Blutkrebs: Erkrankungen des blutbildenden Systems

Bei Blutkrebs handelt es sich um Erkrankungen des blutbildenden Systems. Er kann das Blut, das Knochenmark oder das lymphatische System betreffen. Es gibt unterschiedliche Arten und Verlaufsformen.
Ein älteres Ehepaar hält sich im Arm
Ein älterer Mann mit weißen Haaren und einer Brille liest ein Buch auf dem Sofa
Ein älterer Mann schaut ein Buch mit seinen Enkelkindern an.

Was ist Blutkrebs?

Als Blutkrebs werden verschiedene Erkrankungen des blutbildenden Systems bezeichnet. Sie können das Knochenmark, das Blut und das lymphatische SystemAuch Lymphsystem; Teil des körpereigenen Abwehr- und Transportsystems; besteht unter anderem aus Lymphbahnen, Lymphknoten, der Milz und weiteren lymphatischen Geweben und Organen. betreffen. Es kommt zu einer unkontrollierten Vermehrung krankhafter Blutzellen, wodurch es u. a. zur Verdrängung gesunder Blutbestandteile kommen kann. Wesentliche Funktionen des Blutes werden dadurch gestört.

Älteres Paar auf dem Sofa

Drei Hauptformen von Blutkrebs

Es gibt unterschiedliche Arten von Blutkrebs, die sich vor allem durch die von der Erkrankung betroffenen Blutzellen und den Verlauf der Krankheit unterscheiden.

Blutkrebs an einer Illustration erklärt
  • Leukämie betrifft Vorläuferzellen von Blutzellen im Knochenmark und kann sich im Blut ausbreiten.
  • Lymphome betreffen das lymphatische System und können sich auch auf andere Bereiche des Körpers ausbreiten.
  • Myelome, bzw. das Multiple Myelom, betrifft Plasmazellen und breitet sich im Knochenmark aus.

Leukämie: Weißes Blut
Der Begriff Leukämie bedeutet „weißes Blut“. Er setzt sich aus den beiden griechischen Wörtern für „weiß“ (leukós) und „Blut“ (haĩma) zusammen. Rudolf Virchow, der berühmte Arzt der Berliner Charité, beschrieb die Erkrankung erstmals 1845. Bei der Untersuchung des Blutes einer Patientin stellte er fest, dass der Anteil der weißen Blutzellen (Leukozyten) im Vergleich zu gesunden Menschen stark erhöht war. Die Patientin hatte also „weißes Blut“, was namensgebend für die Erkrankung wurde.

Wie entsteht Blutkrebs?

Bei Blutkrebs gerät der komplexe Prozess der Blutbildung (Hämatopoese) aus den Fugen und es kommt zu einem unkontrollierten Wachstum krankhafter Blutzellen. Je nach Blutkrebsart sind unterschiedliche Blutzellen von der Veränderung betroffen.

Unser Blut besteht aus verschiedenen Blutzellen. Sie werden im Knochenmark, dem schwammartigen Gewebe im Inneren der Knochen, aus Stammzellen gebildet. Diese Blutstammzellen können sich, wie andere Stammzellen auch, selbst erneuern bzw. kopieren. In einem Reifeprozess mit mehreren Vorstufen entwickeln sich so die unterschiedlichen Arten von Blutzellen.

Aufgaben der Blutzellen

Die verschiedenen Blutzellen übernehmen unterschiedliche Aufgaben. Werden gesunde Blutbestandteile durch eine Blutkrebserkrankung verdrängt und entsteht ein Mangel der entsprechenden Blutzellen, kann es zu Beschwerden kommen. Auch die Ausbreitung der Krebszellen kann zu Symptomen führen.

Rote Blutkörperchen (Erythrozyten) enthalten den roten Blutfarbstoff Hämoglobin und sind für den Sauerstofftransport im Blut zuständig.

Blutplättchen (Thrombozyten) tragen zur Blutgerinnung bei, stoppen Blutungen und sind wichtig für die Wundheilung.

Weiße Blutzellen (Leukozyten) spielen eine wichtige Rolle im Immunsystem. Sie bekämpfen Krankheitserreger, zum Beispiel Viren und Bakterien, aber auch Krebszellen.

  • Ist Blutkrebs heilbar?

    Ob Blutkrebs geheilt werden kann, ist individuell. Die Heilungschance hängt u. a. von der genauen Form der Erkrankung, dem Gesundheitszustand, eventuellen Vorerkrankungen oder auch dem Ansprechen der Therapie ab. Die Behandlungsmöglichkeiten haben sich in den letzten Jahren stetig verbessert und es gibt Blutkrebsformen, bei denen Heilung das Therapieziel ist.

