Neurodermitis: Behandlung und Therapieziele

Es stehen heute unterschiedliche Therapien zur Verfügung, um die Neurodermitis langfristig unter Kontrolle zu bringen. Erfahren Sie, was sich erreichen lässt.

Neurodermitis-Therapie: Auswahl und Möglichkeiten

Neurodermitis kann heute wirksam behandelt werden. Die Wahl der Therapie wird stets individuell getroffen. Es steht heute ein breites Spektrum von Therapien zur Verfügung, das in den letzten Jahren durch innovative Medikamente erweitert wurde.

Behandlung bei Neurodermitis
  • Gemeinsam mit Ihrer Hautärztin bzw. Ihrem Hautarzt können Sie die für Sie passende Therapie finden und Ihr Therapieziel festlegen. Da es nicht immer gelingt, auf Anhieb die Behandlung zu finden, mit der die Neurodermitis anhaltend kontrolliert werden kann, lohnt es sich dranzubleiben.

Die Wahl der Neurodermitis-Behandlung

Die Wahl der Neurodermitis-Therapie orientiert sich in erster Linie am Schweregrad und an den individuellen Bedürfnissen.

  • Generell kann äußerlich (topisch) mit Cremes oder Salben und innerlich (systemisch) mit Tabletten oder Spritzen behandelt werden.
  • Begleitend gehört die Basistherapie in Form von Hautpflege und dem Meiden von Provokationsfaktoren zur Behandlung.
  • Weitere Maßnahmen wie Patientenschulungen, psychologische Unterstützung oder die besondere Behandlung des Juckreizes können bei Bedarf ergänzen.
Auswahl der Neurodermitis-Therapie

Behandlung von innen oder außen?

Für die Entscheidung, ob eine innerliche (systemische) Therapie bei Neurodermitis infrage kommt, werden unterschiedliche Aspekte berücksichtigt:

  • Schweregrad der Neurodermitis
  • Einschränkungen der Lebensqualität
  • Stärke des Juckreizes
  • Ausmaß von Schlafstörungen
  • Wirkungslosigkeit oder Unverträglichkeit äußerlicher Therapien

Schweregrad der Neurodermitis

Von trockener Haut bis zu einer schweren Entzündung und starkem Juckreiz – Neurodermitis kann sehr unterschiedlich ausgeprägt sein. Beim Schweregrad der Neurodermitis wird zwischen leicht und mittelschwer bis schwer unterschieden. Er ist wichtig für die Wahl der Therapie.

Beim Schweregrad kommt es nicht nur auf das Hautbild an, auch Belastungen des täglichen Lebens spielen eine Rolle. Erzählen Sie beim Arztgespräch von den Einschränkungen, die Sie durch die Neurodermitis erleben, damit auch das bei der Behandlung berücksichtigt wird.

Eine feste Regel, um den Schweregrad zu bestimmen, gibt es nicht. Hautärzt*innen können jedoch auf unterschiedliche Messmethoden, sogenannte Scores, zurückgreifen. Sie ermöglichen eine einheitliche Bewertung der Erkrankung, indem typische Beschwerden oder Ausprägungen der Neurodermitis bewertet werden. Erneut berechnet, können Scores helfen, den Krankheitsverlauf und Therapieerfolg zu verfolgen.

Scores zur Beurteilung des Schweregrads

Der sogenannte EASI ist ein Punktwert, der häufig bei Neurodermitis verwendet wird und die Ausbreitung sowie die Ausprägung der Hautentzündung berechnet.

Die entzündliche Rötung sowie die Verdickung der Haut und das Kratzen werden mit Punkten bewertet. Hinzu kommt der Anteil der betroffenen Körperoberfläche, für den ebenfalls Punkte berechnet werden.

Je höher die Punktzahl, desto schwerer ist die Erkrankung. Der EASI kann einen Wert von 0 (erscheinungsfrei) bis 72 (sehr schwere Neurodermitis) haben. Ein EASI von 0 bedeutet jedoch nicht, dass keine Neurodermitis vorhanden ist.

Für den sogenannten SCORAD werden unterschiedliche Merkmale der entzündeten Haut, der Anteil der betroffenen Körperoberfläche sowie Juckreiz und Schlaf bewertet.

Der Wert des SCORAD kann zwischen 0 und 103 Punkten liegen. Bei weniger als 25 wird die Neurodermitis als leicht, zwischen 25 und 60 als mittelschwer und bei über 60 als schwer eingeschätzt.

Der DLQI hilft dabei, die Einschränkung der Lebensqualität durch die Neurodermitis einzuschätzen. Sein Wert ergibt sich aus der Beantwortung von 10 Fragen u. a. zur Freizeit, zum Beruf und zur Partnerschaft, die von Patient*innen selbst beantwortet werden.

