Symptome & Verlauf der Acne inversa
Generell können die Symptome der Acne inversa (Akne inversa) überall am Körper auftreten. Besonders häufig treten die typischen Hautveränderungen jedoch an Partien mit vielen Haarwurzeln oder Schweißdrüsen auf, beispielsweise an den Achseln und in der Leistengegend. Auch Bereiche, an denen Haut aneinanderreibt, z. B. am Gesäß, an der Innenseite der Oberschenkel oder bei Frauen unter der Brust, zeigen oft die Symptome.
Mögliche Beschwerden bei Acne inversa
- Schmerzhafte, erbsengroße Knoten
- Abszesse (abgekapselte Eiteransammlung im Gewebe, die durch eine Entzündung hervorgerufen wird)
- Fisteln (entzündeter röhrenförmiger Gang, der sich z. B. aus einem Abszess bilden kann)
- Gerötete Hautbereiche
- Narbenbildung an den betroffenen Hautbereichen
- Unangenehme Geruchsentwicklung, die durch das Nässen der Hautveränderungen entstehen kann
Acne inversa in Bildern
Kleine Knoten, hier in der Achselhöhle, zählen zu den typischen Symptomen bei Acne inversa. | Auch in der Leistengegend können die Knoten bei Acne inversa auftreten. | Ist die Acne inversa fortgeschritten, kann es zu Fistelbildungen und Vernarbungen kommen. Hier zu sehen in der Achselhöhle. |
Verlauf von Acne inversa
Wie sich die Erkrankung mit der Zeit entwickelt, ist sehr unterschiedlich und lässt sich nicht voraussagen. In vielen Fällen kehren die Beschwerden jedoch immer wieder und verschlechtern sich mit der Zeit. Entscheidend ist eine frühe Diagnose, damit schnell eine angemessene Behandlung begonnen werden kann. Auf diese Weise kann dem Fortschreiten der Erkrankung und ihren Folgen, zum Beispiel Narbenbildung, entgegengewirkt werden. Wenn Sie Beschwerden haben, die von einer Acne inversa verursacht sein könnten, wenden Sie sich direkt an einen auf Acne inversa spezialisierten Hautarzt.
Interview: Abszesse bei Acne inversa
Abszesse zählen zu den besonders lästigen und schmerzhaften Beschwerden bei Acne inversa. Einmal abgeheilt, kehren sie häufig wieder. Warum das so ist und wie sich Abszesse behandeln lassen, erklärt Dr. Sylke Schneider-Burrus, Leitung der Dermatochirurgie und des Acne-inversa-Schwerpunkts der Berliner Charité. Sie betreut in der Acne-inversa-Sprechstunde viele Patienten mit der chronisch-entzündlichen Hauterkrankung.
Dr. Sylke Schneider-Burrus: Abszesse sind akute Infektionen, die innerhalb weniger Tage entstehen und sehr schmerzhaft sind. Sie kommen in allen Stadien der Acne inversa vor. Häufig sind sie jedoch das Erste, was entsteht, wenn jemand eine Acne inversa entwickelt. Im Frühstadium sind Abszesse also oft das erste Symptom, das bei der Erkrankung bemerkt wird.
Bei einem Abszess handelt es sich um einen mit Eiter gefüllten Hohlraum. Im Eiter befinden sich Bakterien und abgestorbene weiße Blutkörperchen. Abszesse sitzen in den tieferen Regionen der Haut und im Fettgewebe. Sie machen sich vor allem durch Schmerzen sowie Überwärmung und Rötung der betroffenen Hautstelle bemerkbar.
Dr. Sylke Schneider-Burrus: Ein Problem bei Patienten mit Acne inversa ist, dass die angeborene Immunität – auch innate immunity genannt – der Haut weniger ausgeprägt ist als bei gesunden Menschen. Die Faktoren, die in der Haut für die bakterielle Erstabwehr zuständig sind, sind in einem geringeren Maße vorhanden. Dadurch kommt es schneller zu bakteriellen Infektionen. Das führt zu Knoten, die sich entzünden und aus denen sich Abszesse bilden. Haben sich im weiteren Krankheitsverlauf Fisteln gebildet, können sich auch dort Bakterien hineinsetzen, vermehren und weitere Abszesse bilden. Ist es bei Acne inversa einmal zu anatomischen Veränderungen der Haut gekommen – etwa Narben oder Fisteln –, ist die Wahrscheinlichkeit erhöht, dass es an diesen Stellen zu wiederkehrenden Entzündungen und Abszessen kommt.
