Epidemiologie akuter Leukämien in Deutschland. Onkologe 2017; 23: 499–503.
Röllig C, Ayuk FA, Baldus C et al. Onkopedia: Akute Myeloische Leukämie (AML). URL: https://www.onkopedia.com/de/onkopedia/guidelines/akute-myeloische-leukaemie-aml/@@guideline/html/index.html (Zugriff: 05.11.2025).
Kim-Wanner SZ, Kraywinkel K. Faktenblatt: Epidemiologie der akuten Leukämien in Deutschland 2016 bis 2018. Onkologie 2022; 28: 459–462.

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