Behandlung des DLBCL
Sobald die Diagnose diffuses großzelliges B-Zell-Lymphom (DLBCL) gestellt ist sowie das Ausmaß der Erkrankung bestimmt wurde, ist es Zeit, mit der Therapie zu beginnen. Die Therapiemöglichkeiten des DLBCL haben sich in den letzten Jahren erweitert und die Erkrankung kann in vielen Fällen geheilt werden: Bei etwa 60 bis 70 % der Patient*innen kann heute eine Heilung erreicht werden.
Die Therapiestrategie in der Erstlinie richtet sich u. a. nach der Risikogruppe und der körperlichen Verfassung. Auch für den Fall, dass die Erkrankung trotz Behandlung fortschreitet (refraktärer Verlauf) oder nach Abschluss einer Therapie wiederauftritt (Rezidiv), gibt es weitere Therapiemöglichkeiten.
- Wird ein DLBCL zum ersten Mal therapiert, ist das die sogenannte Erstlinientherapie.
- Als Zweitlinientherapie wird die Behandlung beim Wiederauftreten der Erkrankung (Rezidiv) bezeichnet.
- Bei einem weiteren Rezidiv erfolgt die Drittlinientherapie usw.
Die verschiedenen Medikamente zur Behandlung des DLBCL sind in der Regel für bestimmte Linien, also z. B. nur für die Drittlinienbehandlung, zugelassen.
Erstlinientherapie beim DLBCL
Die erste Behandlung des DLBCL ist meist eine Immunchemotherapie. Dabei werden monoklonale Antikörper mit einer Chemotherapie kombiniert. Auch ein Antikörper-Wirkstoff-Konjugat kann als Erstlinientherapie mit einer Chemotherapie kombiniert werden. Welche Immunchemotherapie in welcher Kombination infrage kommt, wird individuell entschieden.
Zur Behandlung des DLBCL mit einer Immunchemotherapie können sogenannte Anti-CD20-Antikörper eingesetzt werden. Sie erkennen das sogenannte CD20-Antigen und binden daran. Dieses Molekül befindet sich auf der Oberfläche der B-LymphozytenKurz B-Zellen; bestimmte Form von weißen Blutzellen, die eine wichtige Rolle im Immunsystem spielen; entarten bei Lymphomen. und kommt bei bestimmten Lymphomarten vermehrt vor. Die Antikörper docken daher insbesondere an den Krebszellen an. Dadurch wird eine Reaktion des Immunsystems gegen diese Zellen und damit der Zelltod ausgelöst.
Bei der Chemotherapie werden sogenannte Zytostatika eingesetzt. Sie greifen alle Zellen an, die sich schnell teilen und vermehren. Dazu gehören vor allem die Krebszellen. Die durch das Zytostatikum geschädigten Zellen können sich nicht weiter teilen und sterben ab. Auf diese Weise sinkt die Zahl der Krebszellen.

Bei einem Antikörper-Wirkstoff-Konjugat ist ein ZytostatikumMedikamente zur Krebsbehandlung im Rahmen einer Chemotherapie; halten die Teilung und Vermehrung von Tumorzellen auf; wirken jedoch auch gegen gesunde Zellen, insbesondere in schnell wachsendem Gewebe wie Haut, Haaren, Schleimhäuten und blutbildenden Zellen im Knochenmark. direkt an den AntikörperProteine; Bestandteile des Immunsystems, die z. B. gegen bestimmte Fremdstoffe wie Krankheitserreger, aber auch gegen körpereigene Strukturen, z. B. Zellen, gerichtet sind. Antikörper machen diese Stoffe unschädlich, indem sie an diese binden und sie damit für den Abbau markieren. In der Medizin werden bestimmte Antikörper technologisch hergestellt und als Therapie genutzt. gebunden. Bei dem Antikörper-Wirkstoff-Konjugat, das beim DLBCL eingesetzt wird, handelt es sich um eine Kombination aus einem Anti-CD79b-Antikörper und einer Chemotherapie. Der Antikörper bindet an das AntigenStrukturen, z. B. auf Zelloberflächen, die vom Immunsystem erkannt werden können und dann eine Immunantwort auslösen. Dies geschieht z. B. durch Bindung von Antikörpern oder bestimmten Antigen-Rezeptoren. CD79b auf den B-LymphozytenKurz B-Zellen; bestimmte Form von weißen Blutzellen, die eine wichtige Rolle im Immunsystem spielen; entarten bei Lymphomen.. Dadurch gelangt das Antikörper-Wirkstoff-Konjugat in die Krebszelle, wo das Zytostatikum wirken kann. Es wird in Kombination mit einem weiteren Antikörper und weiteren Zytostatika verabreicht.
Teilnahme an klinischen Studien
Die Teilnahme an einer klinischen Studie kann beim DLBCL ebenfalls eine Therapiemöglichkeit sein. Sie kann den Zugang zu weiteren Behandlungen ermöglichen und die Betreuung während einer Studie ist besonders intensiv. Eine Studienteilnahme ist jedoch stets eine individuelle Entscheidung.
Nachsorge beim DLBCL
Bei Bedarf kann während der Therapie des diffusen großzelligen B-Zell-Lymphoms (DLBCL) überprüft werden, ob die Behandlung wie gewünscht wirkt. Zudem schließt die Therapie mit einer Abschlussuntersuchung ab. Kann die Erkrankung nicht mehr nachgewiesen werden, ist eine sogenannte komplette Remission erreicht. Es folgen nun in regelmäßigen Abständen Nachsorgeuntersuchungen.
