HIV-Medikamente und ihre Wirkung
HIV-Medikamente wirken unterschiedlich, haben aber zwei Dinge gemeinsam: Mit der richtigen Wirkstoffkombination kann sich das Virus im Körper nicht vermehren. Die Medikamente müssen lebenslang eingenommen werden. Derzeit stehen etwa 40 verschiedene Präparate zur Verfügung.
Eine HIV-Infektion kann mit einer Kombination aus verschiedenen speziellen HIV-Medikamenten gut behandelt werden. Ist die Therapie erfolgreich, lassen sich bei den meisten Menschen fast oder gar keine HI-Viren mehr im Blut nachweisen. HIV-Medikamente wirken unterschiedlich, führen aber zum gleichen Ergebnis: Das HI-Virus kann sich im Körper nicht mehr vermehren. Die Medikamente müssen nach aktuellem Stand lebenslang eingenommen werden. HIV-Patienten, die ihre Medikamente regelmäßig einnehmen, haben heute eine annähernd so hohe Lebenserwartung wie Menschen ohne HIV-Infektion.
Wie wirkt eine Kombinationstherapie?
Das HI-Virus pflanzt sich im Körper fort, indem es in andere Zellen eindringt und das Steuer übernimmt. Daraufhin bilden sie anstelle körpereigener Zellen neue HI-Viren. HIV-Medikamente unterbrechen diesen Kreislauf auf unterschiedliche Arten. Einige fangen das Virus ab, wenn es in die Zelle eintreten will. Andere verhindern, dass HIV die Zelle steuern kann. Wieder andere sorgen dafür, dass die Zelle keine neuen Viren produziert. Deshalb verschreibt der Arzt mehrere HIV-Medikamente, die gleichzeitig an unterschiedlichen Stellen wirken: die sogenannte Kombinationstherapie. Gemeinsam verhindern die Mittel, dass HIV sich weiter vermehren und ausbreiten kann. Mit der passenden Kombinationstherapie kann die Anzahl der HI-Viren so weit gesenkt werden, dass das Virus nicht mehr im Blut nachweisbar ist. Man spricht dann davon, dass man unter der Nachweisgrenze ist.
Medikamente werden in mehrere Klassen unterteilt
Je nachdem an welcher Stelle im Kreislauf das Medikament eingreift, wird es einer bestimmten Klasse zugeordnet.
Den Zutritt zur Zelle unterbinden (Entry-Inhibitoren)
Wie der Name andeutet, verwehren die Eintrittshemmer (Entry-Inhibitoren) dem Virus den Zutritt in die Zelle. Dies kann auf zwei Arten geschehen:
- Sie verstopfen quasi die Andockstelle auf der Oberfläche der Zelle. So kann sich das Virus weder an die Zelle binden noch in sie eindringen (CCR5-Korezeptorblocker).
- Sie stoppen die Viren, die sich mit der Zelle verschmelzen wollen, indem sie sich auf die HIV-Oberfläche setzen (Fusionshemmer).
Den Zugriff auf das Erbgut verhindern (Reverse-Transkriptase-Inhibitoren)
HIV passt sein eigenes Erbgut an das menschlicher Zellen an. Dazu bedient es sich eines Enzyms, der Reverse-Transkriptase. Die Inhibitoren hemmen diesen Prozess auf zwei Arten:
- Sie schleichen sich wie Spione in die Zelle ein, sind dabei aber funktionsuntüchtig. Als falsche Bausteine hindern sie Reverse-Transkriptase daran, das Erbgut umzuschreiben (NRTIs).
- Sie blockieren das Enzym und hindern es so daran, das Erbgut zu beeinflussen (NNRTIs).
Den Einbau in das Erbgut stoppen (Integrase-Hemmer)
Während eines weiteren Schritts im Kreislauf baut das HI-Virus sein Erbmaterial mithilfe eines weiteren Enzyms, der Integrase, in den körpereigenen Zellkern ein. Diesem Einbau wirken sogenannte Integrase-Hemmer entgegen.
Virusteile können nicht gebaut werden (Protease-Hemmer)
Mit dem HI-Virus infizierte Körperzellen stellen, nachdem es sich eingenistet hat, in der Regel neue Viren her. Dazu benutzt das Virus ein Enzym, die Protease. Es verarbeitet die Bauteile des Virus und hilft bei der Reifung neuer Viruspartikel. Daran wird es durch sogenannte Protease-Hemmer gehindert.
Welche Nebenwirkungen treten auf?
Die gute Nachricht zuerst: Moderne Medikamente können vielen HIV-Patienten ein weitgehend nebenwirkungsfreies Leben ermöglichen. Im Laufe eines Lebens mit HIV können aber immer wieder Nebenwirkungen auftreten. Nebenwirkungen zu Therapiebeginn verschwinden oft nach einigen Wochen von selbst wieder, nachdem sich der Körper auf die Arzneimittel eingestellt hat. Generell gilt, dass Patienten, die sich längerfristig durch Müdigkeit, Erbrechen oder andere Beschwerden beeinträchtigt fühlen, ihren Arzt ansprechen sollten. Die meisten Symptome können heutzutage gut gelindert werden. In einigen Fällen kann es auch hilfreich sein, die HIV-Therapie zu verändern.