Der DLQI kann einen Wert von 0 (keine Einschränkungen) bis 30 (starke Einschränkungen) haben.

Juckreiz kann beurteilt werden, indem Betroffene selbst auf einer Skala von 0 (kein Juckreiz) bis 10 (schlimmster vorstellbarer Juckreiz) angeben, wie ausgeprägt er in den letzten 24 Stunden war.

Machen Sie den Neurodermitis-Alltags-Check

Wann schränkt die Neurodermitis Sie ein? Fast jeder Lebensbereich kann von der Neurodermitis beeinträchtigt werden. Machen Sie den Neurodermitis-Alltags-Check und finden Sie heraus, in welcher Situation die Erkrankung Ihnen am meisten zu schaffen macht.

Zum Neurodermitis-Alltags-Check

Basistherapie bei Neurodermitis

Die Basistherapie ist fester Bestandteil des Behandlungskonzepts der Neurodermitis bei allen Schweregraden und Therapieformen und auch, wenn die Erkrankung nicht aktiv ist. Zur Basistherapie gehört eine sorgsame Hautpflege und das Meiden von Provokationsfaktoren.

Basistherapie bei Neurodermitis

Provokationsfaktoren meiden

Bei manchen Menschen mit Neurodermitis können bestimmte Faktoren einen neuen Schub fördern oder auch zu einer Verschlechterung der Erkrankung beitragen. Ob es solche Provokationsfaktoren gibt und welche es sind, ist unterschiedlich. Für Menschen mit Neurodermitis ist es daher im Umgang mit der Erkrankung wichtig, herauszufinden, ob bzw. welche Faktoren Einfluss auf das Krankheitsgeschehen nehmen, und diese möglichst zu meiden.

Mögliche Provokationsfaktoren

  • Bestimmte Nahrungsmittel, wenn eine Lebensmittelallergie oder -intoleranz besteht, z. B. Kuhmilch, Hühnerei, Nüsse oder Fisch
  • Reizstoffe, z. B. kratzende Kleidung, Bleichmittel oder Lösungsmittel
  • AllergeneSubstanzen, die eine allergische Reaktion auslösen können., z. B. Pollen, Haustierschuppen, Hausstaubmilben

Hautpflege bei Neurodermitis

Die Haut bei Neurodermitis ist trocken und besonders empfindlich. Eine gründliche und sanfte, auf den individuellen Hautzustand abgestimmte Pflege sorgt dafür, die fehlende Fettschicht zu ergänzen und das Austrocknen der Haut zu vermeiden. Dafür werden wirkstofffreie Cremes, Salben oder Lotionen verwendet. Sie sollten keine Duft- oder Konservierungsstoffe enthalten, um eine Reizung der Haut auszuschließen.

Neurodermitis im Winter

Der Winter kann eine besondere Herausforderung mit Neurodermitis sein. Schutz und Pflege der Haut ist in der kalten Jahreszeit daher besonders wichtig. Hier erhalten Sie Tipps für Neurodermitis im Winter.

Zu Neurodermitis? Wen juckt’s?

Äußerliche Therapie bei Neurodermitis

Die äußerliche (topische) Behandlung wird bei leichtem Schweregrad der Neurodermitis angewendet. Wirkstoffhaltige Salben oder Cremes werden dafür direkt auf die betroffenen Hautbereiche aufgetragen. Ebenfalls zur äußerlichen Behandlung zählt die Lichttherapie, die bei mittelschwerer Neurodermitis eingesetzt werden kann.

Sie werden auch Kortikoide, Glukokortikoide oder Kortison genannt. Sie unterdrücken die Reaktion des Immunsystems und haben eine stark entzündungshemmende Wirkung.

Kortisonpräparate kommen häufig zunächst zum Einsatz, wenn andere äußerliche Therapien wirkungslos waren. Ihre Wirkung tritt schnell ein und sie sind in unterschiedlichen Wirkstärken von schwach bis sehr stark erhältlich.

Im Gesicht, am Hals und an anderen sehr sensiblen Hautbereichen sowie an Stellen, an denen die Haut aneinanderreibt, sollten Kortisonpräparate nur kurzfristig angewendet werden.

Calcineurinhemmer wirken auf das Immunsystem der Haut und dadurch entzündungshemmend.

Sie werden vor allem eingesetzt, wenn die Behandlung mit Kortisonpräparaten nicht möglich ist.

Während der Behandlung mit Calcineurinhemmern ist ein wirksamer Sonnenschutz wichtig.

Die Licht- oder Fototherapie wirkt durch physikalische Effekte auf die Haut. Die betroffenen Hautbereiche werden mit ultravioletter Strahlung (UV-A oder UV-B) bestrahlt.

Die Lichttherapie wirkt entzündungshemmend und kann zur Behandlung der akuten Beschwerden angewendet werden. Sie wird in der Regel nur bei Erwachsenen eingesetzt.