Welche häufigen Arten von Blutkrebs gibt es?

Die verschiedenen Arten von Blutkrebs werden unter anderem danach unterschieden, aus welchen Blutzellen die Krebszellen hervorgehen und wie die Verlaufsform ist.

Vier Hauptformen von Leukämie

Es gibt myeloische und lymphatische Leukämien, bei denen es zu einer Veränderung unterschiedlicher weißer Blutzellen kommt. Bei den myeloischen Leukämien sind myeloische Vorläuferzellen weißer Blutzellen betroffen, bei lymphatischen Leukämien LymphozytenBestimmte Form von weißen Blutzellen, die eine wichtige Rolle im Immunsystem spielen.. Weiteres Unterscheidungsmerkmal ist der akute oder chronische Verlauf. Eine akute Leukämie schreitet rasch voran. Chronische Leukämieformen entwickeln sich schleichend und bleiben häufig zunächst unbemerkt, da sie zu Beginn keine Beschwerden verursachen.

Die akute lymphatische Leukämie oder lymphoblastische Leukämie entsteht aus Vorläuferzellen bestimmter weißer Blutzellen, den Lymphozyten. Diese als Lymphoblasten oder lymphatische Blasten bezeichneten Zellen verändern sich zu leukämischen Blasten. Die ALL ist die häufigste Form von Blutkrebs bei Kindern. Erwachsene sind eher selten betroffen.

Bei der chronischen lymphatischen Leukämie kommt es zu einer Veränderung und unkontrollierten Vermehrung von B-Lymphozyten. Im Gegensatz zur ALL sind hier die Lymphozyten also bereits in einem ausgereiften Stadium. Die CLL ist eine Form von Blutkrebs, die in der Regel im höheren Lebensalter auftritt, im Durchschnitt mit über 70 Jahren.

Eine Besonderheit der CLL ist, dass sie trotz ihrer Bezeichnung zu den Lymphomen und nicht zu den Leukämien gezählt wird. Die Krebszellen entstehen im lymphatischen System, der Verlauf der CLL ist jedoch leukämisch, d. h., dass die Krebszellen auch im Blut und im Knochenmark nachweisbar sind.

Mehr zu Krankheitsbild, Diagnose und Therapie der CLL

Bei der akuten myeloischen Leukämie ist es eine Überproduktion böshartiger myeloischer Vorläuferzellen, die zur Erkrankung führt. Wie auch bei der CLL sind es überwiegend ältere Menschen, die an einer AML erkranken. Da die AML sehr aggressiv verläuft, muss sie schnell nach der Diagnose behandelt werden.

Mehr zu Krankheitsbild, Diagnose und Therapie der AML

Bei der chronischen myeloischen Leukämie sind es wie bei der AML myeloische Vorläuferzellen, bei denen es zu einer Veränderung kommt. Auch wenn die CML zunächst langsam voranschreitet, kann sie sich im Verlauf zu einer akuten Leukämie entwickeln. Das Risiko, an einer CML zu erkranken, steigt mit dem Alter.

CLL und AML – was ist der Unterschied?

  • Lymphome und lymphatisches System

    Beim lymphatischen System handelt es sich um ein Netzwerk aus Gewebe und Organen, das sich über den ganzen Körper erstreckt. Es zählen u. a. die Lymphbahnen, die Lymphknoten und die Milz dazu. Das lymphatische System ist Teil des Immunsystems.

    Bei Lymphomen, umgangssprachlich auch Lymphdrüsenkrebs genannt, kommt es zu einer unkontrollierten Vermehrung von LymphozytenBestimmte Form von weißen Blutzellen, die eine wichtige Rolle im Immunsystem spielen., Zellen des Immunsystems im lymphatischen System. Lymphome können u. a. danach unterschieden werden, ob sie langsam wachsend (indolent) oder schnell wachsend (aggressiv) sind und auch von welchem Zelltyp sie ausgehen.

