15. Mai 2025
Perspektivenwechsel: Podcast zum Arzt-Patienten-Gespräch

Mit der Diagnose einer Blutkrebserkrankung beginnt auch der kontinuierliche Austausch zwischen Ärzt*innen und Patient*innen. Von der Mitteilung darüber, dass Blutkrebs festgestellt wurde, über die Wahl der Therapie bis hin zur Nachsorge gibt es unterschiedliche Anlässe für ein Arztgespräch. Worauf es bei der Arzt-Patienten-Kommunikation ankommt und wie sie aus Arzt- und Patientensicht wahrgenommen wird, zeigt die neue Folge des Podcasts „Xperts2Go“, der von Prof. Dr. med. Christian Reinhardt, Hämatologe und Onkologe, Universitätsmedizin Essen, moderiert wird. In der Folge „Arzt-Patienten-Kommunikation“ sprechen Katrin Begolli, Geschäftsführerin der Patientenorganisation Eisvogel e. V., die selbst an einem Non-Hodgkin-Lymphom erkrankte, und Prof. Dr. med. Inken Hilgendorf, Hämatologin und Onkologin, Universitätsklinikum Jena, über Erfahrungen und Sichtweisen zum Thema.
Hier geht es zur Podcast-Folge „Arzt-Patienten-Kommunikation“
Diagnosegespräch als Schlüsselmoment
Einen wichtigen Schlüsselmoment in der Arzt-Patienten-Kommunikation sieht Katrin Begolli bereits beim Verdacht auf Blutkrebs, der häufig zunächst in der Hausarztpraxis abgeklärt wird. Wie sie diese Situation erlebt hat, wie ihr die Diagnose mitgeteilt wurde und was sie sich dafür gewünscht hätte, schildert sie im Podcast. „Ganz wichtig ist, dass sich die behandelnde Ärztin oder der behandelnde Arzt beim Diagnosegespräch Zeit nehmen kann“, stellt Katrin Begolli fest. „Zeit und Empathie sind wirklich das Wichtigste.“ Dabei sollte immer auch die persönliche Situation berücksichtigt werden. „Wichtig ist auch, dass es auf ,patientisch‘ erklärt wird und nicht auf ,ärztisch‘, damit man es einfach verstehen kann.“
Blutkrebs verständlich erklären
Das sieht auch Prof. Dr. med. Inken Hilgendorals entscheidenden Aspekt in der Arzt-Patienten-Kommunikation: „Von ärztlicher Seite führen wir ganz unterschiedliche Gespräche. Da ist das Aufklärungsgespräch, bei dem wir häufig auch Überbringer schlechter Nachrichten sind und vor der Herausforderung stehen, den Patientinnen und Patienten komplexe Informationen möglichst verständlich und womöglich auch unter Zeitdruck näherzubringen.“ Dabei gilt es auch die persönlichen Sorgen und Probleme zu berücksichtigen und mit den Emotionen umzugehen. Nicht vergessen werden sollte im Arzt-Patienten-Gespräch darüber hinaus, dass nonverbale Kommunikation, also z. B. die Mimik, ebenfalls eine Rolle spielen kann.
Gemeinsam zur Therapie finden
Die Therapieplanung ist häufig ein nächster Schlüsselmoment bei der Kommunikation auf dem Weg mit einer Blutkrebserkrankung. Bei Katrin Begolli wurde zunächst abgewartet: „Bei mir war es ein halbes Jahr ,Watch and Wait‘, das war nicht ganz einfach, aber es wurde mir wirklich gut erklärt.“ Nicht in jedem Fall ist bei einer Blutkrebserkrankung sofort eine Therapie notwendig. In einigen Fällen wird der Verlauf durch regelmäßige Untersuchungen genau beobachtet und es wird sofort mit einer Therapie begonnen, wenn die Erkrankung fortschreitet. Diese Strategie wird „Watch and Wait“ genannt, übersetzt „beobachten und abwarten“.
Prof. Dr. med. Inken Hilgendorf betont, wie wichtig der Aufbau einer Vertrauensbasis bei der Arzt-Patienten-Kommunikation ist, um dann gemeinsam zu schauen, welcher Weg eingeschlagen wird. Dabei kann Transparenz und Offenheit dazu beitragen, Ängste und Sorgen zu nehmen.
Viele weitere Einblicke und Anregungen bietet der Podcast zur Arzt-Patienten-Kommunikation. „Es ist gut, dass das Thema Arzt-Patienten-Kommunikation Dynamik bekommen hat“, so Katrin Begolli. „Auch einmal die Perspektive zu wechseln – von beiden Seiten – und sich zusammenzusetzen hilft, ein Gespräch auf Augenhöhe zu bestreiten.“