26. September 2018

5 Dinge, die man zu chronisch kranken Menschen nicht sagen sollte

Ein Kollege, Freund oder Familienmitglied hat eine chronisch-entzündliche Erkrankung? Im täglichen Miteinander gibt es natürlich auch immer wieder Gelegenheit, über die Erkrankung zu sprechen. Es ist grundsätzlich gut, dieses Thema nicht auszusparen, wenn der andere auch darüber sprechen möchte, schließlich zeigt es Interesse an ihm und an seiner Situation. Menschen mit chronisch-entzündlichen Erkrankungen erleben es jedoch immer wieder, dass sie mit Aussagen konfrontiert werden, die unbedacht oder gar verletzend sind – auch wenn sie gut gemeint waren. Hier finden Sie fünf dieser Sätze, die jemand mit einer chronisch-entzündlichen Erkrankung nicht hören möchte:

1. Du siehst ja gar nicht krank aus!
Daraus lässt sich leicht die Unterstellung „so schlecht kann es Dir ja gar nicht gehen“ heraushören. Tatsache ist, dass viele chronisch-entzündliche Erkrankungen nicht sichtbar sind. Ein geschwollenes und schmerzendes Gelenk bei Rheuma, starke Bauchschmerzen bei Morbus Crohn oder ein schmerzhafter Abszess bei Acne inversa sind von außen nicht zu erkennen. Hinzu kommen weitere mögliche Beschwerden wie ständige Erschöpfung oder ein allgemeines Krankheitsgefühl. Mutmaßungen darüber, wie es jemandem mit einer chronisch-entzündlichen Erkrankung geht, sollten Sie lieber nicht anstellen. Besser ist es zu fragen, wie es jemandem geht.

2. Das kenne ich, ich hatte auch mal …
Sie möchten Verständnis zum Ausdruck bringen, das ist gut. Doch wie sich jemand fühlt, der eine chronisch-entzündliche Erkrankung hat, ist für Gesunde einfach schwer nachzuvollziehen. Eine Magen-Darm-Grippe ist nicht zu vergleichen mit Colitis ulcerosa und ein Hexenschuss ist nicht so ähnlich wie Morbus Bechterew. Menschen mit chronisch-entzündlichen Erkrankungen werden ihr gesamtes Leben von der Krankheit begleitet. Auch wenn die Beschwerden nachlassen oder zeitweise verschwinden, bleibt die Ungewissheit, ob oder wann ein neuer Schub folgt. Mit akuten, vorübergehenden Beschwerden, wie sie jeder einmal haben kann, ist das nicht vergleichbar.

3. Versuch es doch einmal mit …
Ernährungsumstellung, mehr Sport, ein Mittel, das im Internet angepriesen wird und Heilung verspricht – das alles sind gut gemeinte Ratschläge. Sie helfen jemandem mit einer chronisch-entzündlichen Erkrankung jedoch nicht weiter. Acne inversa, Psoriasis-Arthritis, Uveitis, Morbus Crohn und Co. lassen sich durch eine Diät nicht heilen und viele „Wundermittel“, die angepriesen werden, sind schlicht unseriös. Zudem wird jemand mit einer chronisch-entzündlichen Erkrankung in der Regel selbst nichts unversucht lassen, damit es ihm besser geht. Entscheidend, um diese Erkrankungen unter Kontrolle zu bringen, ist die Betreuung durch einen spezialisierten Facharzt und die individuell passende Therapie.

4. Du bist doch viel zu jung, um diese Krankheit zu haben!
Rheuma ist keine Alte-Leute-Krankheit. Schuppenflechte können auch schon Kinder bekommen. Morbus Crohn und Colitis ulcerosa treten bei den meisten Menschen bereits zwischen dem 15. und 25. Lebensjahr das erste Mal auf. Es ist also ein großer Irrtum, dass von chronisch-entzündlichen Erkrankungen nur ältere Menschen betroffen sind. Krankheit ist keine Frage des Alters. Die meisten chronisch-entzündlichen Erkrankungen können auch bei Kindern und Jugendlichen auftreten.

5. Letztes Mal bist Du doch auch mitgekommen, jetzt gib Dir einfach einen Ruck!
Chronisch-entzündliche Erkrankungen verlaufen meist in Schüben. Phasen mit und ohne Beschwerden wechseln sich ab. Das bedeutet, auch wenn die Erkrankung heute Ruhe gibt und es möglich ist, auszugehen, kann das morgen schon ganz anders aussehen. Wenn jemand mit einer chronisch-entzündlichen Erkrankung eine gemeinsame Unternehmung absagt, ist das nicht, weil er keine Lust hat, sondern weil ihn die Erkrankung daran hindert. Für chronisch kranke Menschen ist das in der Regel eine Belastung, auf Aktivitäten verzichten zu müssen. Unterstützen können Sie diesem Fall mit Verständnis und damit, beim nächsten Mal – auch nach einer Absage – wieder zu fragen.

DE/HUM/1318/2040