Neurodermitis: Krankheitsbild

Neurodermitis – auch atopische Dermatitis oder atopisches Ekzem – ist eine chronisch-entzündliche Hauterkrankung, die in Schüben mit trockenen, geröteten Hautbereichen verläuft und vor allem durch Juckreiz geprägt ist.

Menschen mit Neurodermitis in Alltagssituationen
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Neurodermitis: Haut in Aufruhr

Neurodermitis ist eine in in der Regel in Schüben verlaufende chronisch-entzündliche Hauterkrankung. Trockene, rissige, schuppende und gerötete Hautstellen und starker Juckreiz sind die typischen Merkmale der Erkrankung. Die oft weithin sichtbaren Hautveränderungen und auch der quälende Juckreiz sind für Betroffene sehr belastend und können zu vielen Einschränkungen im Alltag führen.

Eine individuelle und wirksame Behandlung ist daher besonders wichtig, um die Beschwerden und Folgen der Neurodermitis einzudämmen. Denn auch wenn Neurodermitis nicht ursächlich heilbar ist, gibt es moderne Therapiemöglichkeiten, um gegen diese vielschichtige Erkrankung vorzugehen.

Zahlen und Fakten zur Neurodermitis

  • Der Fachbegriff für Neurodermitis ist atopische Dermatitis oder auch atopisches Ekzem.
  • Neurodermitis ist nicht ansteckend.
  • In Deutschland sind etwa zwei Prozent der Erwachsenen von Neurodermitis betroffen.
  • Neurodermitis kann in jedem Alter auftreten, am häufigsten zeigt sie sich jedoch erstmals im Kindesalter.
  • Es erkranken mehr Frauen als Männer an Neurodermitis.
  • Die Häufigkeit von Neurodermitis nimmt weltweit zu.
  • Neurodermitis tritt in der Regel in Schüben auf: Phasen mit und ohne Beschwerden wechseln sich ab.

Die häufigsten Irrtümer über Neurodermitis

Neurodermitis (atopische Dermatitis) ist häufig, und mittlerweile sind immer mehr Facetten der Erkrankung gut erforscht. Trotzdem ranken sich nach wie vor viele Mythen und Missverständnisse um die belastende Hautkrankheit. Wir klären über die häufigsten Irrtümer auf.

Früher wurde angenommen, dass es sich bei Neurodermitis um eine Entzündung der Nerven handelt. So ist auch der Name der Erkrankung entstanden. „Neuro“ leitet sich vom griechischen Begriff Neuron = Nerv ab, Dermatitis steht für Hautentzündung. Das ist jedoch falsch. Heute steht fest, dass es bei Neurodermitis zu einer chronischen Entzündung der Haut kommt, zu deren Ursachen unterschiedliche Faktoren zählen und die mit dem Immunsystem zusammenhängt.

Auch wenn Neurodermitis die häufigste chronische Erkrankung bei Säuglingen und Kleinkindern ist, sind ebenfalls viele Erwachsene betroffen. Etwa ein Drittel der Menschen, die als Kind Neurodermitis hatten, bekommen die Erkrankung auch als Erwachsene noch zu spüren. Allerdings kann Neurodermitis im Erwachsenenalter auch erstmals auftreten.

Richtig ist, dass die Haut von Menschen mit Neurodermitis in der Regel sehr trocken ist. Das ist jedoch nicht das einzige Merkmal der atopischen Dermatitis. Je schwerer die Erkrankung ausgeprägt ist, desto stärker sind auch die Hautveränderungen: gerötete, schuppige und entzündete Hautbereiche. Hinzu kommt in den meisten Fällen ein starker Juckreiz, der besonders belastend ist.

Auch wenn es sich bei Neurodermitis um eine Hauterkrankung handelt, betrifft sie viel mehr als „nur“ die Haut. Ein Großteil der atopischen Dermatitis spielt sich unter der Oberfläche ab: Das Entzündungsgeschehen hängt mit dem Immunsystem zusammen. Neurodermitis wird daher auch als Systemerkrankung bezeichnet. Ebenfalls „unter die Haut“ können viele der Folgen der Erkrankung gehen. Ob Schlafmangel durch den Juckreiz oder Scham durch die sichtbar veränderte Haut, auch die Psyche kann in Mitleidenschaft gezogen werden. Darüber hinaus tritt Neurodermitis häufig in Kombination mit anderen Erkrankungen wie Asthma und allergischem Schnupfen mit Bindehautentzündung auf.

