27. Juni 2022

Was ist im Arztgespräch wichtig?

Bei Parkinson denken viele Menschen in erster Linie an sichtbare motorische Einbußen wie Störungen in den Bewegungsabläufen, steife oder zitternde Muskeln. Doch so individuell wie eine Parkinson-Erkrankung verlaufen kann, so vielschichtig kann sie sich äußern. Beispielsweise können auch schlechter Schlaf oder Beeinträchtigungen in der geistigen Leistungsfähigkeit mit der Erkrankung zusammenhängen.

Die Ärztin oder den Arzt umfassend informieren

Betroffene und begleitende Angehörige sollten deshalb im Gespräch mit der Neurologin oder dem Neurologen alle Beschwerden erwähnen, die ihnen auffallen – auch dann, wenn sie selbst zunächst keinen Zusammenhang mit der Parkinson-Erkrankung sehen oder vermuten. Je mehr Informationen der Ärztin oder dem Arzt vorliegen, desto besser kann sie oder er die Erkrankung und die Wirksamkeit der aktuellen Parkinson-Therapie beurteilen.

Hilfreich: eine gute Dokumentation

Um alles Wichtige schildern zu können, dabei nichts zu vergessen und auch an länger Zurückliegendes zu denken, ist eine gute Dokumentation im Vorfeld hilfreich. Notieren Sie sich in Tages- oder Wochenprotokollen, anhand von Fragebögen oder in Tagebuch-Apps auf dem Smartphone, was Ihnen im Alltag auffällt. Neben den auftretenden Symptomen sind Zeitpunkte und Dauer von Phasen mit oder ohne Beschwerden von Bedeutung, der Zusammenhang von Medikamenteneinnahme und Beschwerden sowie Vorkommnisse wie Stürze oder Freezing, das plötzliche „Festfrieren“ der Füße am Boden. Auch ihre psychische Verfassung ermöglicht der Ärztin oder dem Arzt Rückschlüsse auf die Schwere der Erkrankung und die Wirkung der Parkinson-Therapie.

Medikamentenplan erstellen und besprechen

Die Neurologin oder der Neurologe sollte zudem vollständig darüber informiert sein, welche weiteren Medikamente Sie einnehmen. Denn manche Beschwerden können auch eine Nebenwirkung von Medikamenten gegen andere Erkrankungen sein. Wenn Ihre Ärztin oder Ihr Arzt weiß, welche Wirkstoffe Sie einnehmen, kann sie oder er das in der Beurteilung von Erkrankung und Therapie berücksichtigen. (Unter www.parkinson-medikamentenplan.de können Sie ein kostenloses Formular herunterladen und eine Übersicht über Ihre täglichen Medikamente erstellen.)

Alle Themen offen ansprechen

Schließlich sollten sich Betroffene und Angehörige im Gespräch mit der Ärztin bzw. dem Arzt nicht scheuen, vermeintlich „peinliche“ Themen anzusprechen. Denn nur wenn Ihre Ärztin oder Ihr Arzt Mediziner zum Beispiel von Problemen bei der Impulskontrolle weiß, kann sie oder er gemeinsam mit Ihnen überlegen, wie dem begegnet werden kann. Sprechen Sie es auch an, wenn Sie mit Ihrer Therapie nicht gut zurechtkommen, zum Beispiel weil sich ein recht komplexes Schema mit mehreren täglichen Einnahmezeitpunkten der Parkinson-Tabletten im Alltag nicht gut umsetzen lässt. Gegebenenfalls kann es auch angezeigt sein, über eine nicht orale Folgetherapie nachzudenken. Unter Spezialistinnen und Spezialisten gilt bei der modernen Parkinson-Therapie mittlerweile als Konsens, die vorhandenen Behandlungsmöglichkeiten nicht zu lange aufzusparen, sondern frühzeitig einzusetzen und vorhandene Fähigkeiten auf diese Weise so lange wie möglich zu erhalten. Und je früher Betroffene und Angehörige die bestehenden Behandlungsoptionen kennen, desto besser können sie Informationen vertiefen und zum passenden Zeitpunkt mit gutem Gefühl entscheiden.

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