4. Oktober 2021

Frühzeitig über Therapieoptionen sprechen

Parkinson ist eine fortschreitende Erkrankung. Wie sie im individuellen Fall auftritt und sich mit der Zeit verändert, ist unterschiedlich. Möglich ist zum Beispiel, dass im Verlauf Wirkschwankungen der Parkinson-Medikamente auftreten, die zu Überbeweglichkeit führen. Bedingt durch Veränderungen bei der Beweglichkeit, der Körperstabilität und dem Gleichgewicht steigt die Sturzgefahr. Oder es kommt zu Symptomen wie Schlafstörungen oder Einschränkungen bei Aktivitäten des täglichen Lebens, etwa beim Anziehen oder im Bad.

Die Therapie wird komplexer

Ziel einer jeden Parkinson-Behandlung ist, diesen Entwicklungen mit einer passenden, ebenfalls individuell ausgerichteten Therapie zur richtigen Zeit so gut es geht gegenzusteuern. In der Regel wird die Therapie mit fortschreitender Erkrankung komplexer: Zum einen müssen Betroffene mehr Medikamentendosen pro Tag einnehmen. Zum anderen brauchen sie in der Regel mehrere verschiedene Medikamente. Manche benötigen auch eine sogenannte nicht orale Folgetherapie. Dazu gehören die Behandlung mit Apomorphin-Pumpen, Levodopa-Pumpen und der Tiefen Hirnstimulation.

Umdenken – aber wann?

Ob die täglich eingenommen Tabletten noch gut wirken, zeigt sich zum Beispiel daran, ob tagsüber Perioden mit Parkinson-Symptomen wie verlangsamten Bewegungen, Steifigkeit, Muskelzittern oder Überbewegungen auftreten, obwohl der Neurologe die Therapie mit Tabletten oder Medikamentenpflastern bereits optimiert hat. Ist das der Fall, kann dies der Zeitpunkt sein, über neue Wege nachzudenken. Als Richtwert geben Mediziner an: Wenn man über den Tag verteilt zwei oder mehr Stunden unterbeweglich ist, sollten Betroffene mit ihrem Neurologen überlegen, ob eine Medikamentenpumpe oder die Tiefe Hirnstimulation hilfreich sein könnte. Das Gleiche gilt bei mindestens einer Stunde Überbewegungen am Tag. Aufhorchen sollte auch, wer sich bei mindestens einer Aktivität des täglichen Lebens eingeschränkt fühlt, zum Beispiel bei der Körperhygiene oder beim Essen.

Der richtige Zeitpunkt

Sich mit dem Gedanken an eine nicht orale Folgetherapie zu beschäftigen, fällt vielen Parkinson-Betroffenen nicht leicht. Verlässliche Informationen und Gespräche mit Betroffenen, die bereits mit einer solchen Therapie leben, können hilfreich sein. Manch einen beruhigt es auch zu wissen, dass im Verlauf der Parkinson-Erkrankung weitere Therapiemöglichkeiten bestehen. Laut Parkinson-Experten wie dem Neurologen Prof. Dr. Per Odin (s. PARKOUR kompakt Sonderedition 2020 S. 11) entfalten nicht orale Folgetherapien die beste Wirkung, wenn sie früher im Krankheitsverlauf eingesetzt werden. Vieles deutet auch darauf hin, dass die verwendeten Medikamente dann über längere Zeit besser wirken. Für Mediziner sind das gewichtige Gründe, rechtzeitig über nicht orale Folgetherapien zu sprechen.

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