Was ist Kinder- und Jugendrheuma?
Rheuma kann in jedem Alter auftreten. Sogar bei Säuglingen. Allein in Deutschland gibt es mehr als 20.000 Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren, die von einer JIA betroffen sind. Jährlich kommen etwa 1.500 weitere hinzu.
Wenn ein Kind vom Arzt erfährt, dass es eine JIA hat, kann das eine Herausforderung sein – sowohl für das Kind als auch die Eltern. Auf einmal gilt es, die Tatsache zu akzeptieren, dass das eigene Kind eine chronische Gelenkentzündung hat. Für die entzündeten Gelenke ist das Immunsystem verantwortlich. Es reagiert zu stark, wendet sich gegen den eigenen Körper und löst dadurch die JIA aus.
Was aber ist Kinder- und Jugendrheuma?
Experten fassen unter dem Oberbegriff JIA die verschiedenen Formen von chronisch-entzündlichen Gelenkerkrankungen bei jungen Menschen zusammen. Das gilt aber nur für die Fälle, bei denen die Gelenkentzündung mindestens sechs Wochen anhält und vor dem 16. Lebensjahr beginnt.
Sobald feststeht, dass Ihr Kind eine JIA hat, ist es wichtig, schnell mit einer Therapie zu beginnen. Grund: Durch eine chronische Entzündung fängt die Gelenkinnenhaut irgendwann an zu wuchern. Das kann den Knorpel und später auch den Knochen angreifen. Gleichzeitig bildet sich mehr Gelenkflüssigkeit als nötig. Die Folge: das Gelenk schwillt an, wird warm, schmerzt und ist nicht mehr so beweglich.
Doch zunächst gilt es noch zu erkennen, welche JIA-Form Ihr Kind hat. Außer den Gelenken können auch andere Teile des Körpers betroffen sein. Die fünf häufigsten Arten hier im Überblick:
1 bis 4 Gelenke: Oligoarthritis
Das Wort „oligo“ kommt aus dem Griechischen und ist der Fachausdruck für „wenig“. Bei dieser Form von Kinder- und Jugendrheuma sind nur wenige, nämlich ein bis
vier, Gelenke entzündet.
Typische Merkmale:
Die Gelenke sind häufig nicht auf beiden Seiten des Körpers gleichmäßig entzündet, sondern es ist z. B. nur das rechte Knie oder nur das linke Sprunggelenk betroffen. Oft sind bei dieser Form auch die Augen entzündet. Sie können dann gerötet sein und schmerzen. Manche Kinder mit einer JIA spüren an den Augen zunächst aber auch gar nichts. Darum ist es wichtig, regelmäßig den Augenarzt aufzusuchen. Er kann mögliche Schäden früh erkennen und verhindern helfen, dass sich die Sehfähigkeit einschränkt.
5 und mehr Gelenke: Polyarthritis
Ebenfalls aus dem Griechischen stammt das Wort „poly“ und das bedeutet „mehrere“. Sind mehr als vier Gelenke entzündet, nennen die Ärzte das Polyarthritis. Es ist die zweithäufigste Form von Kinder- und Jugendrheuma.
Typische Merkmale:
Die Gelenke sind meistens auf beiden Körperseiten gleichmäßig entzündet, also z. B. beide Knie. Und oft gibt es bei dieser Form auch Probleme an den Sehnen.
Innerlich: Systemische Arthritis
Sobald außer den Gelenken auch die inneren Organe des Körpers betroffen sind, sprechen Fachleute von einer systemischen Arthritis. Neben den Gelenken können dann auch z. B. die Milz, die Lymphknoten oder die Leber betroffen sein.
Typische Merkmale:
Die systemische Arthritis beginnt oft schon sehr früh, also bei den ganz „Kleinen“. Fieber und ein Hautausschlag sind häufig die ersten Anzeichen.
Hautsache: Psoriasis-Arthritis
Psoriasis wird auch Schuppenflechte genannt. Sie zeigt sich durch gerötete, erhabene Hautareale, die mit silbrig-weißen Schuppen bedeckt sind und häufig jucken – die sogenannten Plaques. Sie entstehen durch einen gestörten Erneuerungsprozess der Haut, dem eine Fehlleitung des Immunsystems zugrunde liegt. Die Hauterneuerung wird um ein Vielfaches beschleunigt.
Sobald die Schuppenflechte zusammen mit einer Gelenkentzündung auftritt, bezeichnen Ärzte das als Psoriasis-Arthritis.
Typische Merkmale:
Bei der Psoriasis-Arthritis sind das Knie sowie die kleinen Gelenke an Händen und Füßen am häufigsten betroffen.
Sehnig: Enthesitis-assoziierte Arthritis
Wenn sich beim Jugendrheuma auch die Bereiche um die Gelenke, nämlich Sehnen und Bänder, entzünden, haben Betroffene es mit einer Enthesitis-assoziierten Arthritis zu tun. Mit einer Enthesitis bezeichnen Ärzte immer eine Entzündung der Sehnenansätze.
Typische Merkmale:
Häufig sind die Sehnen an der Ferse betroffen. Diese Form kommt eher bei Jungen vor. Oft sind auch Augen und Wirbelsäule entzündet. Die Gelenke sind meistens nicht gleichmäßig an beiden Körperseiten betroffen.
Bei all diesen JIA-Varianten spielt das Immunsystem eine Rolle. Eigentlich soll es den Organismus vor Viren oder Bakterien schützen. Bei der JIA aber richtet es sich gegen körpereigenes Gewebe und löst dadurch eine Entzündung aus.
Warum aber entgleist das Immunsystem? Die Ursache ist noch nicht geklärt. Wissenschaftler gehen davon aus, dass mehrere Faktoren zusammenkommen müssen, um Kinder- oder Jugendrheuma auszulösen. Eine wichtige Rolle soll dabei die genetische Veranlagung spielen. Sobald diese mit bestimmten Umweltfaktoren, z. B. Viren, Bakterien oder Verletzungen, zusammentrifft, kann die Erkrankung ausbrechen.
Noch etwas zum Schluss: Sobald die JIA feststeht, können Sie und Ihr Kind gemeinsam mit Hilfe eines Facharztes diese Erkrankung effektiv angehen und behandeln.
Uveitis: Augenentzündung bei JIA
Es kann bei JIA auch zu einer Entzündung der Gefäßhaut des Auges kommen. Diese sogenannte Uveitis zählt zu den Begleiterkrankungen von Kinderrheuma.
Hier gibt es weitere Informationen zur Uveitis bei Kindern und Jugendlichen.