Glaukom: Krankheitsbild

Bei einem Glaukom, auch grüner Star genannt, kommt es im Verlauf zu einer Schädigung des Sehnervs. Meist ist ein erhöhter Augeninnendruck die Ursache. Beschwerden machen sich zu Beginn meist noch nicht bemerkbar.
Älterer Frau mit grauen Haaren trinkt Tee und hat eine Decke um sich gewickelt
Älterer Mann mit Hemd und Brille schaut auf sein Tablet und lächelt
Reife Frau sitzt auf dem Sofa und schaut in die Ferne

Was ist ein Glaukom?

Unter Glaukom wird eine Gruppe von Augenerkrankungen zusammengefasst, bei denen es im Verlauf zu einer Schädigung des SehnervsLiegt im hinteren Teil des Auges; leitet die Lichtreize, die ins Auge einfallen, an das Gehirn weiter. kommt. Häufig ist ein Glaukom mit einem erhöhten Augeninnendruck verbunden. Das Glaukom wird auch als grüner Star bezeichnet.

Beim Glaukom ist der Sehnerv geschädigt.

Ein Glaukom bleibt häufig lange unentdeckt, da die meisten Formen zunächst keine Beschwerden verursachen. Unbehandelt kann es im Verlauf bis zur Erblindung kommen. Eine frühe Diagnose und wirksame Therapie ist daher wichtig, um die Sehkraft zu erhalten.

Zahlen und Fakten zum Glaukom

  • Etwa eine Million Menschen sind in Deutschland von einer Glaukomerkrankung betroffen.
  • In Westeuropa sind Glaukomerkrankungen die zweithäufigste Ursache für Erblindung.
  • Es gibt verschiedene Glaukomformen; bei bis zu 90 % der Glaukome handelt es sich um ein sogenanntes Offenwinkelglaukom.

Grüner Star und grauer Star: Was ist der Unterschied?

Sowohl beim grünen als auch beim grauen Star handelt es sich um eine Augenerkrankung, die eine Sehverschlechterung nach sich zieht. Es sind jedoch unterschiedliche Bereiche des Auges betroffen: Beim grünen Star (Glaukom) wird der Sehnerv beeinträchtigt, während es beim grauen Star (Katarakt) zu einer Trübung der Linse kommt.

Welche Glaukomarten gibt es?

Es gibt unterschiedliche Glaukomarten. Am häufigsten ist das Offenwinkelglaukom. Nicht bei allen Glaukomformen besteht ein erhöhter Augeninnendruck.

Es gibt unterschiedliche Glaukomformen.

Offenwinkelglaukom

Das Offenwinkelglaukom betrifft meist beide Augen. Verursacht wird es, weil der Abfluss des KammerwassersKlare Flüssigkeit, die in der vorderen Augenkammer zirkuliert; versorgt Linse und Hornhaut mit Sauerstoff und Nährstoffen., z. B. durch Veränderungen oder Ablagerungen am TrabekelwerkFeinporiges Gewebe im Kammerwinkel; Hauptabfluss des Kammerwassers., behindert wird. Dadurch steigt der Augeninnendruck. Der anhaltend erhöhte Druck beim Offenwinkelglaukom führt zum Absterben der Nervenzellen des Sehnervs.

Ein Offenwinkelglaukom schreitet langsam voran und führt zunächst nicht zu Beschwerden. Mit einer Untersuchung lassen sich typische Veränderungen am SehnervLiegt im hinteren Teil des Auges; leitet die Lichtreize, die ins Auge einfallen, an das Gehirn weiter. feststellen. Erst später im Verlauf der Erkrankung lässt die Sehfähigkeit nach. Zunächst sind Randbereiche und zuletzt ist das Zentrum des Gesichtsfelds betroffen.

Normaldruckglaukom

Beim Normaldruckglaukom ist der Augeninnendruck im Normalbereich. Trotzdem entstehen Schäden am Sehnerv. Es wird davon ausgegangen, dass z. B. eine gestörte Durchblutung des Augengewebes dabei eine Rolle spielen könnte.