Bei der Licht-Bade-Therapie (Balneofototherapie) wird die Lichttherapie mit Solebädern kombiniert.

Innerliche Therapie bei Neurodermitis

Bei mittelschwerer bis schwerer Neurodermitis kommen innerliche (systemische) Medikamente zum Einsatz. Abhängig von der Wirkstoffart stehen sie als Tabletten oder als Injektion zur Verfügung. Sie wirken auf das Immunsystem und bekämpfen so die Entzündung und damit auch den Juckreiz.

Innerliche Therapie

Neben den herkömmlichen innerlichen Therapien, Immunsuppressiva und Kortisonpräparaten, steht heute eine neue Generation von Medikamenten mit neuen Wirkprinzipien zur Verfügung. Biologika und JAK-Hemmer modulieren das überregulierte Immunsystem und unterbrechen Entzündungsprozesse. Sie können bei mittelschwerer bis schwerer Neurodermitis eingesetzt werden.

Immunsuppressiva

Immunsuppressiva unterdrücken das Immunsystem und wirken dadurch entzündungshemmend. Sie werden als Tabletten eingenommen und können bei mittelschwerer Neurodermitis zum Einsatz kommen. Bestimmte Immunsuppressiva sollten aufgrund von Nebenwirkungen nicht langfristig angewendet werden. Ein wirksamer Sonnenschutz ist bei einigen Immunsuppressiva wichtig. Während der Therapie sind regelmäßige Kontrolluntersuchungen notwendig, um Nebenwirkungen frühzeitig zu erkennen.

Kortisonpräparate

Kortisonpräparate, umgangssprachlich auch Kortison genannt, kommen bei Neurodermitis auch als Tabletten zur Anwendung. Sie wirken stark entzündungshemmend und ihre Wirkung setzt rasch ein. Kortisonpräparate können kurzzeitig im akuten Schub bei Erwachsenen angewendet werden, bei Kindern und Jugendlichen nur in Ausnahmefällen. Da sie bestimmte Nebenwirkungen haben können, werden sie für eine längerfristige Therapie nicht empfohlen.

Biologika

Biologika sind biotechnologisch hergestellte Medikamente, die gezielt in die fehlgeleitete Reaktion des ImmunsystemsKomplexes Abwehrsystem des Körpers, das ihn mithilfe von Zellen und Botenstoffen vor Angriffen durch Krankheitserreger schützt; eine Fehlleitung des Immunsystems kann u. a. zu einer chronischen Entzündung führen. eingreifen. Sie blockieren z. B. bestimmte entzündungsfördernde Botenstoffe und unterbrechen so den Entzündungsprozess. Biologika werden als Injektion unter die Haut verabreicht und können bei guter Wirkung und Verträglichkeit langfristig eingesetzt werden, um neue Schübe zu verhindern.

JAK-Hemmer

JAK-Hemmer sind Medikamente, die als Tabletten eingenommen werden. Sie greifen gezielt in das Immunsystem ein, indem sie bestimmte Enzyme, die Januskinasen (JAK), hemmen. JAK sind an der Signalweiterleitung von entzündungsfördernden BotenstoffenSteuern gezielt das Immunsystem, indem sie Signale an Zellen weitergeben und so z. B. Entzündungen beeinflussen. Es gibt entzündungsfördernde und entzündungshemmende Botenstoffe. beteiligt. JAK-Hemmer binden an diese Signalvermittler. Dadurch wird die Weiterleitung von Entzündungssignalen verhindert und der Krankheitsprozess kann langfristig unterbrochen werden.

JAK-Hemmer können bei mittelschwerer bis schwerer Neurodermitis zur Krankheitskontrolle auch langfristig angewendet werden. Während der Therapie sind regelmäßige Kontrolluntersuchungen notwendig.

Der Entzündungsprozess bei Neurodermitis

Impfschutz
Medikamente, die das Immunsystem beeinflussen, können das Infektionsrisiko erhöhen. Vor der Therapie müssen daher Infektionen, z. B. Tuberkulose oder Hepatitis B, ausgeschlossen werden. Darüber hinaus sollte überprüft werden, ob ein ausreichender Standardimpfschutz besteht oder ob Impfungen ergänzt bzw. aufgefrischt werden müssen. Dies trifft sowohl auf die Behandlung mit Immunsuppressiva als auch mit Biologika und JAK-Hemmern zu.

Infomaterialien zum Download

  • Titelbild der Broschüre Neurodermitis verstehen & behandeln
    Neurodermitis verstehen & behandeln
    Info-Broschüre
    3.57 MB

Therapieziele: Von der Neurodermitis befreien

Neurodermitis kann heute wirksam behandelt werden. Moderne Therapiemöglichkeiten vergrößern die Chance, eine wirksame Behandlung zu finden und endlich eine möglichst erscheinungs- und symptomfreie Haut zu erreichen.

