29. Mai 2019
Trotz Rheuma um die Welt: Michaelas Traum von Afrika
Eine rheumatische Erkrankung bringt so manche Hürde im Leben mit sich und kann täglich neue Herausforderungen bereithalten. Doch deswegen die eigenen Träume und Ziele nicht weiterverfolgen? So weit hat es Michaela nicht kommen lassen. Die heute 40-Jährige erkrankt bereits als Kleinkind an juveniler idiopathischer Arthritis. Ihr Traum: Nach Afrika reisen, die Natur dort erleben und fotografieren. Besonders an schlechten Tagen hat dieser Traum ihr Kraft gegeben und sie motiviert, weiterzumachen, obwohl sie manchmal lieber aufgeben wollte:
„Lange schon hatte ich diese Sehnsucht nach Wüste, Weite und Wärme in mir. Dass dies der Traum von einer Reise nach Namibia ist, wusste ich erst, als ich die Bilder eines Naturfotografen sah. Da war klar: Dort möchte ich die Wildpferde fotografieren und in der versunkenen Diamantenstadt herumgehen. Doch hatte ich beim Vortrag noch die Fäden in meinem neuen Kniegelenk, viele Schmerzmittel im Blut und einen großen Eisbeutel auf dem Knie. Also nicht die besten Voraussetzungen für 12 Stunden Flug von Frankfurt nach Namibia.“
Aus der Reha direkt ins Reisebüro
Michaela hält an ihrem Traum fest und auch als sie das zweite künstliche Kniegelenk bekommt, lässt sie sich nicht entmutigen. Im Gegenteil, noch während der Operation fasst sie einen Entschluss:
„Dieser unbändige Wunsch, selbst in Namibia zu fotografieren, hat mich nicht mehr losgelassen. So habe ich ein Jahr später beschlossen, nach Afrika zu fliegen. Das war im Januar 2012 im Operationssaal und der Operateur ersetzte gerade das zweite Knie durch ein Kunstgelenk. Anschließend in der Rehaklinik war ich wieder bei einem Vortrag über Namibia dabei und hatte in der Zwischenzeit viele Reiseführer und Reiseberichte über das Land gelesen. Nun war das Ziel klar: Sobald ich wieder richtig laufen kann, werde ich nach Namibia fliegen!
Der erste Ausflug noch mit Gehstützen führte mich in ein Reisebüro und bei der Betrachtung der Reisepreise wurde es mir schon etwas schummrig. Doch soll man nicht das Leben genießen und sich was gönnen? Wer weiß, ob ich mich in 10 Jahren noch bewegen kann. Also habe ich nach langen Überlegungen ein Jahr später die Reise gebucht.“
Unvergessliche Momente und Neugier auf mehr
Als es endlich losgeht, ertappt sich Michaela dabei, dass sich neben der Vorfreude auch leise Zweifel melden, ob sie sich womöglich zu viel zugemutet hat. Doch während der Reise sind diese Zweifel schnell vergessen:
„Gespannt saß ich im Flugzeug von Frankfurt nach Namibia und hatte dieses komische Gefühl im Bauch: War es die richtige Entscheidung? Wird dir das Klima bekommen? Wirst du den langen Flug überstehen? Ja, ich habe alles gut überstanden und mich in Afrika verliebt. Diese Weite und die vielen Tiere haben mich sehr beeindruckt. Aber auch die Menschen, die bei Hitze und Staub zusammen mit den Ziegen in einer Hütte leben. Die Gastfreundschaft der Menschen vor Ort, bei denen man immer ein Teil der Familie ist, und die vielen wunderschönen Sonnenuntergänge.
Sicher war es auch sehr spannend, mit gekühlten Medikamenten zu reisen: Jeden Morgen musste ich aus unzähligen, manchmal nach Fisch stinkenden Kühlakkus meinen raussuchen. Meist lernte ich auch die gesamte Crew der Lodge kennen bei der morgendlichen Suche nach meinen Spritzen. Doch gehört etwas Abenteuer zu jeder Reise und bei 40 Grad im Schatten ist der Transport gekühlter Rheumamedikamente eben eine kleine logistische Herausforderung. Aber die Spritzen und ich haben die Reise gut überstanden und die letzten drei Tage in Kapstadt haben mich neugierig gemacht auf mehr.“
Nimm dir Zeit zum Träumen und genieße dein Leben
Michaela hat sich ihren Traum von Afrika erfüllt und damit neue Träume von weiteren Erlebnissen in der Ferne geweckt:
„Ich bin aus Namibia wiedergekommen und habe im folgenden Jahr vier Wochen lang Südafrika und Simbabwe bereist. Denn eines habe ich in Afrika gelernt: Nimm dir Zeit zum Träumen und genieße dein Leben. Ich träume nun weiter von Afrika, wenn ich die mitgebrachte Musik höre oder die Bilder ansehe. Dann kann ich die angenehme Wärme spüren und alles um mich herum vergessen.
Träumen ist etwas Schönes, denn die Alltagssorgen verschwinden. Gerade jetzt, wo ich meinen geliebten Beruf wegen der rheumatischen Erkrankung nicht mehr ausüben kann, geben mir meine Träume Kraft, weiterzumachen. Vielleicht gehen auch die neuen Träume schon bald in Erfüllung und bringen viele schöne, interessante und neue Erlebnisse.“
Belohnt wurde Michaelas Mut, sich von der rheumatischen Erkrankung nicht einschüchtern zu lassen, nicht nur mit den beeindruckenden Erlebnissen in Afrika, sondern auch mit einem Preis. Ihr Bericht über ihre Afrikareise wurde 2016 mit dem Uli-Horn-Preis der Deutschen Rheuma-Liga ausgezeichnet. Der Kreativpreis wird alle zwei Jahre ausgeschrieben und hatte 2016 das Thema „Ich lebe meinen Traum“.
Broschüre: Reisen mit Rheuma
Viele Informationen und Tipps rund ums Reisen bietet Ihnen die Broschüre „Urlaub und Reisen mit entzündlich-rheumatischen Erkrankungen“, die hier für Sie zum Download bereitsteht.