31. Mai 2021

Wie lässt sich das Schlucken trainieren?

Bei über 80 Prozent der Parkinson-Betroffenen wirkt sich die Erkrankung auch auf das Schlucken aus. Mit der Zeit können die Veränderungen zu Schluckstörungen führen. Probleme können in jedem Stadium der Erkrankung auftreten, kommen aber bei fortgeschrittenem Parkinson deutlich häufiger vor. Die verminderte Schluckfähigkeit schränkt nicht nur beim Essen und Trinken und damit in der Lebensqualität ein, sie kann auch die Wirkung oral eingenommener Parkinson-Medikamente beeinflussen. Bei sehr ausgeprägten Schluckstörungen kann es passieren, dass Bestandteile der Nahrung oder Flüssigkeit in die Lunge geraten und Entzündungen hervorrufen. Es ist daher wichtig, auf eventuelle Veränderungen schnell zu reagieren.

Training mit logopädischen Übungen

Mit logopädischen Übungen lässt sich das Schlucken trainieren. Sie zielen darauf ab, die Bewegungsabläufe und die Empfindsamkeit im Mundraum zu erhalten. Gleichzeitig geht es darum, wichtige natürliche Schutzmechanismen zu bewahren, beispielsweise kräftiges Husten oder Räuspern. Beides befördert womöglich in Mund und Rachen verbliebene Nahrungsreste Richtung Magen und es kann nichts in die Luftröhre gelangen, was dort Schaden anrichten könnte.

Fähigkeiten möglichst lange erhalten

Wer sich rechtzeitig kümmert, kann Schlucktechniken erlernen, mit denen sich eine Störung ausgleichen lässt. Betroffene erfahren zudem, wie sie mit gezielten Übungen die am Schlucken beteiligten Muskeln vorbeugend stärken können. Das ist wichtig, um vorhandene Fähigkeiten möglichst lange zu erhalten. Schließlich gehört es zu jeder Therapie, Ess- und Trinkregeln zu besprechen und zu überlegen, wie die tägliche Kost der individuellen Schluckstörung angepasst werden kann.

Einfache Übungen für jeden Tag

Darüber hinaus können Betroffene im Alltag mit kleinen Übungen die Bewegungen der Lippen und von Wangen- und Kaumuskulatur, Zunge, Gaumen und Rachen gezielt anregen und trainieren. Ideal ist es, sich ausreichend ruhige Momente für ein kleines Übungsprogramm in den Tag zu legen. Die Logopädin Ulrike Pröhl, Logopädin im Neurologischen Zentrum der Segeberger Kliniken GmbH, hat Anregungen, welche Bewegungen die am Schlucken beteiligten Muskeln stärken:

  • Melodien pfeifen
  • Im Wechsel: Lippen spitzen, breitziehen, spitzen …
  • Ohne Stimme ein „P“, bilden, dabei die Lippen kräftig platzen lassen.
  • Ein flaches Hölzchen (z. B. einen Eisstil oder einen Mundspatel) nur zwischen den Lippen (nicht zwischen den Zähnen) halten, so dass er nicht herunterfällt (z. B. beim Lesen oder Fernsehen).
  • Die Zunge weit herausstrecken und für fünf Sekunden ganz gerade halten.
  • Die ausgestreckte Zunge abwechselnd zur Nasenspitze und zum Kinn bewegen.
  • Lippen und Zähne rundherum mit der Zunge ablecken. Nach dem ersten Durchgang die Richtung wechseln.
  • Die Zunge im Mund gegen das Wangeninnere drücken.
  • Möglichst kräftig schnalzen, indem die Zunge fest an den Gaumen gepresst und mit einem Ruck gelöst wird.
  • Kräftiges Husten und Räuspern üben, auch zwischendurch immer einmal wieder.
  • Mit „K“ beginnende Worte (Kaffee, Keller, König …) sehr kräftig aussprechen.

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