Neurodermitis ist eine Hauterkrankung, die äußerliche Behandlung mit Cremes oder Salben liegt daher nahe. Da sich der Krankheitsprozess jedoch unter der Haut abspielt, werden ebenfalls innerliche (systemische) Medikamente bei atopischer Dermatitis eingesetzt. Sie werden als Tabletten eingenommen oder als Injektion verabreicht. Ihr Wirkprinzip basiert darauf, dass der Entzündungsprozess im Immunsystems gezielt beeinflusst und unterbrochen wird. Welche Therapie für wen die passende ist, hängt vom Schweregrad und von den individuellen Voraussetzungen ab.

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Quellen:
Barbarot S et al. Allergy 2018; 73 (6): 1284–1293. │ Hanifin JM, Reed ML et al. Dermatitis 2007; 18 (2): 82–91. │ Hajar T et al. An Bras Dermatol 2018; 93 (1): 104–107. │ Avena-Woods C. Am J Manag Care 2017; 23 (8 Suppl): 115–123.

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  • Titel der Broschüre Neurodermitis
    Neurodermitis
    Info-Broschüre
    4.76 MB


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Ursachen: Zusammenspiel vieler Faktoren

Die genauen Ursachen von Neurodermitis sind nicht vollständig entschlüsselt. Bekannt ist jedoch, dass es unterschiedliche Faktoren sind, die dazu beitragen, dass die Erkrankung auftritt oder dass es zu einem erneuten Schub kommt.

Dazu zählt die erbliche Veranlagung. Das bedeutet, dass die Wahrscheinlichkeit, selbst zu erkranken, erhöht ist, wenn weitere Familienmitglieder Neurodermitis haben. Zu den weiteren Faktoren zählen eine gestörte Hautbarriere, Umwelteinflüsse sowie eine Fehlleitung des Immunsystems.

Gestörte Hautbarriere: Schutz beeinträchtigt

Unsere Haut hat eine wichtige Schutzfunktion. Sie bildet eine natürliche Barriere vor äußeren Einflüssen. Fremdstoffe wie Bakterien, Allergene oder Reizstoffe werden daran gehindert, in den Körper einzudringen. Gleichzeitig spielt unsere Haut eine wichtige Rolle bei der Regulation des Wasserverlusts im Körper.

Bei Menschen mit Neurodermitis ist die Hautbarriere gestört. Die Zusammensetzung der Haut ist verändert. Es besteht ein Mangel an bestimmten Eiweißstoffen und Fetten, die für die Hautstruktur wichtig sind. Als Folge der gestörten Hautbarriere ist die Haut sehr trocken und empfindlich. Fremdstoffe gelangen in den Körper und können eine Reaktion des Immunsystems auslösen.

Fehlleitung des Immunsystems

Das Immunsystem, die körpereigene Abwehr, hat die Aufgabe, Eindringlinge wie Viren, Bakterien oder Schäden im Körper zu erkennen und zu bekämpfen. Es wird durch ein komplexes Zusammenspiel von Immunzellen, Botenstoffen und weiteren Faktoren gesteuert. Seine Abwehrreaktion zeigt sich in Form einer Entzündung. Bei Neurodermitis gerät das Immunsystem aus dem Gleichgewicht.

Video: Neurodermitis, Entzündung und Immunsystem

Erfahren Sie mehr über die Ursachen der Neurodermitis und die Rolle des Immunsystems in diesem Video.

Umwelteinflüsse

Umwelteinflüsse gehören zu den weiteren Faktoren, die den Krankheitsprozess der Neurodermitis beeinflussen. Indem sie das Immunsystem reizen, können sie dazu beitragen, dass die Erkrankung erstmals auftritt, oder auch Auslöser für einen neuen Schub sein. Ob und welche Auslösefaktoren eine Rolle spielen, ist individuell verschieden.

Mögliche Umweltfaktoren als Auslöser der Neurodermitis:

  • Klima (Temperaturschwankungen, niedrige Temperaturen)
  • Raue Kleidung (z. B. aus Wolle)
  • Umweltschadstoffe, Tabakrauch
  • Allergene (z. B. Pollen, Hausstaubmilben)

Quelle:
Kim J et al. Allergy Asthma Proc 2019; 40 (2): 84–92. | Nutten S. Ann Nutr Metab 2015; 66 (Suppl 1): 8–16.

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Symptome: Mehr als eine Hauterscheinung

Trockene, entzündete und gerötete Hautstellen, verbunden mit starkem Juckreiz – das sind die typischen Beschwerden der Neurodermitis. Doch die vielschichtige Erkrankung hat noch viele weitere Folgen. Die Symptome können sehr belastend sein, Schlafstörungen verursachen und Auswirkungen auf viele Lebensbereiche haben. Darüber hinaus ist Neurodermitis mit einer Reihe von Begleiterkrankungen verknüpft. Der Krankheitsverlauf und die Schwere der Symptome bei Neurodermitis sind sehr unterschiedlich.