Das follikuläre Lymphom entsteht in den Lymphknoten durch veränderte B-LymphozytenKurz B-Zellen; bestimmte Form von weißen Blutzellen, die eine wichtige Rolle im Immunsystem spielen; sie können sich zu Plasmazellen weiterentwickeln die Antikörper produzieren, die an die Oberfläche von eindringenden Erregern binden und sie für die Zerstörung durch andere Immunzellen markieren., die sich unkontrolliert vermehren. Es schreitet in der Regel langsam fort (indolent), kann jedoch auch aggressiv verlaufen. Meist ist es anfangs unauffällig. Vergrößerte Lymphknoten sind oft das erste Anzeichen bei einem FL. Betroffen sind eher ältere Menschen: Das durchschnittliche Erkrankungsalter liegt zwischen 60 und 65 Jahren.

In einigen Fällen kann das FL jedoch auch in ein diffuses großzelliges B-Zell-Lymphom (DLBCL) übergehen, eine aggressive Lymphomform, die rasch fortschreitet.

Mehr zu Krankheitsbild, Diagnose und Therapie des FL

Das diffuse großzelliges B-Zell-Lymphom ist eine aggressive, d. h. schnell fortschreitende Lymphomerkrankung, die jedoch in vielen Fällen heilbar ist. Es kommt zu einer unkontrollierten Zellvermehrung von veränderten B-Lymphozyten in den Lymphknoten.

Das DLBCL ist die häufigste Form bösartiger Lymphome. Es kann in jedem Alter auftreten, das Erkrankungsrisiko steigt jedoch mit zunehmendem Lebensalter.

Mehr zu Krankheitsbild, Diagnose und Therapie des DLBCL

Multiples Myelom
Das Multiple Myelom geht von veränderten Plasmazellen, einer Form von B-LymphozytenKurz B-Zellen; bestimmte Form von weißen Blutzellen, die eine wichtige Rolle im Immunsystem spielen; sie können sich zu Plasmazellen weiterentwickeln die Antikörper produzieren, die an die Oberfläche von eindringenden Erregern binden und sie für die Zerstörung durch andere Immunzellen markieren., im Knochenmark aus. Es wird umgangssprachlich auch als Knochenmarkkrebs bezeichnet und zählt zu den Lymphomen. Das Multiple Myelom verläuft schleichend. Die veränderten Zellen produzieren große Mengen funktionsloser Antikörper. Sie breiten sich an mehreren Stellen im Knochenmark aus und stören die gesunde Blutbildung.

Früherkennung: Anzeichen von Blutkrebs

Insbesondere bei akuten Verlaufsformen von Blutkrebs ist es wichtig, möglichst früh eine Diagnose zu stellen, um eine Therapie einleiten zu können. Da es eine gezielte Früherkennung von Blutkrebs, wie sie zum Beispiel bei Darmkrebs oder Hautkrebs bekannt ist, nicht gibt, ist es umso wichtiger, mögliche Anzeichen von Blutkrebs zu kennen.

Früherkennung Blutkrebs
  • Wie erkennt man Blutkrebs?
    Chronische bzw. langsam fortschreitende Formen von Blutkrebs werden in den meisten Fällen zufällig entdeckt, da sie zu Beginn keine Symptome verursachen. Bei akuten bzw. schnell voranschreitenden Arten von Blutkrebs hingegen kommt es in der Regel sehr plötzlich zu Symptomen. Hier gilt es, die Anzeichen richtig einzuordnen, um frühzeitig eine Behandlung zu beginnen.

Blutkrebs erkennen

Blutkrebs kann zu einer Vielzahl von Symptomen führen, die abhängig von Erkrankungsform und -stadium variieren können. Wenn Sie mögliche Anzeichen einer Blutkrebserkrankung bemerken, wenden Sie sich an eine Ärztin bzw. einen Arzt, damit die Ursache festgestellt werden kann.

Häufig gehen die Beschwerden bei Blutkrebs auf den Mangel der jeweils verdrängten Blutbestandteile oder auf die Ausbreitung der Krebszellen im lymphatischen System und anderen Organen zurück.

Zu wenig rote Blutkörperchen im Blut führen zu einer Blutarmut (Anämie). Die Organe werden nicht ausreichend mit Sauerstoff versorgt. Eine Anämie kann sich durch Müdigkeit, Abgeschlagenheit, verminderte Leistungsfähigkeit, Kurzatmigkeit oder Blässe äußern.

Ein Mangel an Blutplättchen kann die Blutgerinnung stören. So kann es zu einer erhöhten Blutungsneigung bei Blutkrebs kommen. Blaue Flecken, kleine punktförmige Hautblutungen (Petechien), Zahnfleisch- oder Nasenbluten können die Folge sein..

Eine Verminderung gesunder weißer Blutzellen kann das Immunsystem beeinträchtigen. Ist die körpereigene Abwehr geschwächt, kann es leichter zu Infekten kommen.