Dr. Sylke Schneider-Burrus: Abszesse, auch wenn sie an den für Acne inversa typischen Regionen wie unter den Achseln vorkommen, können auch andere Ursachen haben. So kann auch bei einem sonst ganz gesunden Menschen zum Beispiel nach der Rasur aus einem entzündeten Haarbalg ein Abszess entstehen. Das allein ist noch keine Acne inversa. Außerdem gibt es immer häufiger gerade junge Menschen, die Träger eines sehr ansteckenden Staphylococcuc-aureus-Stamms sind, einer Bakterienart, die immer wieder Abszesse verursachen kann. Es gibt außerdem eine Reihe weiterer Erkrankungen, die zu Abszessen führen können. Ist eine Acne inversa noch nicht diagnostiziert und kommt es zu Abszessen, sollte daher immer genau untersucht werden, ob sich eine Acne inversa oder eine andere Ursache hinter den Beschwerden verbirgt.
Dr. Sylke Schneider-Burrus: Das Wichtigste ist die Eröffnung der Abszesshöhle. In der Regel wird dies durch eine Inzision durchgeführt, das heißt, der Abszess wird mit dem Skalpell eröffnet. Man spricht dann auch von einer Abszessspaltung. So kann der Eiter abfließen und die Schmerzen lassen sofort nach. Darüber hinaus kann die Abheilung zusätzlich durch Antibiotika begünstigt werden. Es gibt alternativ die Möglichkeit mit z. B. Teersalbe, zu fördern, dass sich ein Abszess von allein öffnet. Das Wichtigste ist in jedem Fall die Eröffnung des Abszesses herbeizuführen.
Anschließend wird dafür gesorgt, dass sich die Abszesshöhle nicht gleich wieder verschließt. Sonst kann der Abszess sich erneut mit Eiter füllen und heilt nicht ab. Die Öffnung in der Abszesshöhle kann etwa durch eine kleine Drainage (etwa eine Gummilasche oder ein Stück Mull) offen gehalten werden. Eine großflächige Entfernung oder das Ausschälen von Gewebe ist bei einem Abszess in der Regel nicht notwendig. Zu einem späteren Zeitpunkt – nach Abklingen der Entzündung – sollte die Haut an derselben Stelle noch einmal begutachtet werden, um zu entscheiden, ob die Reste der Abszesshöhle mit einer kleinen Operation entfernt werden sollten.
Dr. Sylke Schneider-Burrus: Abszesse sind sehr schmerzhaft. Bildet sich ein neuer Abszess, sollte umgehend der behandelnde Arzt aufgesucht werden, damit etwas gegen die Beschwerden unternommen werden kann.
Dr. Sylke Schneider-Burrus: Ein Abszess sollte immer vom Arzt eröffnet werden. Er kann genau beurteilen, ob ein Abszess eröffnet werden kann. Dies ist der Fall, wenn sich bereits Eiter angesammelt hat. Darüber hinaus stellt die Behandlung beim Arzt sicher, dass sich das umgebende Gewebe nicht weiter entzündet oder sich vielleicht sogar eine Wundrose, eine durch Bakterien ausgelöste Infektion, bildet. Auch wenn sich ein Abszess von selbst eröffnet hat, sollte der zuständige Arzt für die weitere Behandlung aufgesucht werden.
Dr. Sylke Schneider-Burrus: Wichtig ist natürlich, die Region des Abszesses nicht zusätzlich durch Druck zu belasten. Aber das wird wegen der Schmerzen in der Regel ohnehin vermieden. Es können auch Schmerzmittel eingenommen werden – in Absprache mit dem behandelnden Arzt. Während der Abszess abheilt, ist es wichtig, sich an das zu halten, was der behandelnde Arzt empfohlen hat – etwa, dass desinfizierende Verbände verwendet werden sollen oder was beim Duschen zu beachten ist.
Dr. Sylke Schneider-Burrus: Generell gibt es keine einzelne Verhaltensweise, die das Auftreten von Abszessen verhindern kann. Wichtig ist die konsequente und wirksame Behandlung der Acne inversa. Wenn die Erkrankung kontrolliert wird, ist auch das Risiko für eine Abszessbildung geringer. Rauchen scheint die Bildung von Abszessen zu fördern. Zudem sollte eine Gewichtskontrolle bei Acne inversa angestrebt werden. Übergewicht wirkt sich negativ auf den Verlauf der Erkrankung und somit auch auf die Bildung von Abszessen aus.