Behandlung der Acne inversa: Auswahl und Ziele
Da Acne inversa (Akne inversa) eine chronische Erkrankung ist, lässt sie sich nicht heilen. Es gibt jedoch Behandlungsmöglichkeiten, mit denen die Beschwerden deutlich gebessert werden können. Eine wirksame, frühzeitige und anhaltende Therapie ist wichtig, um die körperlichen und psychosozialen Folgen der Erkrankung zu minimieren.
Mögliche Behandlungsziele bei Acne inversa
Besprechen Sie mit Ihrem Hautarzt, welche Behandlungsziele bei Ihnen individuell erreicht werden sollen. Diese richten sich nach der persönlichen Situation, Therapie und Erkrankung. Mögliche Behandlungsziele können sein:
- Verbesserung der Hautveränderungen
- Einer Verschlechterung des Gesundheitszustandes sowie langfristigen Folgen der Erkrankung, wie Narbenbildung, entgegenzuwirken
- Schmerzlinderung
- Einschränkungen der Lebensqualität durch die Erkrankung minimieren
Was hilft bei Acne inversa?
Grundsätzlich lassen sich zwei Formen der Behandlung unterscheiden: Medikamente und Operationen. Darüber hinaus kann eine psychologische Unterstützung hilfreich sein, wenn die Erkrankung zu einer großen Belastung wird. Auch der Lebensstil kann die Erkrankung beeinflussen. Daher können sich – neben der Behandlung – eine gesundheitsbewusste Ernährung, ein Rauchstopp oder Bewegung positiv auf die Acne inversa und das allgemeine Wohlbefinden auswirken.
Individuelle Wahl der Behandlung
Welche Behandlung bei Acne inversa infrage kommt, entscheidet der Hautarzt individuell. Die Behandlung richtet sich nach dem Schweregrad der Erkrankung, den jeweiligen Beschwerden und den persönlichen Lebensumständen. Darüber hinaus gibt es Leitlinien für die Behandlung. Sie wurden im Auftrag der Deutschen Dermatologischen Gesellschaft (DDG), in Zusammenarbeit mit anderen medizinischen Fachgesellschaften, Organisationen und Verbänden entwickelt. Behandlungsleitlinien geben Ärzten eine Orientierung, welche Therapie wann empfehlenswert ist.
Welche Behandlung passt zu mir?
Bei jeder Behandlung müssen der mögliche Nutzen und eventuelle Risiken gegeneinander abgewogen werden. Ihr behandelnder Hautarzt kennt alle Möglichkeiten und kann die finden, die am besten zu Ihnen passt. Doch auch Sie selbst sollten sich gut mit den unterschiedlichen Möglichkeiten auskennen. So können Sie zusammen mit Ihrem Arzt die Entscheidung für die Behandlung tragen. Eine konsequente Therapie ist die Grundlage für den Erfolg und dafür, dass Sie in Ihrem Leben möglichst wenig von der Acne inversa eingeschränkt werden. Auch Ihr eigener Beitrag ist wichtig, etwa eine gewissenhafte Wundversorgung oder die regelmäßige Einnahme von Medikamenten. Sprechen Sie mit Ihrem Arzt auch darüber, wenn Sie Probleme mit der Durchführung Ihrer Behandlung haben, mit dem Ergebnis nicht zufrieden sind oder Nebenwirkungen befürchten. Hierbei kann Ihnen das Führen eines Patiententagebuchs helfen. Gemeinsam mit Ihrem Arzt können Sie herausfinden, was geändert werden kann.
Interview: Behandlungswege bei Acne inversa
Für die Acne inversa gibt es unterschiedliche Behandlungsmöglichkeiten, sowohl operative als auch medikamentöse. Nach welchen Kriterien entschieden wird, welche Therapie in welchem Fall die passende ist, und warum es wichtig ist, Acne inversa nicht „nur“ als Hauterkrankung zu betrachten, erläutert die Hautärztin Dr. Mareike Alter von der Universitätshautklinik Magdeburg. Sie behandelt an ihrer Klinik viele Patienten mit dieser chronisch-entzündlichen und systemischen Hauterkrankung.
