15. Januar 2020

Morbus-Crohn-Therapie: Den Verlauf vorhersehen

Morbus Crohn kann sich mit der Zeit ganz unterschiedlich entwickeln. Von einer leichten und kleinen Entzündung im Darm mit wenigen aktiven Phasen bis hin zu starken und anhaltenden Schüben und Komplikationen ist alles möglich. Welche Therapie ausgewählt wird, hängt unter anderem davon ab, ob es zu einem milden oder einem schweren Verlauf der Erkrankung kommt. Insbesondere wenn ein komplizierter Verlauf zu erwarten ist, kann sich eine frühzeitige konsequente Behandlung positiv auf die weitere Entwicklung des Morbus Crohn einwirken und möglichen Komplikationen entgegenwirken. Der Einsatz von Medikamenten wie Immunsuppressiva oder Biologika kommt dann schon früh infrage – Medikamente, die bei einem leichten Verlauf nicht angewendet werden. Durch welche Anzeichen sich bereits kurz nach der Diagnose abschätzen lässt, welchen Verlauf Morbus Crohn nimmt, ist nun in einer Studie untersucht worden.

Morbus Crohn: Zeichen für einen komplizierten Verlauf

Die Wissenschaftler haben Merkmale ausgemacht, die darauf hinweisen, dass die Erkrankung schwer verläuft. Dafür wurde der Morbus Crohn bei mehr als 300 Patienten über zwei Jahre beobachtet. Als die Studie gestartet wurde, lag die Diagnose bei den Studienteilnehmern noch nicht länger als sechs Monate zurück. Auf ganz unterschiedliche Aspekte wurde geachtet: das Alter bei der Diagnose, das Geschlecht, ob geraucht wurde, in welchem Darmbereich die Entzündung auftrat, Blutarmut, Fieber, Begleiterkrankungen und Blutwerte. Drei Faktoren kamen bei den Patienten mit einem schweren Verlauf besonders häufig vor: ein Alter bei der Diagnose von unter 40 Jahren, eine Blutarmut und eine Behandlung mit Kortisonpräparaten beim ersten Schub. Lagen zwei der Merkmale vor, lag das Risiko für einen komplizierten Krankheitsverlauf bei 80%. Waren es sogar alle drei Merkmale, stieg das Risiko auf 91%.

Frühzeitig individuell behandeln

„Prädiktoren“ werden in der Fachsprache solche Merkmale genannt, die eine Vorhersage für ein bestimmtes Ereignis ermöglichen. Die drei Prädiktoren, die in der Studie zu Morbus Crohn ermittelt wurden, können Ärzten bei der Auswahl der individuell passenden Behandlung helfen. Ist abzusehen, dass ein hohes Risiko für einen komplizierten Verlauf der Erkrankung besteht, kann die Therapie darauf ausgerichtet werden. Wird frühzeitig mit den passenden Medikamenten eingegriffen, können schwere Folgen der Erkrankung womöglich abgewehrt werden. Damit ist eine weitere Möglichkeit gegeben, die Behandlung bei Morbus Crohn individuell auf die persönlichen Bedürfnisse von Patienten auszurichten.

Quelle:
Stallmach A, Bokemeyer B, Helwig U et al. Predictive parameters for the clinical course of Crohn’s disease: development of a simple and reliable risk model. International Journal of Colorectal Disease (2019) 34:1653–1660.

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