Mann im Wasser

Das Therapieziel festzulegen ist die Basis dafür, den Erfolg der Behandlung messen zu können. Gemeinsam mit Ihrer Hautärztin bzw. Ihrem Hautarzt können Sie anschließend verfolgen, ob die Therapie die gewünschte Wirkung zeigt oder ob sie eventuell angepasst bzw. eine neue Lösung gefunden werden muss.

Zu den Therapiezielen bei Neurodermitis zählen:

  • Verhindern von neuen Schüben und einer Verschlechterung der Neurodermitis
  • Linderung der Symptome und eine möglichst erscheinungsfreie Haut
  • Keine Einschränkungen durch die Neurodermitis im Alltag

Persönliches Therapieziel: Was erwarten Sie von der Behandlung?

Überlegen Sie sich auch, was sich in Ihrem Alltag verändern soll. Welche Dinge oder Aktivitäten sollen wieder möglich sein, an denen Sie die Neurodermitis bislang gehindert hat? Nicht mehr das Gefühl haben, wegen der Hautentzündung angestarrt zu werden? Entspannt durchschlafen, ohne vom Juckreiz gequält zu werden? Unbeschwert mit Freund*innen unterwegs sein? Notieren Sie Ihr persönliches Therapieziel und auch, welche Fortschritte es gibt.

Therapietreue: Ihr Beitrag zum Behandlungserfolg

Gemeinsam mit Ihrer Hautärztin bzw. Ihrem Hautarzt die passende Behandlung für die Neurodermitis auswählen und die Therapieziele festlegen ist der erste Schritt. Als nächstes kommt es darauf an, dass die Behandlung Wirkung zeigt. Sie selbst leisten einen entscheidenden Beitrag zum Therapieerfolg. Indem Sie dafür sorgen, dass es mit der Therapie gut klappt, legen Sie die Basis für den Behandlungserfolg und für eine von der Entzündung befreite Haut.

  • Die Therapie gewissenhaft umsetzen:
    Ändern Sie die Dosierung oder Häufigkeit der Einnahme Ihrer Medikamente bzw. die Umsetzung der Therapie nur nach ärztlicher Abstimmung. Sprechen Sie mit Ihrer Ärztin bzw. Ihrem Arzt, wenn Sie Bedenken hinsichtlich der Behandlung haben.
  • Neurodermitis langfristig behandeln:
    Einige Therapien sind darauf ausgelegt, die Neurodermitis langfristig zu kontrollieren und dafür zu sorgen, dass keine neuen Schübe auftreten. Bei diesen Medikamenten ist es wichtig, dabeizubleiben, auch wenn die Hautentzündung abgeklungen ist.
  • Das Ziel im Blick behalten:
    Die Hautentzündung bessern, Juckreiz stoppen, besser schlafen – machen Sie sich Ihre Therapieziele immer wieder bewusst. Achten Sie auch darauf, welche Veränderungen sich bereits eingestellt haben.

Tipps fürs Arztgespräch

  • Vorbereiten: Schreiben Sie vor Ihrem Termin auf, welche Fragen Sie zur Neurodermitis und zu Ihrer Therapie haben, so vergessen Sie nichts.
  • Nachfragen: Fragen Sie nach, wenn Sie während des Arztgesprächs etwas nicht verstanden haben.
  • Notieren: Machen Sie sich während des Termins Notizen, so können Sie anschließend noch einmal nachvollziehen, was Sie besprochen haben.

Gut vorbereitet mit dem Arztbesuch-Planer

Welche Symptome haben Sie? Wo schränkt die Neurodermitis im Alltag besonders ein? Niemand kennt Ihre Erkrankung so gut wie Sie selbst. Beschreiben Sie Ihrer Hautärztin bzw. Ihrem Hautarzt genau, wie es Ihnen geht, damit Sie gut beraten und behandelt werden. Der Arztbesuch-Planer unterstützt Sie bei der Vorbereitung.

Zum Arztbesuch-Planer

AbbVie Care-Serviceprogramm

Hier finden Sie Informationen über das AbbVie Care-Serviceprogramm zur Begleitung einer Therapie mit einem AbbVie-Arzneimittel.

Zum Serviceprogramm

Quellen: Kurzen H, Sebastian M, von Kiedrowski R et al. Atopische Dermatitis – Ein praxisnaher Behandlungspfad (2025). URL: https://onkoderm.de/wp-content/uploads/2025/04/onk_AG_AD_Beilage_DD_023_ONLINE.pdf (Zugriff: 10.07.2025). Werfel T, Heratizadeh A, Aberer W et al. S3-Leitlinie „Atopische Dermatitis“ (2023). AWMF-Registernr.: 013-027.
DE-IMM-250139

Online Angebote