Dr. Mareike Alter: Beide Behandlungsmöglichkeiten müssen in jedem Fall parallel gesehen werden. Bei großflächigen Verläufen muss in der Regel eine operative und medikamentöse Therapie kombiniert werden. Tritt die Erkrankung nur sehr begrenzt an einer Körperstelle auf, kann eine Operation allein zu einem zufriedenstellenden Ergebnis führen. Mit Biologika wird behandelt, um entzündete Bereiche vor einer Operation zu verkleinern oder neue Schübe der Erkrankung zu verhindern. Das kommt bei mittelschwerer bis schwerer Acne inversa infrage. Biologkia beeinflussen den Entzündungsprozess im Körper direkt und unterbrechen ihn langfristig. Antibiotika werden eingesetzt, um – auch im Vorfeld einer Operation – gegen eine starke Besiedlung der von der Acne inversa betroffenen Hautpartien mit Bakterien vorzugehen. Bei den Patienten, die hier in die Klinik kommen, ist die Erkrankung oft schon sehr fortgeschritten: Es ist zu Fisteln, Knoten und der Bildung von Narbensträngen gekommen. In diesen Fällen ist in der Regel eine Operation notwendig.
Dr. Mareike Alter: Ich möchte das an einem Beispiel verdeutlichen. Ich hatte einen älteren Patienten, der neben der Acne inversa noch weitere Erkrankungen hatte. Der Mann war durch die Acne inversa extrem beeinträchtigt. Das kam nicht nur durch die Hautveränderungen selbst. Die anhaltende starke Entzündung im Körper hatte dazu geführt, dass sein Allgemeinzustand sehr schlecht war und auch seine Blutwerte stark verändert waren. Nach gründlicher Abwägung haben wir uns gemeinsam mit dem Patienten dazu entschieden, die Acne inversa großflächig zu operieren. Bereits wenige Tage nach der Operation ging es dem Mann schon viel besser. Auch die Blutwerte haben sich normalisiert und die Wundheilung verlief gut. Er kommt nun etwa alle 12 Wochen zur Kontrolle. Es geht ihm nach wie vor gut und er hat keine neuen Knoten oder Fisteln. An diesem Beispiel wird deutlich, dass Acne inversa eine Erkrankung ist, die nicht nur an den betroffenen Körperregionen eine Rolle spielt, sondern den ganzen Menschen beeinträchtigt. Dies macht es so wichtig, dass die Krankheit angemessen behandelt wird. Es müssen alle Aspekte der Erkrankung betrachtet werden und jeder Patient muss die für ihn bestmögliche Therapie erhalten.
Dr. Mareike Alter: Begleiterkrankungen bei Acne inversa sind ein Zeichen dafür, dass es sich um eine systemische Erkrankung handelt. Es ist nicht nur die Haut, sondern der gesamte Organismus betroffen. In Bezug auf die korrekte Behandlung bedeutet dies, dass bei einer systemischen Erkrankung auch eine systemische (innerliche) Therapie nötig ist und nicht ausschließlich Operationen erforderlich sind. Es ist darüber hinaus wichtig, dass Begleiterkrankungen erkannt und behandelt werden. Dazu zählen etwa rheumatische Erkrankungen oder chronisch-entzündliche Darmerkrankungen (CED). Im Gespräch zwischen Arzt und Patient gehört es dazu, auch über mögliche Beschwerden von Begleiterkrankungen zu sprechen. So können etwa Durchfall und Bauchschmerzen auf eine CED hinweisen. Es ist wichtig, alle Aspekte der Erkrankung zu berücksichtigen und auf alle Eventualitäten aufmerksam zu machen.
Dr. Mareike Alter: Insgesamt sollte das Ziel sein, dass die Hautveränderungen komplett abheilen und es zu keinem erneuten Schub kommt. Leider kann dieses Ziel nicht immer erreicht werden. Wichtig ist, dass alles versucht wird, um dem so nahe wie möglich zu kommen. Was Therapieerfolg bedeutet, muss individuell entschieden werden. Im Vordergrund steht die Besserung. Ich habe beispielsweise eine 40-jährige Patientin, die eine stark ausgeprägte Acne inversa, vor allem im Leistenbereich, hat. Sie ist mehrfach operiert worden und erhält jetzt eine medikamentöse Therapie. Dadurch hat sie nun viel seltener neue Knoten und einen großen Gewinn an Lebensqualität. Obwohl die Acne inversa nicht vollständig unter Kontrolle ist, ist sie mit der Therapie und dem Ergebnis sehr zufrieden.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass bei der Behandlung von Acne inversa nicht nur die direkte körperliche Beeinträchtigung durch die Hautveränderungen eine Rolle spielt. Auch die seelische Belastung, die Einschränkung der Lebensqualität und die Tatsache, dass der gesamte Organismus betroffen ist, müssen berücksichtigt werden.