Während eines Schubs zeigen sich die entzündeten Hautveränderungen. Doch auch wenn die Erkrankung nicht aktiv ist, ist die Haut von Menschen mit Neurodermitis besonders empfindlich, trocken und oft leicht verdickt.

Charakteristische Symptome von Neurodermitis:

  • Entzündete, gerötete, schuppende Haut
  • Mit Flüssigkeit gefüllte Bläschen
  • Nässen und Verkrusten der betroffenen Hautbereiche

Vielfältige Belastung des alltäglichen Lebens

Die körperlichen Symptome der Neurodermitis sind das eine, die Folgen für den Alltag und die psychische Belastung, die sie mit sich bringen, wiegen häufig ebenfalls schwer. Arbeit, Freizeit, Beziehung – kaum ein Lebensbereich, der nicht von der Neurodermitis beeinträchtigt werden kann.

In welchen Lebensbereichen macht Ihnen die Neurodermitis zu schaffen?
Schlafstörungen, Konzentrationsschwierigkeiten, Einschränkungen bei Freizeit- oder Alltagsaktivitäten: Finden Sie heraus, wobei die Neruodermitis Sie besonders einschränkt. Sich die Belastung bewusst zu machen, ist der erste Schritt, um etwas zu ändern.

Machen Sie den Check!

Juckreiz: Oft das quälendste Symptom

Für viele Menschen mit Neurodermitis ist der Juckreiz besonders belastend und meist auch schlafraubend. Wenn es juckt, fällt es schwer, dem Drang zu kratzen nicht nachzugeben. Kurzfristig löst das Kratzen einen Schmerzreiz aus, der den Juckreiz überdeckt und für Erleichterung sorgt. Auf Dauer führt Kratzen jedoch dazu, dass die Beschwerden der Neurodermitis noch verstärkt werden. Aus Jucken und Kratzen entsteht ein regelrechter Teufelskreis.

Durch die gestörte Hautbarriere bei Neurodermitis gelangen Reizstoffe leichter in die Haut und lösen eine Entzündung aus. Eine Folge davon ist der Juckreiz. Kratzen führt zu einer weiteren Schädigung und Reizung der Haut. Die Entzündung wird verstärkt und führt zu noch mehr Juckreiz.

Tipps im Umgang mit Juckreiz

Das wichtigste Mittel, mit dem Sie gegen den Juckreiz vorgehen können, ist eine wirksame Therapie der Neurodermitis. Mit einer wirksamen Therapie lässt sich die Entzündung kontrollieren und auch der Juckreiz stark lindern.

Manchmal ist es einfacher, dem Drang zu kratzen nicht nachzugeben, wenn der Reflex umgeleitet wird. Kratzen Sie stattdessen den Sessel oder die Bettdecke.

Stress kann Juckreiz verstärken. Mit Stressvermeidung und aktiver Stressbewältigung können Sie daher auch positiv auf den Juckreiz einwirken. Das Erlernen einer Entspannungstechnik, etwa Yoga, progressive Muskelentspannung oder autogenes Training, kann hilfreich sein.

Eine gründliche Hautpflege hält die Haut geschmeidig, bewahrt vor einem weiteren Austrocknen und kann so auch Juckreiz mindern.

Allergene, kratzende Kleidung oder andere Auslöser – wenn Sie herausfinden, was Ihre persönlichen Provokationsfaktoren sind, sollten Sie diese so gut wie möglich umgehen, um damit auch dem Juckreiz vorzubeugen.

Begleiterkrankungen: Eine Neurodermitis kommt selten allein

Auf den ersten Blick ist Neurodermitis eine Hauterkrankung. Sie kann jedoch aufgrund ihres systemischen Charakters mit bestimmten Begleiterkrankungen einhergehen, die andere Körperregionen betreffen. Neurodermitis wird daher zu den sogenannten Systemerkrankungen gezählt. Es sind insbesondere Krankheitsbilder, die – wie Neurodermitis selbst – auf einer Überempfindlichkeit gegenüber eigentlich harmlosen Umweltstoffen beruhen (Atopie).

Zu diesen Erkrankungen zählen:

  • Heuschnupfen
  • Allergische Bindehautentzündung
  • Asthma
  • Bestimmte Nahrungsmittelallergien

Quelle:
Stevens SR. Eczematous disorders, atopic dermatitis, and ichthyoses. In: Singh AK, Hrsg. Scientific American Medicine. Philadelphia, PA: Decker Intellectual Properties. 2016; Teil 2, Kapitel IV: 1–13.

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