Engwinkelglaukom (Winkelblockglaukom)

Das Engwinkelglaukom, auch Winkelblockglaukom genannt, ist eine seltene Glaukomart. Die akute Form entsteht durch eine Verengung zwischen Iris und Hornhaut, die zu einer plötzlichen Blockade des Kammerwinkels führt. Das Kammerwasser kann nicht mehr abfließen. Der Augeninnendruck steigt innerhalb weniger Stunden stark an. Bei einem solchen Glaukomanfall kommt es u. a. zu Sehstörungen, starken Schmerzen und Übelkeit. Beim Engwinkelglaukom handelt sich um einen Notfall: Ohne umgehende Behandlung kann es innerhalb von ein bis zwei Tagen zur Erblindung führen.

Sekundäre Glaukome

Wird ein Glaukom von einer anderen Erkrankung oder bekannten äußeren Faktoren verursacht, spricht man von einem sekundären Glaukom. Auch bei sekundären Glaukomen wird der Abfluss des KammerwassersKlare Flüssigkeit, die in der vorderen Augenkammer zirkuliert; versorgt Linse und Hornhaut mit Sauerstoff und Nährstoffen. behindert und es entsteht ein erhöhter Augeninnendruck. So können u. a. Diabetes mellitusStoffwechselerkrankung, bei der es zu einer Störung des Zuckerstoffwechsels kommt; Zucker (Glukose) aus dem Blut kann vom Körper nicht richtig verarbeitet werden und der Blutzuckerspiegel steigt. oder angeborene Fehlbildungen des Auges zu einem Glaukom führen. Ursache für ein sekundäres Offenwinkelglaukom kann z. B. das sogenannte Pseudoexfoliationssyndrom (PEX)Systemische, d. h. den ganzen Körper betreffende Erkrankung, bei der es zu Ablagerungen von Eiweiß in Organen bzw. Geweben kommt, darunter in den Augen; durch Ablagerungen im Bereich der vorderen Augenkammer kann es zu einem Glaukom kommen. sein. Das PigmentdispersionsglaukomSekundäres Offenwinkelglaukom; entsteht durch Abreibungen von Pigmentepithel der Iris, die sich im vorderen Augenabschnitt im Trabekelwerk ablagern und den Kammerwasserabfluss blockieren. ist ein weiteres Beispiel für ein sekundäres Offenwinkelglaukom.

Symptome beim Glaukom

Häufig entwickelt sich ein Glaukom unbemerkt ohne Schmerzen oder sonstige Beschwerden. Erst in einem späten Stadium kommt es zu Symptomen beim grünen Star, vor allem zu Ausfällen des Gesichtsfelds. Der SehnervLiegt im hinteren Teil des Auges; leitet die Lichtreize, die ins Auge einfallen, an das Gehirn weiter. ist dann oft bereits geschädigt.

Entstandene Schäden am Sehnerv lassen sich nicht rückgängig machen und unbehandelt kann ein Glaukom bis zur Erblindung führen. Eine rechtzeitige Behandlung trägt dazu bei, die Symptome beim Glaukom aufzuhalten. So kann es gelingen, das Sehvermögen zu erhalten oder eine mögliche Erblindung deutlich zu verzögern. Früherkennung ist daher eine wichtige Vorsorge.

Die Symptome des EngwinkelglaukomsWinkelblockglaukom. bilden eine Ausnahme: Bei einem Glaukomanfall treten Sehstörungen und auch Schmerzen oder Übelkeit sehr plötzlich auf.

Einschränkungen des Gesichtsfelds beim Glaukom

Blinde Stellen entstehen beim Glaukom zunächst am Rand des Sehbereichs und fallen daher nicht auf. Hinzu kommt, dass fehlende Stellen im Sichtfeld vom Gehirn oft ergänzt werden und der Eindruck eines vollständigen Bildes entsteht. Nach und nach kommt es jedoch auch zu Ausfällen im zentralen Gesichtsfeld.