LymphomeForm von Blutkrebs, die im lymphatische System entsteht und sich auch auf andere Bereiche des Körpers ausbreiten kann. können sich durch geschwollene Lymphknoten bemerkbar machen, die durch eine starke Vermehrung der veränderten Zellen entstehen. Sammeln sich Krebszellen bei Blutkrebs in den Organen an, kann es zu einer Vergrößerung des betroffenen Organs und damit zu Beschwerden kommen, z. B. Bauchschmerzen oder Appetitlosigkeit.

Allgemeinsymptome
Bei einer Reihe von Blutkrebsarten kann es zu sogenannten Allgemeinsymptomen kommen. Dazu gehören:

  • Fieber ungeklärter Ursache, über 38 °C
  • Übermäßiges Schwitzen im Schlaf (Nachtschweiß)
  • Ungewollte Gewichtsabnahme, mehr als 10 % des Körpergewichts innerhalb von 6 Monaten

Risikofaktoren für Blutkrebs

In den meisten Fällen lässt sich keine eindeutige Ursache von Blutkrebs feststellen. Es wird von zufälligen Veränderungen im Erbgut einzelner Blutzellen ausgegangen, die zur unkontrollierten Vermehrung der Krebszellen führt. Es sind jedoch einige Faktoren bekannt, die das Risiko, an Blutkrebs zu erkranken, erhöhen können.

  • Erbliche Veranlagung: Blutkrebs ist nicht direkt vererbbar, es scheint jedoch eine erbliche Veranlagung zu geben. Das Risiko, an Blutkrebs zu erkranken, ist demnach erhöht, wenn in der Familie bereits häufiger bösartige Erkrankungen vorgekommen sind. Darüber hinaus können angeborene genetische Veränderungen, zum Beispiel Trisomie 21, das Risiko für bestimmte Formen von Blutkrebs erhöhen.
  • Strahlenbelastung: Radioaktive Strahlung kann das Risiko insbesondere für akute Leukämien steigern. Das Erkrankungsrisiko erhöht sich mit zunehmender Strahlenexposition.
  • Chemische Stoffe: Es gibt bestimmte chemische Substanzen, für die bekannt ist, dass sie das Entstehen von Blutkrebs fördern können. Dazu zählen in der Industrie verwendete Lösungsmittel wie Benzol. Auch bei Insektenbekämpfungsmitteln und Pflanzenschutzmitteln besteht der Verdacht, dass sie zum Blutkrebsrisiko beitragen können.
  • Medikamente: Einige Medikamente zur Therapie von Krebserkrankungen, bestimmte ZytostatikaMedikamente zur Krebsbehandlung im Rahmen einer Chemotherapie; halten die Teilung und Vermehrung von Tumorzellen auf; wirken jedoch auch gegen gesunde Zellen, insbesondere in schnell wachsendem Gewebe wie Haut, Haarwurzeln Schleimhäuten und blutbildenden Zellen im Knochenmark., können langfristig das Risiko für Blutkrebs erhöhen. Bei ihrer Anwendung ist daher stets eine Nutzen-Risiko-Abwägung notwendig.
  • Rauchen: Rauchen zählt zu den Risikofaktoren von Blutkrebs. Tabakrauch enthält viele krebserregende Stoffe, darunter auch Benzol. Etwa 10 % der Blutkrebserkrankungen lassen sich schätzungsweise auf Zigarettenrauch zurückzuführen.
  • Alter: Bei einer Reihe von Blutkrebserkrankungen zählt das Alter zu den Risikofaktoren. Mit zunehmendem Alter steigt z. B. das Erkrankungsrisiko für AML oder CLL.

Einige der Risikofaktoren für Blutkrebs lassen sich nicht aktiv beeinflussen oder abwenden, zum Beispiel das zunehmende Alter. Andere Risikofaktoren wie das Rauchen können hingegen vermieden werden.

Quellen:
Schwegler JS, Lucius R. Der Mensch – Anatomie und Physiologie. Stuttgart: Thieme, 2022.
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Wendtner CM, Al-Sawaf O, Binder M et al. Onkopedia: Chronische Lymphatische Leukämie (CLL). https://www.onkopedia.com/de/onkopedia/guidelines/chronische-lymphatische-leukaemie-cll/@@guideline/html/index.html (Zugriff: 11.08.2025). Goldschmidt H, Einsele H. Multiples Myelom. URL: https://lymphome.de/multiples-myelom (Zugriff: 11.08.2025).

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