Die Nachsorgeuntersuchungen sind wichtig, um ein eventuell erneutes Auftreten des DLBCL rechtzeitig festzustellen. Sie sind aber auch dafür da, die Zeit nach der Therapie, die davon geprägt ist, wieder in den normalen Alltag zu finden, zu unterstützen. Zu den Kontrolluntersuchungen gehören, neben dem Gespräch mit der Ärztin bzw. dem Arzt über das aktuelle Befinden, eine körperliche Untersuchung und Blutuntersuchungen.
Nachsorge: Wie oft?
Im Allgemeinen erfolgen die Nachsorgeuntersuchungen anfangs alle drei Monate, nach zwei Jahren halbjährlich und ab dem sechsten Jahr jährlich.
DLBCL-Rezidiv: Therapie bei Wiederauftreten
Bei einem Wiederauftreten des DLBCL gibt es unterschiedliche Therapiemöglichkeiten, auf die zurückgegriffen werden kann, um die Erkrankung zu heilen oder zurückzudrängen.
Auch die Zweit- oder Drittlinienbehandlung eines DLBCL erfolgt individuell. Nicht jede Therapieoption kommt jedoch in jedem Fall infrage. Die Auswahl der Therapie richtet sich dabei u. a. nach
- der allgemeinen körperlichen Verfassung,
- möglichen Begleiterkrankungen,
- dem Zeitraum ohne Rückfall seit der Erstbehandlung sowie
- der Anzahl und der Art der vorherigen Therapien.
Zu den Behandlungsoptionen zählen
- eine Hochdosis-Chemotherapie gefolgt von einer Stammzelltransplantation,
- eine CAR-T-Zelltherapie,
- weitere antikörperbasierte Therapien,
- Therapien auf Basis bispezifischer Antikörper,
- Therapien auf Basis weiterer Antikörper-Wirkstoff-KonjugateAntikörper, an die ein Zytostatikum gekoppelt ist; werden u. a. zur Behandlung beim DLBCL eingesetzt sowie
- eine weitere ImmunchemotherapieBehandlungsform, die u. a. beim DLBCL angewendet wird; Kombination aus monoklonalen Antikörpern und Chemotherapie..
Wenn ein DLBCL erneut auftritt, das Alter oder die allgemeine Verfassung es jedoch nicht erlauben, eine Immunchemotherapie oder Stammzelltransplantation einzusetzen, sorgt die weitere Therapie dafür, die Erkrankung zurückzudrängen und die Lebensqualität zu erhalten.
Bei einer Stammzelltransplantation werden Blutstammzellen übertragen, die sich zu gesunden Blutzellen entwickeln können. Generell wird zwischen autologer und allogener Stammzelltransplantation unterschieden.
- Bei der autologen Transplantation werden eigene Stammzellen genutzt, die zuvor der Patientin bzw. dem Patienten selbst entnommen wurden.
- Bei der allogenen Transplantation werden gespendete Stammzellen von Fremdspender*innen übertragen.
Beim DLBCL ist es in der Zweitlinie meist die autologe Form. Vor der Transplantation erfolgt zunächst eine intensive Chemotherapie. Anschließend werden die Stammzellen aus dem Blut entnommen. Es folgt eine weitere Chemotherapie, die dafür sorgt, dass alle Krebszellen vernichtet werden. Anschließend werden die entnommenen Stammzellen über eine Infusion zurückübertragen. Die Stammzellen wandern in das Knochenmark und beginnen, neue gesunde Blutzellen zu bilden.
Bei der CAR-T-Zelltherapie werden der Patientin bzw. dem Patienten zunächst T-Lymphozyten (kurz T-Zellen), bestimmte weiße Blutzellen, entnommen. Diese werden gentechnisch verändert, sodass sie die Krebszellen erkennen und zerstören können. Diese CAR-T-Zellen werden der bzw. dem Behandelten über eine Infusion verabreicht. Vorab sorgt eine Chemotherapie dafür, dass möglichst viele Krebszellen zerstört werden. Sie reduziert zudem die Anzahl der körpereigenen T-Zellen, um Platz für die CAR-T-Zellen zu schaffen. Die CAR-T-Zelltherapie wird jeweils individuell zugeschnitten und kann nur in speziellen Zentren durchgeführt werden.
AntikörperProteine; Bestandteile des Immunsystems, die z. B. gegen bestimmte Fremdstoffe wie Krankheitserreger, aber auch gegen körpereigene Strukturen, z. B. Zellen, gerichtet sind. Antikörper machen diese Stoffe unschädlich, indem sie an diese binden und sie damit für den Abbau markieren. In der Medizin werden bestimmte Antikörper technologisch hergestellt und als Therapie genutzt., wie sie etwa bei der Immunchemotherapie eingesetzt werden, erkennen ein bestimmtes Merkmal an der Oberfläche von Zellen (Antigen) und docken dort an. Bispezifische Antikörper zielen hingegen auf zwei unterschiedliche Antigene und können so an zwei verschiedene Arten von Zellen binden.
Bei den bispezifischen Antikörpern, die beim DLBCL eingesetzt werden, handelt es sich um sogenannte Anti-CD20/CD3-Antikörper. Sie erkennen sowohl das Antigen CD20, das sich auf den Krebszellen befindet, als auch das Antigen CD3 auf T-Zellen, also bestimmten Immunzellen, und binden daran. So verbinden sie die Krebs- und die Abwehrzellen wie eine Art Brücke und regen damit die Immunreaktion gegen die Krebszellen und deren Abbau an.