Symptome beim Glaukom
Symptome beim Glaukom

Wenn Sie erfahren, dass die Augen erkrankt sind, die Sehkraft womöglich bedroht ist oder wenn Sie bereits eine Sehbeeinträchtigung spüren, ist es ganz verständlich, dass das zunächst beängstigend ist.

Trauen Sie sich und sprechen Sie Ihre Ängste und Sorgen offen an, etwa beim nächsten Arztgespräch oder auch im Familien- und Freundeskreis. Immer ein offenes Ohr und den ein oder anderen Rat haben auch Patientenorganisationen.

Selbst wenn die Erkrankung für Sie noch nicht spürbar ist – es ist jetzt wichtig, aktiv zu werden und einen Sehverlust zu verhindern bzw. aufzuhalten. Der Arztbesuch ist dabei das A und O und immer ein guter Schritt in die richtige Richtung.

Glaukom: Ursachen und Risikofaktoren

Die häufigste Ursache bzw. der wichtigste Risikofaktor für die Entstehung und das Fortschreiten eines Glaukoms ist der Augeninnendruck.

Augeninnendruck beim Glaukom

Innendruck beim Glaukom
  • Der Strahlenkörper produziert kontinuierlich eine klare Flüssigkeit, das Kammerwasser.
  • Das Kammerwasser zirkuliert in der vorderen Augenkammer und versorgt die Linse und die Hornhaut mit Sauerstoff und wichtigen Nährstoffen.
  • Ein Teil des Kammerwassers fließt im Kammerwinkel über das Trabekelwerk, ein feinporiges Gewebe, und den Abflusskanal (Schlemm-Kanal) in den Blutkreislauf ab.
  • Aus dem Gleichgewicht zwischen Kammerwasserproduktion und -abfluss ergibt sich der Augeninnendruck.
  • Kann das Kammerwasser nicht richtig abfließen, steigt der Augeninnendruck. Dadurch kann ein Glaukom entstehen.

Bei den meisten Menschen liegt der normale Augeninnendruck zwischen 10 und 21 mmHg.

Weitere Risikofaktoren für ein Glaukom

  • Höheres Lebensalter: Das Alter zählt zu den Risikofaktoren beim grünen Star. Die Häufigkeit steigt mit zunehmendem Lebensalter.
  • Starke Kurzsichtigkeit (Myopie) erhöht die Wahrscheinlichkeit für ein Glaukom
  • Ist grüner Star vererbbar? Glaukomerkrankungen bei Verwandten ersten Grades sind ein Risikofaktor. Vererbt wird jedoch die Veranlagung, nicht die Erkrankung selbst.
  • Eine dunkle Hautfarbe zählt zu den Risikofaktoren beim Glaukom.

Infomaterialien zum Download

  • Titelbild der Broschüre Glaukom
    Glaukom
    Info-Broschüre
    2.79 MB

Quellen:
Berufsverband der Augenärzte Deutschlands e. V., Deutsche Ophthalmologische Gesellschaft e. V.: Leitlinie Nr. 15 a: Primäres chronisches Offenwinkelglaukom, Normaldruckglaukom und okuläre Hypertension. 2006.
Schuster AK, Erb C, Hoffmann EM, Dietlein T, Pfeiffer N: The diagnosis and treatment of glaucoma. Dtsch Arztebl Int 2020; 117: 225–234.
Leydhecker W, Grehn F: Glaukome. In: Augenheilkunde. Springer-Lehrbuch. Springer, Berlin, Heidelberg. 1993.
Nobl M, Mackert M. Pseudoexfoliationssyndrom und Glaukom. Augenheilkunde up2date 2019; 9 (03): 287–303.
Nobl M, Mackert M. Pigmentdispersionssyndrom. Augenheilkunde up2date 2021; 11 (02): 131–147.
DE-OPHTHG-230045

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