3. Juli 2019

Stuhltransfer: Als CED-Therapie noch Zukunftsmusik

Mann und Frau stehen vor der Kamera

Stuhltransfer, auch Stuhltransplantation genannt, als neue Therapie bei Morbus Crohn und Colitis ulcerosa ist immer wieder ein Thema. Hintergrund ist, dass die Darmflora, also die Bakteriengemeinschaft in unserem Darm (Mikrobiom), eine Rolle bei chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen spielt. Im Gegensatz zu Darmgesunden ist die Zusammensetzung der Darmflora verändert, sie ist zum Beispiel weniger vielfältig. Das legt nahe, dass ein fäkaler Mikrobiom-Transfer (FMT), wie die Stuhltransplantation auch genannt wird, bei CED eine Wirkung haben könnte. Geforscht wird auf diesem Gebiet, als etablierte Behandlung steht das Verfahren nicht zur Verfügung, denn viele Fragen dazu sind noch nicht beantwortet.

Mikrobiom und CED: Viele Fragen offen

Die unterschiedlichen Studien zur Stuhltransplantation bei Morbus Crohn und Colitis ulcerosa kommen zu verschiedenen und teilweise auch kontroversen Ergebnissen. Auch der genaue Einfluss des Mikrobioms bei CED ist noch nicht vollständig entschlüsselt. Es ist zum Beispiel offen, ob die Darmflora durch die Erkrankung verändert ist oder das veränderte Mikrobiom zu den Ursachen einer CED gezählt werden kann. Ebenfalls ungeklärt ist, wie die ideale Zusammensetzung der Bakterien im Darm sein sollte, denn auch bei Darmgesunden unterscheidet sie sich von Mensch zu Mensch.

Stuhltransplantation ist Forschungsthema

Unterschiedliche kleinere Studien haben sich in letzter Zeit mit der Stuhltransplantation beschäftigt. Eine australische Studie etwa untersuchte bei Patienten mit Colitis ulcerosa die Wirkung des Mikrobiom-Transfers. Zwar zeigte die Behandlung bei jedem dritten Patienten Erfolg, dieser hielt jedoch nur bei wenigen länger als 12 Monate an. Andere Studien kommen zu teilweise ähnlichen Ergebnissen, wobei die Wahl des Stuhlspenders offenbar von Bedeutung ist. Beim Morbus Crohn zeigen die bisherigen Untersuchungen keinen merklichen Erfolg. Außerdem gibt es hier mögliche schwerwiegende Komplikationen. Viele Aspekte müssen daher noch besser beleuchtet werden. Ein wichtiger Forschungsbeitrag für weitere Erkenntnisse, leistet das Register zum fäkalen Mikrobiom-Transfer, das am Universitätsklinikum Jena eingerichtet wurde. Dort werden Daten zur Häufigkeit und Sicherheit des FMT bei unterschiedlichen Erkrankungen aus Deutschland gesammelt.

FMT: Gesunder Spender – erkrankter Empfänger

Doch wie funktioniert eine Stuhltransplantation überhaupt? Es wird Stuhl von einem gesunden Spender in den Darm eines CED-Patienten übertragen. Die Stuhlspender werden vorher umfangreich untersucht, um genau festzustellen, dass sie keine Erkrankungen, zum Beispiel Infektionen durch Viren oder Bakterien, haben. Die Stuhlspende wird aufbereitet, gefiltert und verdünnt. Dann wird der aufbereitete Stuhl in den Darm des Spenders eingebracht.

Bei einer anderen Erkrankung, der wiederkehrenden Infektion mit dem Bakterium Clostridium difficile, wird die Stuhltransplantation bereits erfolgreich angewendet. Von einer etablierten Behandlung bei CED ist das Verfahren heute jedoch noch weit entfernt. Der Mikrobiom-Transfer sollte deshalb bei CED ausschließlich im Rahmen von Studien durchgeführt werden. Die aktuellen Forschungen tragen dazu bei, immer mehr Erkenntnisse zum Mikrobiom und zum FMT bei Morbus Crohn und Colitis ulcerosa zu erhalten.

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